Es war längst überfällig, meinen Tierschützer in Hamburg. Andere Menschen halten es für eine große Geldverschwendung: Der neue Taubenschlag, der am Bahnhof von Barmbek steht. 50.000 Euro stellte der Bezirk Hamburg-Nord dafür zur Verfügung.
Im Fokus steht damit nicht nur das Wohl der Tauben – die Stadt richtet auch den Blick auf die Optik. Die Massen an Tauben stören das Gesamtbild. Die Stadt Hamburg kassiert Kritik für das Vorgehen.
Ein Taubenschlag für Hamburg-Barmbek
An Hotspots wie dem Barmbeker Bahnhof wird das Elend direkt sichtbar: Eine Menge Schmutz, Müll und die Hinterlassenschaften der Tiere zieren die U- und S-Bahnstation.
Etwa 100 Tauben leben hier und bedienen sich am herumliegenden Müll, der sie wiederum krank werden lässt. Das soll jetzt ein Ende haben – ein Pilotprojekt bringt einen Taubenschlag nach Barmbek. Der soll erst einmal für zwei Jahre auf dem Verwaltungs-Berufsgenossenschafts-Gelände am Barmbeker Bahnhof seinen Platz finden.
Was ist eigentlich ein Taubenschlag?
- Ein Taubenschlag schützt die Tauben vor Wettereinflüssen und natürlichen Feinden
- Hier bekommen die Tiere artgerechtes Futter
- und können sich an einen hygienischen Ort zurückziehen
- Somit werden auch den Krankheiten, unter denen viele Tauben auf den Straßen leiden, vorgebeugt
- Außerdem kann die Taubenpopulation durch den Austausch von Eiern kontrolliert werden
Hamburg: War das längst überfällig?
Der Antrag kam von den Grünen und der SPD, die damit in die Wege leiteten, was unter anderem Tierschützer wie die Hamburger Stadttauben e.V. schon lange Zeit forderten. Auf Facebook teilte die Grüne Hamburg-Nord den Erfolg: „Es ist geschafft – der erste betreute Taubenschlag in Hamburg-Nord kommt!“
Während sich die einen freuen, fragen sich viele Tierfreunde und -schützer: Warum erst jetzt? Gegenüber MOIN.DE sagt die Vorsitzende der Hamburger Stadttauben e.V., Marion Oechsle: „Wir haben immer wieder auf die schlimmen Zustände am Bahnhof aufmerksam gemacht. Nachdem rund um den Bahnhof fast alles vergrämt worden ist mit Netzen, Blechen und Spikes, fanden die Tauben kaum noch Möglichkeiten, sich vor der Witterung zu schützen.“ Als standorttreue Tiere seien sie trotzdem in der Gegend geblieben.
Von der Suche nach einem Standort habe der Verein gewusst und Kontakt mit der Stelle aufgenommen. „Dass dieser Taubenschlag als Pilotprojekt eingerichtet wird, ist allerdings irritierend“, sagt Oechsle, „Denn dass sich Taubenschläge bewähren, ist bundesweit bekannt.“
Ist Hamburg bei dem Thema überholt?
Stuttgart besitzt laut Hamburger Stadttauben e.V. bereits 16 Taubenschläge, während es in der Hansestadt gerade einmal zwei betreute sind. Dort werden jährliche Hunderte Eier ausgetauscht. Am Hauptbahnhof 800 und in Mümmelmannsberg knapp 500, erklärt Vorsitzende Oechsle.
Hamburg hat ein großes Taubenproblem, unterstreicht auch der Verein nochmals: „Die Stadt sollte eine Stelle schaffen, die sich um die Taubenproblematik kümmert. In Person eines Tierschutz- oder Taubenbeauftragten, wie es sie in vielen anderen Städten (beispielsweise Berlin) bereits gibt.“
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Viel Frust um das Pilotprojekt in Hamburg
Stimmen in sozialen Netzwerken kann man hingegen teilweise eine andere Stimmung entnehmen: Menschen sind mitunter wütend über die Entscheidung, hohe Summen für die Taubenproblematik zu investieren.
„500 Euro pro Taube und die Obdachlosen und die Menschen, die an der Tafel anstehen, werden immer mehr“, schreibt ein Mann unter einem Facebook-Beitrag über den Taubenschlag für die rund 100 Tauben am Barmbeker Bahnhof und ist damit nicht allein. Auch andere finden den Taubenschlag „unnötig“.
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Was vielen jedoch nicht bewusst ist: Die Population der Tauben wird durch den Taubenschlag verringert und das Leid von Tier und Mensch ebenso. Einige Stimmen machen sich dafür stark, bedanken sich bei der Stadt und dem Verein, der so intensiv für das Thema kämpft.
>> Hier gibt es ein Video vom Taubenschlag am Hauptbahnhof von Hamburg zu sehen.