Center Parcs – ein Name, mit dem viele irgendwas anfangen können. Sie verbinden damit oft so etwas wie Urlauberabfertigung in einer Ferienwohnanlage. In Deutschland betreibt das Unternehmen aktuell sechs Parks mit Bungalows und Co., ein siebter an der Ostsee soll hinzukommen.
Im Norden gibt es Center Parcs bereits an der Nordsee-Küste und im niedersächsischen Bispingen in der Lüneburger Heide, ein Stück südlich von Hamburg. Laut Angaben des Unternehmens sind im neuen Ostsee-„Ferienpark Pütnitz“ in Mecklenburg-Vorpommern 600 „gemütliche Ferienhäuser und Apartments“ geplant. Allerdings an einem sensiblen Ort.
Mega-Projekt an der Ostsee
Die Halbinsel Pütnitz zwischen Rostock und Rügen gilt eher als unbekannt. Sie liegt in direkter Nachbarschaft zum prominenteren Fischland-Darß. Es dominieren Wald und Wiesen das Geschehen, in einem Technikmuseum lassen sich Oldtimer, DDR- und Sowjet-Panzer angucken und einmal im Jahr tanzen Feiernde beim „Pangea Festival“.
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Und bald könnten 600 Ferienhäuser mit Tausenden Betten das Leben auf der schläfrigen Halbinsel im wahrsten Sinne des Wortes befeuern. Außerdem sollen Freizeit-, Spiel- und Sportangebote Urlauber in der Anlage halten. Center Parcs ist bekannt dafür, diese mitten ins Grüne zu stellen.
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„Ein guter Umgang mit der Welt um uns herum liegt in unserer Natur. In unseren Parks erleben Sie, wie wir die Natur bereichern und schützen“, heißt es in einem Werbe-Slogan. Ein Engagement, das so manch anderer Investor vermissen lässt. Und dennoch stößt es auf Widerstand in der Region.
Denn ob in Einklang mit der Natur oder nicht: An einem sonst fast verlassenen Ort entstehen Unterkünfte und andere Einrichtungen. Tausende Menschen wirbeln umher, wo sonst kaum jemand unterwegs war. „Mittlerweile reden wir hier über das größte Planungsobjekt in Mecklenburg-Vorpommern“, sagt Steffen Lott vom Verein „Für unsere Heimat – kein Massentourismus auf Pütnitz“ zu MOIN.DE.
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Auf der Homepage der Initiative wird schon anhand der Fotos deutlich, was sie befürchtet: eine verstopfte, dreispurige Straße ist zu sehen, daneben das Bild eines gut besuchten Strandes. „Wenn dieses Bauprojekt startet, verlieren wir hier 600 Hektar Wald Moore und Wiesen“, meint Steffen Lott.
Ruhige Zeiten an der Ostsee endgültig vorbei?
Der Verein findet das, was Center Parcs in Pütnitz an der Ostsee plant, „gigantisch“. Die „Profund Consult GmbH“ analysierte die zu erwartenden Gästezahlen und rechnet in der ersten Stufe mit 600.000 bis 750.000 Übernachtungen pro Jahr. Nicht nur die Ferienhäuser sind in Planung, sondern auch ein Badeparadies, Restaurants, Shops und Showbühne.
Die Halbinsel Fischland-Darß ist eher beliebt bei Urlaubern, die es etwas ruhiger mögen. Ändert sich das durch die Pläne für Pütnitz? „Durch den geplanten Massentourismus wird Fischland-Darß mit hunderttausenden zusätzlichen Touristen überflutet und verliert damit vollends seinen Charakter als ruhiges und naturnahes Urlaubergebiet“, befürchtet der Verein gegen Massentourismus.
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Die Halbinsel Pütnitz befindet sich am Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und im Landschaftsschutzgebiet. Hunderttausende zusätzliche Touristen würden in die bisher ruhigen Gewässer der Boddenlandschaft gelockt. Auch ein Campingplatz soll entstehen.
10 Tipps für Urlaub an der Ostsee:
- Rügen
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- Usedom
- Hiddensee
- Fischland-Darß-Zingst
- Poel
- Heiligendamm
- Timmendorfer Strand
- Fehmarn
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Zumindest die Konzepte von Center Parcs sehen allerdings vor, dass Urlauber möglichst in der Ferienanlage alles vorfinden, was sie brauchen und nicht unbedingt die Gelegenheit nutzen, sich auch außerhalb davon zu bewegen.
Geschäftsführer Frank Daemen beschrieb die Eingriffe in die Natur gegenüber der „Ostsee-Zeitung“ einst als „marginal“, weil Center Parcs sich nur im Bereich der Landebahnen beim Technikmuseum befinde.
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Auf der anderen Seite ließ Daemen über sein Unternehmen aber auch verkünden, dass man „diese einzigartige und touristisch schon sehr gut erschlossene Halbinsel zu einer touristischen Gesamtdestination“ entwickeln wolle.
Ostsee: Petition möchte Projekt verhindern
Der Verein „Für unsere Heimat – kein Massentourismus auf Pütnitz“ erinnerte kürzlich in einem offenen Brief Ministerpräsidentin Manuela Schwesig daran, dass sich Center Parcs seit Jahren in finanziellen Schwierigkeiten befindet. Und dass die regierende SPD und Linke einst verkündeten, dass die Zeiten von Bettenburgen vorbei seien. Für Pütnitz galt diese Verlautbarung der Parteien allerdings ausdrücklich nicht.
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Eine Petition ruft zum Stopp der Pläne von Center Parcs und Co. auf. Bislang haben 2.100 Menschen unterschrieben. Einer von ihnen kritisiert:
„Das kann doch nicht möglich sein! Es gibt auf der Welt schon genug größenwahnsinnige Tourismusprojekte, welche alles kaputt machen. Was ich hier seit Jahren als Feriengast immer wieder genießen darf und auch schätze, würde mit diesem Projekt für mich und viele andere Menschen nachhaltig und für immer zerstört.“
Eine endgültige Entscheidung zugunsten der neue Ferienanlage ist noch nicht gefallen. Center Parks peilt an, die Anlage 2026 zu eröffnen. 220 Millionen will das Unternehmen investieren.