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Hamburger Experte mit düsterer Prognose – bald wird uns unsere Egal-Haltung zum Verhängnis

Bitter, wenn das wahr wird. Dabei fällt uns beim täglichen Einkauf nicht nur in Hamburg unsere Blauäugigkeit wohl schon bald auf die Füße…

© IMAGO / Martin Wagner

Supermark vs. Discounter: Das ist der Unterschied

Mit Aldi, Lidl, Rewe, Edeka und Co.gibt es in Deutschland viele verschieden Lebensmittelmärkte. Bei den einen handelt es sich um Supermärkte, bei den anderen um Discounter. Doch wo ist der Unterschied?

Mahnende Finger gibt es derzeit viele – immerhin stecken wir in der Multi-Krise. Und abseits von Preis-Turbo und allgemeiner Verunsicherung macht fast jeder in Hamburg einen Fehler, der sich wohl schon bald rächt – und das schon am Frühstückstisch.

MOIN.DE traf in Hamburg einen Experten, der unseren täglichen Gang zum Supermarkt für höchst fragwürdig hält – und das zu recht. Sein Lösungsvorschlag ist drastisch.

Hamburg: Alles drin und doch nichts

An der Kasse im Supermarkt oder beim Discounter müssen derzeit viele rechnen (wir berichteten). Inflation und Rohstoffknappheit sei Dank. Klar, dass nicht nur in Hamburg manch einer sein Heil in Verzicht und Billig-Produkten sucht.

Stephan Iblher, Imker aus Leidenschaft, sieht das mehr als kritisch. Er stellt in Hamburgs größter Honig-Manufaktur „Elbgelb“ regionalen Honig her. Da weiß man, was drin ist, sagt er. Bei Produkten in Supermarkt und Co. ist das oft nicht der Fall – und das gilt nicht nur für Honig.


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Hamburg: Skandale über Skandale

Hühnerfleisch aus Mastställen, Fertig-Gerichte voller Farbstoffe und Toastbrot mit mehr Zucker als Getreide – die Liste an Blendwerk in deutschen Supermärkten ist lang. Für Ibhler ist klar, woran das liegt: „In Deutschland legt man wenig Wert auf gute Lebensmittel. Und das Vertrauen ist durch Skandale einfach weg“, sagt er. Nicht wenige Kunden reagieren mit Gleichgültigkeit. Echtes Vertrauen gebe es mittlerweile nur noch beim Erzeuger selbst, sagt der Experte.

Ist von seinem Produkt überzeugt: Imker Stephan Iblher von elbgelb aus Hamburg. Foto: MOIN.DE / Stephan Wipperfeld

Dabei gilt Iblher Honig als wichtiger Indikator – an dem eine noch viel größere Gefahr offenbar wird. Denn hier wird getrickst, gefälscht und gestreckt (>>> hier mehr), sogar als Bio deklarierter Honig enthält oft minderwertige Gemische aus fernen Ländern. Woher die Produkte wirklich stammen, lässt sich vom Verbraucher oft nicht nachvollziehen.

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Hamburg: Kunden, aufgepasst!

Kunden seien hier trotz (angebrachter) Skepsis oft blauäugig, meint er. Besonders problematisch: Wer beim Discounter zum Billig-Produkt greift, tut nicht nur sich wenig Gutes. Denn die Biene hilft uns allen. Bestäubt sie beispielsweise Raps, wird die Ernte kräftiger; Obst- und Gemüsebauern freuen sich dank Bienen-Besuch über rund 60 Prozent mehr Ertrag! Mehr als bitter, wenn das wegfällt.

Im Winter nicht zu sehen, und doch so wichtig für uns alle: Iblhers Honig-Bienen in Hamburg. Foto: MOIN.DE / Stephan Wipperfeld

Iblher ärgert sich über mangelnde Unterstützung der Honig-Biene. Politisch und vor allem ökonomisch genießen die Brummer, die uns allen nützen, einfach keinen hohen Stellenwert. Sie haben keine Lobby.


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Minderwertige Lebensmittel in Hamburg

Imker wie Iblher wollen die Biene deshalb sogar unter Schutz stellen – stoßen bei politischen Vertretern jedoch seit Jahren auf taube Ohren. „Die kümmern sich um große Landwirtschaftsbetriebe, aber nicht um kleine Imker.“ Große Konzerne setzen dazu oft Pestizide wie das heftig umstrittene Glyphosat ein – und rauben der Biene ihren Lebensraum. Die Folge: Noch mehr minderwertige Lebensmittel.

Dazu sterben Imkern jedes Jahr rund ein Drittel der eigenen Bienenvölker weg. „Wenn das in einer Rinderzucht passieren würde, gäbe es einen Aufschrei. Aber bei der Biene ist es egal“, sagt Ibhler. Imker wie er steuern gegen, stocken die Bienenbestände auf eigene Kosten wieder auf. Unterstützung vom Staat gibt es hier nicht. „Da sind wir eigentlich doof, wir machen das aus Leidenschaft, da merkt keiner, was eigentlich abgeht“, sagt er resigniert.

Ibhler und seine fünfköpfige Familie sind mittlerweile Selbstversorger. So weit muss der geneigte Supermarkt-Kunde (noch) nicht gehen. Doch es lohnt sich, bewusster einzukaufen. Mit einem guten Glas Honig ist schon viel gewonnen.