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Nordsee: Touristen-Anlage zieht Wut auf sich – jetzt hagelt es auch Kritik von ganz oben

An der Nordsee-Küste ist ein heftiger Streit zwischen Einwohnern und Politik ausgebrochen. Jetzt wehrt sich die Gemeinde gegen das Projekt.

Husum
© IMAGO / Olaf Döring

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An der Nordsee soll nichts Geringeres als ein ganzes neues Dorf für Touristen entstehen. „destinature-Dorf“ soll es heißen und auf der Fläche eines ehemaligen Campingplatzes in Husum gebaut werden. „Unsere Destination ist die Natur“, lautet hier dann das Motto der Investoren.

Im Fokus steht ein respektvoller Umgang mit der Natur. Husums Bürgermeister fand Freude am Projekt und machte sich stark für das an der Nordsee einmalige Dorf. Bei den Einwohnern selbst stießen die Pläne allerdings schnell auf harsche Kritik und viel Spott. Eine Frau macht dem „destinature Dorf“ jetzt eine klare Ansage, der Bürgermeister stellt sich dagegen.

Nordsee: „destinature Dorf“ sorgt für Kritik

Werkhaus heißt das Unternehmen, das sich die Rechte für die Bebauung des ehemaligen Campingplatzes in Husum geschnappt hat. Auf dem Grundstück planen sie etwas mehr als 100 Holzhütten, welche vom Aufbau und der Funktionalität an die zuletzt an starker Beliebtheit erfreuten Tiny-Häuser erinnern (MOIN.DE berichtete).

Bei den Einwohnern in Husum-Schobüll erfreut sich das „destinature Dorf Husum“ jedoch wenig Beliebtheit. Zum einen finden sie an dem „Hühnerstall“-ähnlichen Design wenig gefallen, zum anderen pochen viele auf den Erhalt der anliegenden Badestelle, die im Sommer 2022 geschlossen werden musste.

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In das Holzhütten-Dorf setzen die Einwohner wenig Hoffnung. Diskussionen der Husumer in den sozialen Medien kann man entnehmen, dass sie das Projekt nicht als Touristenmagnet ansehen. Doch auch unter steigendem Druck bleibt Husums Bürgermeister Uwe Schmitz (parteilos) standhaft und verteidigt das Projekt in Schobüll, wie in einem Gespräch mit „MOIN.DE“ deutlich wird.

Er bittet die Einwohner um Verständnis und erklärt, dass angesichts „von wirtschaftlichen und rechtlichen Gründen ein Auswahlverfahren sehr komplex ist“. Eine Vielschichtigkeit, die aus Einwohnersicht häufig nicht so verfolgt werden kann wie aus politischer Sicht. Doch auch aus der Politik hagelt Kritik.

Nordsee: Akzeptanz-Frage wird zur Badestellen-Frage

Isabell Thomas von der „Wählergemeinschaft Husum (WGH)“ will in diesem Jahr den ausscheidenden Bürgermeister ablösen und wirft einen kritischen Blick auf das „destinature Dorf“. Jahrelang hat sie für den Erhalt der dortigen Badestelle gekämpft, erklärte sie „MOIN.DE“ in einem Telefongespräch. Das neue Touristen-Dorf und der Wegfall der Badestelle sind Gründe für ihre Kandidatur.

Thomas ist sich sicher, dass mit dem Erhalt des Freibads Schobüll die Akzeptanz für das „destinature Dorf“ steigen könnte, weshalb sie sich dafür klar einsetzen will. Die Sorge, dass eine Badestelle wegfällt, hält Noch-Bürgermeister Schmitz allerdings für unbegründet. Sie war immer ein fester Bestandteil des Bauvorhabens, erklärte er.

„Eine Bedingung für die Vergabe des Grundstückes war und ist, dass eine öffentlich zugängliche Badestelle implementiert wird.“

Uwe Schmitz – Bürgermeister von Husum

Gegen das „destinature Dorf“ wehren sich dabei nicht nur die Einwohner und Kommunalpolitiker, auch die Natur mischt sich in den Streit ein. Denn die Holzhütten werden mitten auf einem Gebiet gebaut, auf dem Überschwemmungen zur Normalität gehören. Ob die Konstruktion den Witterungsverhältnissen standhält, ist unklar – zumindest bis jetzt.


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Um die Standfestigkeit der Gebäude zu testen, wurde das erste Haus bereits auf der Fläche gebaut. Isabell Thomas hat sich einen derartigen Test gewünscht. Die Bedingungen sind aber nicht annähernd so, wie sich die Kandidaten für das Bürgermeisteramt vorgestellt hat.

„Ich hatte vorgeschlagen, eine Testhütte aufzustellen – möglichst an einem Ort, wo die Hütte dem Wind ausgesetzt ist und auch möglichen Überschwemmungen. Jetzt haben sie vor ungefähr 10 Tagen eine Testhütte aufgestellt, aber die haben sie auf dem geschützten Gelände des jetzigen Freibades aufgestellt.“

Isabell Thomas – Bürgermeisterkandidatin für die „WGH“

Bürgermeister Schmitz bleibt unbeirrt. Ohne eine umfangreiche Prüfung des Standortes werde keine Baugenehmigung erteilt. Er habe deshalb überhaupt keine Sorge, dass das „destinature Dorf“ von der nächsten Flut weggeschwemmt werden könnte. Einige kritische Stimmen in der Stadt würden sich wohl nichts sehnlicher wünschen.