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Hamburg: Box-Talent von Auftragskiller getötet? Wende in Cold Case bahnt sich an

Einige Jahre ist es schon her, dass ein 22-Jähriger aus Hamburg ermordet wurde. Jetzt kommt Bewegung in den Fall.

© IMAGO / Hauke Hass

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Manche Mordfälle werden niemals aufgeklärt. Dann landen sie als „Cold Case“ in der Versenkung. Das befürchteten auch Familienmitglieder und Freunde im Fall des jungen Boxers Tunahan Keser (22†) aus Hamburg-Schenefeld.

Das große Boxtalent aus Hamburg mit türkischen Wurzeln wurde im Juni 2017 angeblich von einem Auftragskiller ermordet, die Leiche fünf Wochen später an der A7 am Rastplatz Holmoor aufgefunden.

Hamburg: Neue Wendung?

Doch jetzt, sechs Jahre nach der grausamen Tat, gibt es Hoffnung, den oder die wahren Täter zu überführen. Denn plötzlich nimmt der Fall wieder Fahrt auf. „Es ist erneut eine Ermittlungsgruppe eingerichtet worden“, bestätigt Peter Müller-Rakow, Oberstaatsanwalt beim Landgericht Itzehoe, gegenüber MOIN.DE. Und weiter: „Zum Inhalt der laufenden Ermittlungen vermag ich jedoch aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskünfte geben.“

Aber hinter vorgehaltener Hand ist aus Behördenkreisen zu erfahren: Es gibt eine neue heiße Spur! Es ist nicht auszuschließen, dass der Mord geplant war und dass jemand aus dem Boxer-Milieu dahinter steckt.

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Rückblick: Tunahan Keser galt als große Hoffnung in Hamburg. Experten sagten dem Superleichtgewicht (1,68 Meter groß, 65 Kilo) eine steile Karriere voraus. Am 23. Juni 2017, einem Freitag, war er abends mit seiner Freundin verabredet. Doch er kam bei ihr nie an. Am selben Tag schoss jemand seinem Trainer Khoren G., einem früheren Box-Europameister, ins Knie. Der Täter kam von hinten, soll komplett vermummt gewesen sein.

Hamburg: Polizei tappt im Dunkeln

Die Polizei vermutete zuerst, dass es Streit zwischen dem Boxer und seinem Trainer gegeben hatte. Sie dachte, Tunahan Keser hätte sich ins Ausland abgesetzt. Erst viel später stellten die Ermittler den Zusammenhang zwischen beiden Taten her, als ein LKW-Fahrer Kesers Leiche am 21. Juli am Auto-Rastplatz an der A7 entdeckte. Zu spät, um frische Spuren zu sichern.

Über einen Monat lang hatte die Leiche im Gebüsch gelegen. Durch einen Zufall entdeckten Fahnder beim polizeibekannten Frank Lindner (58†) Schusswaffen und Munition des gleichen Kalibers, mit dem Tunahan Keser ermordet wurde.

Hamburg: Fall bei „Aktenzeichen XY“

In der Untersuchungshaft räumte Lindner ein, etwas mit dem Tod des Boxers zu tun gehabt zu haben – angeblich für eine „Belohnung“ von einem Kilo Koks. Doch im Knast beging er Selbstmord. Den Ermittlern war es offenbar vorher nicht gelungen, Namen von Hintermännern aus Lindner herauszuquetschen.


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Der Fall landete im März 2018 sogar bei der ZDF-Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ungelöst“. Doch die erhoffte Resonanz, den Mord aufklären zu können, blieb aus. „Tunahan war ein sehr guter Kämpfer“, sagt sein damaliger Trainer Khoren G. heute: „Ein guter Junge mit richtig Herz. Ich denke noch sehr oft an ihn, aber ich versuche, die schrecklichen Geschehnisse hinter mir zu lassen, damit sie nicht mein jetziges Leben so sehr beeinflussen.“