Vor Gericht kam dann doch die Wahrheit ans Licht, obwohl sie eigentlich unterm Deckel gehalten werden sollte. Eine Berliner Polizeibeamtin im gehobenen Dienst hatte ein sexuelles Verhältnis mit dem Mann, von dem sie sich Geld für ihre Spielschulden erhoffte. Dieser kuriose Fall wurde jetzt vor dem Landgericht in Hamburg verhandelt.
Der mehrfach vorbestrafte Betrüger Mike Wappler (65), besser bekannt als „Milliarden-Mike“, traf dort seine ehemalige Geliebte Stefanie H. (45) im Gerichtssaal in Hamburg wieder. Die Anklage lautete: Bestechung und Bestechlichkeit. Er soll von ihr zehn Mal Daten aus dem Polizei-Computer verlangt haben. Sie soll ihm in neun Fällen diese Daten beschafft haben.
Geständnis unter Tränen in Hamburg
Dafür bekam die Polizistin je 200 Euro für Abfragen über seine Person und je 100 Euro für Abfragen über seine Kumpel.
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Während Stefanie H., die inzwischen nicht mehr im Dienst ist, schon vor der Verhandlung in Tränen aufgelöst war, genoss Milliarden-Mike das große Medien-Interesse. Als die Fotografen vor ihm standen, nahm er sogar seine Maske ab, damit er auf den Bildern möglichst gut abgebildet ist. Doch die Show nahm ein Ende, als Stefanie H. geständig ihre Geschichte unter Tränen erzählte.
Sie habe zwei Kinder von zwei Männern (inzwischen 15 und 6 Jahre alt), eine Fehlgeburt, sei spielsüchtig und habe eine Therapie gemacht. 2014 soll alles begonnen und sie in Sozialen Medien um die 50 Prominente aus Showbusiness, Politik und Wirtschaft angeschrieben haben. Bettelbriefe, weil es ihr trotz 4.000 Euro, die sie monatlich durch Gehalt, Unterhalt und Kindergeld zur Verfügung hatte, finanziell schlecht ging.
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Das ist Mike Wappler:
- Peter Mike Wappler, alias „Milliarden-Mike“, wurde 1955 in Lübeck geboren.
- Sein Vater war Antiquitätenhändler.
- Er besuchte die Sonderschule, musste die 1. Klasse wiederholen.
- Nach der Schule jobbte er bei seinem Vater.
- Mit 18 Jahren wurde er Zuhälter in Hamburg.
- Im Knast absolvierte er eine Lehre als Gebäudereiniger.
- Insgesamt hat er (bisher) 28 Knastjahre abgesessen.
- 2001 gründete er eine Model-Agentur.
- 2013 erschien seine Biografie „Ich hab sie alle abgezockt“.
- Er ist Single und hat vier uneheliche Kinder.
- Zur Zeit ist er in Haft, holt da seine Mittlere Reife nach.
- Seine Hobbys (nach eigenen Angaben): Boxen, Frauen, schnelle Autos, teure Uhren und sonstiger Luxus.
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Hamburg: Hoffnung auf 100.000 Euro
Auch „Milliarden-Mike“ bekam so einen Bettelbrief. Doch er habe nie im Sinn gehabt, der zierlichen Blondine finanziell mit hohen Summen unter die Arme zu greifen. Die beiden trafen sich mehrmals in einem Luxushotel in Berlin. Wie sich in der Verhandlung herausstellte, hatte Stefanie H. sich von Wappler 100.000 Euro erhofft. Dafür, das gab er unverhohlen zu, wollte er Sex mit ihr haben.
Ihre Motivation: Sie hatte Spielschulden von über 50.000 Euro, konnte angesammelte Kredite nicht mehr bedienen und erklärte sich einverstanden. Als Stefanie H. begriff, dass Wappler ihr das Geld nicht geben würde, schlug ihre anfängliche Euphorie in Wut um. „Ich war gebrochen, wütend und sauer“, sagte sie vor Gericht. Sie fühlte sich ausgenutzt und gedemütigt, was sie so ausdrückte: „Es war eine körperliche und seelische Vergewaltigung mit Zustimmung.“
Hamburg: Gute Sozialprognose
Doch anstatt es dabei zu belassen und Wappler aus dem Weg zu gehen, belagerte sie ihn immer wieder bis 2019, wie aus Chatverläufen und Sprachnachrichten hervorging. Sie bot ihm immer wieder von selbst an, für ihn Abfragen im Polizei-Computer zu tätigen, in der vagen Hoffnung, dass er doch noch zahlt. Zuerst 100.000 Euro, dann sollten es 40.000 Euro sein.
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Beide flogen auf, als Ermittler im Rahmen eines anderen Strafverfahrens gegen Wappler bei Abhöraktionen auf seine Kontakte zu der Polizistin kamen. Die Strafe von drei Jahren und sechs Monaten aus diesem Verfahren wegen zwei Betrugstaten, sitzt Wappler derzeit ab. Die verlängert sich nun. Denn die Richterin sprach noch am ersten Verhandlungstag das Urteil: Wappler brummte sie neun Monate obendrauf – wegen Bestechung in zehn Fällen.
Die Ex-Polizistin kam mit einem blauen Auge davon. Sie erhielt 18 Monate auf Bewährung für Bestechlichkeit in neun Fällen, weil sie nicht vorbestraft und geständig war. Zudem bescheinigte das Gericht ihr eine gute Sozialprognose, da sie mit ihrem Lebensgefährten, mit dem sie das jüngere Kind hat, in einem Haus wohne und somit ein stabiles Umfeld habe.