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Hamburg: Folgen der Moschee-Schließung – Experte mit brisanter Diagnose

Das Islamische Zentrum Hamburg wurde nun geschlossen. Welche Folgen könnte diese Maßnahme haben? Ein Experte klärt auf.

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© Daniel Bockwoldt/dpa

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Am Mittwochmorgen, den 24. Juli, stürmte die Polizei das Islamische Zentrum Hamburg (IZH), bekannt als die „Blaue Moschee“, und beschlagnahmte es. Das Bundesinnenministerium hatte entschieden, das IZH zu schließen, da es als direkte Vertretung des iranischen „Revolutionsführers“ die Ideologie der „Islamischen Revolution“ in Deutschland verbreitete.

Die Schließung wurde von vielen Politikern, darunter Bürgermeister Peter Tschentscher und Bundesinnenministerin Nancy Faeser, begrüßt. Auch zahlreiche muslimische Bürger unterstützen die Entscheidung. Der Hamburger Islamwissenschaftler Jannik Veenhuis äußert sich gegenüber MOIN.DE klar zu den Folgen der Schließung der „Blauen Moschee“ und liefert eine brisante Einschätzung der Auswirkungen.

Hamburg: Muslime kritisieren IZH

Die Schließung wurde von vielen nicht überraschend aufgenommen, denn das IZH wird seit 1993 vom Verfassungsschutz beobachtet und gilt als verlängerter Arm des Teheraner Regimes. Sogar im letzten Jahr durchsuchte die Polizei die umstrittene Imam-Ali-Moschee an der Außenalster.

Nun ist das Islamische Zentrum Hamburg und fünf Teilorganisationen bundesweit verboten. Doch warum jetzt? Islamwissenschaftler Jannik Veenhuis sieht: „Ein mögliches Verbot stand ja schon länger im Raum. Offenbar haben sich nun die Beweise für zum Beispiel die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung (Hizbollah) sowie auch für die Verbreitung von Hass und die aktive Arbeit gegen Völkerverständigung verdichtet“, erzählt der Experte in einem Gespräch mit MOIN.DE.

Nach dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 wurde die Rolle des Vereins, der in den 60-er Jahren als religiöser Anlaufpunkt für Schiiten gegründet wurde, und seiner vom Iran gesteuerten Aktivitäten deutlicher sichtbar. Dies unterstrich die Notwendigkeit eines Verbots.

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Zahlreiche Muslime in Hamburg, darunter Sunniten und Schiiten, begrüßen die Entscheidung. „Es gab und gibt unter Muslim*innen viel Kritik an dem Verein und seinen Aktivitäten. Islamistische Bestrebungen werden dort zwar verurteilt, doch oft bleibt das unsichtbar“, erklärt Islamwissenschaftler Jannik Veenhuis. Er betont, dass das Thema besonders brisant wird, wenn es um die Frage der Weiterverwendung der „Blaue Moschee geht.

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Der Hamburger Islamwissenschaftler Jannik Veenhuis hat klare Meinung zu der Schließung der „Blauen Moschee“. Foto: Dominik Pfalzgraf

„Es gibt sicher einige, die das Verbot nicht differenziert betrachten und sich möglicherweise zu Unrecht angesprochen fühlen oder die Vorwürfe nicht glauben und das als gegen den Islam gerichtet interpretieren.“

Hamburg: Auswirkung der Schließung

Dieses Verbot wird Auswirkungen auf die islamistische Szene und auf den Kampf gegen Islamismus bei unseren europäischen Nachbarn haben, schätzt Jannik Veenhuis. „Ich denke, dass es nicht allzu kontrovers ausfällt, da die Sachlage recht klar ist. Schwieriger wird es dann bei anderen islamistischen Akteur*innen, die auch in Hamburg aktiv sind, die sich aber nicht dem Regime in Iran zurechnen lassen und die in ihrer Rhetorik andere, anschlussfähigere Wege gehen, sowie Muslim Interaktiv zum Beispiel“, fügt er hinzu.

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Einsatzkräfte der Polizei stehen während einer Razzia auf dem Gelände vom Islamischen Zentrum Hamburg (IZH) mit der Imam Ali Moschee (Blaue Moschee) an der Außenalster. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Die Schließung der Imam-Ali-Moschee wird nun den Islam in der Kritik stehen lassen. Doch das darf nicht passieren, denn nicht jeder Muslim unterstützt das IZH. „Es wird sich viel daran entscheiden, wie wir es nun schaffen, mit dem Verbot umzugehen, wie wir es schaffen, zu differenzieren zwischen Islam und Islamismus, zwischen Hamburger im Muslim*innen im allgemeinen und den wenigen, die für den Verein die tatsächlich problematische agiert haben“, rät der Experte.

Islam-Hass und die Feindlichkeit könnten steigen

Auch wenn viele Muslime die Schließung unterstützen, befürchten sie die Folgen dieser Maßnahme. Denn: „Immer wenn es in Deutschland um islambezogene Themen geht, nutzen einige ihre ohnehin islamfeindliche oder rassistische Haltung aus. Auch dieses Verbot wird von ihnen als Anlass genommen werden“, klärt der Islamwissenschaftler Jannik Veenhuis auf.

Um einen Anstieg von Islam-Hass und Feindlichkeit zu vermeiden, sollten Medien und Gesellschaft eine Sprache und Handlungen finden, die Muslime als Teil der Hamburger Gesellschaft anerkennen und gleichzeitig klare Grenzen zum Islamismus setzen – auch wenn das nicht immer einfach ist.

Denn laut dem Experten haben wir seit dem 7. Oktober nicht nur einen Anstieg des Antisemitismus, sondern auch des antimuslimischen Rassismus in Deutschland. „Der Krieg in Gaza belastet viele Menschen, unabhängig von ihrer Religion, und vor diesem Hintergrund ist ein sensibler, empathischer Umgang wichtiger denn je.“


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Das Verbot könnte nicht nur in Hamburg und bundesweit Spuren hinterlassen, sondern auch das Verhältnis zwischen Deutschland und dem Iran beeinflussen. „Es ist möglich, dass es konkrete Reaktionen aus dem Iran gibt. Gegebenenfalls werden deutsche Einrichtungen dort dies zu spüren bekommen.“