Hamburg.
Damit hat Paula Friedrich nicht gerechnet, als sie nach Ladenschluss die Mülltonnen eines Supermarktes in Hamburg durchkämmte.
Neben abgelaufenem Joghurt und eingedelltem Obst lagen zahlreiche Nagellacke, Deos und Lippenstifte. „An die 40 Stück originalverpackte Kosmetikartikel“, erzählt die junge Dame aus Hamburg. Alles noch gut zu gebrauchen.
Hamburg produziert Unmengen von Müll
Solch skurrile Entdeckungen beim sogenannten Containern sind nicht unüblich. Zwar bezieht sich der Begriff eigentlich auf das Mitnehmen weggeworfener Lebensmittel, doch nicht selten finden sich literweise Seife, neue Klamotten oder makellose Haushaltswaren wie Teppiche in den Abfallbehältern der Supermärkte.
Nichtsdesotrotz haben immer noch Nahrungsmittel den Hauptanteil am Müll. Allein in Hamburg werden 150.000 Tonnen Essen jährlich weggeworfen.
Ein Drittel der Nahrungsmittel landet in der Tonne
Nach Hochrechnungen des WWF kommen damit in ganz Deutschland 18 Millionen Tonnen zustande – das entspricht einem Drittel der insgesamt produzierten Lebensmittel.
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Im Abfall landen diese meist aufgrund eines abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatums, beschädigter Verpackungen oder – bei Obst und Gemüse – brauner oder matschiger Stellen.
Sortimentswechsel sorgt für Müll
Bei Haushaltswaren, Kleidung und Kosmetik ist dies allerdings nicht der Fall.
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„Ein Mindesthaltbarkeitsdatum konnte ich nirgends entdecken“, berichtet Paula. Sie vermutet, dass die Pflegeprodukte schlicht einem neuen Sortiment weichen mussten.
Containern weiterhin verboten
Aus rechtlicher Sicht gilt Containern als Diebstahl, da die Waren bis zum Abtransport durch die Müllabfuhr Eigentum des jeweiligen Marktes bleiben. Deshalb haben wir Paulas Namen auch geändert.
Für eine Legalisierung hat sich der Hamburger Justizsenator Till Steffen vergangenes Jahr stark gemacht. Er sehe darin eine wirksame Methode, die Lebensmittelverschwendung einzudämmen.
Auf einer Konferenz der Justizminister scheiterte seine Forderung jedoch am Widerspruch von CDU, FDP und AfD.
Initiativen gegen die Lebensmittelverschwendung
Auch wenn das Containern weiterhin gegen das Gesetz spricht: Vereinzelte Supermärkte sind sich der enormen Menge an Müll bewusst und kooperieren mit Einrichtungen wie der Tafel oder Initiativen wie Foodsharing.
Diesen stellen sie abgelaufene oder beschädigte Lebensmittel zur Verfügung, die dann unter Bedürftigen weiterverteilt werden.