Hamburg: Für Obdachlose wird dieser Winter richtig übel – die Stadt macht einen großen Fehler
Ein Kommentar
Grau, nass und kalt. Der Winter in Hamburg hält schon in normalen Jahren nichts Gutes für Obdachlose bereit. Dieses Jahr kommt auch noch Corona dazu. Es wird übel.
Hamburg weitet deshalb sein Winternotprogramm aus. Es gibt weitere Massenunterkünfte mit insgesamt mehr als 1000 Schlafplätzen. In der Markthalle am Hauptbahnhof soll es zudem eine zentrale Tagesaufenthaltsstätte geben. Dort können sich dann bis zu 200 Wohnungslose auch tagsüber drinnen aufhalten (MOIN.DE berichtete). Das ist gut und wichtig, im Prinzip. Aber die Stadt macht einen großen Fehler.
Sie verpasst es, Obdachlose nicht nur so gut es geht vor Kälte, sondern auch vor Corona zu schützen. Obdachlose werden sich in den Unterkünften zum Schlafen Zimmer teilen, teilweise zu viert. Die Stadt beteuert zwar, dass sie lüften und reinigen und für eine lockere Belegung sorgen wird.
Aber sich ein Zimmer zu teilen, bleibt ein Problem. Es erhöht das Risiko einer Infektion. Mehrere Vertreter von Hilfsorganisationen betonten dieses gravierende Problem des städtischen Winternotprogramms im Gespräch mit MOIN.DE.
Fraglich bleibt auch, wie gut der Infektionsschutz tagsüber gelingen kann, wenn sich bis zu 200 Obdachlose in der Tagesaufenthaltsstätte befinden.
Hamburg: Eine Lösung wäre bereits erprobt
Die Lösung wäre einfach: Unterbringung in Hotels, deren Zimmer ohnehin leer stehen. Und zwar in Einzelzimmern. Das gab es schon mal, die Lösung ist mit dem Hotelprojekt während der ersten Pandemie-Welle bereits erprobt. Das Geld kam damals von privater Seite (hier mehr darüber lesen), Vereine und Hilfswerke setzten die Idee um und betrachten sie als Erfolg.
Bevor es im April allerdings dazu kam, hatte es übrigens in Massenunterkünften schon Corona-Ausbrüche gegeben. Warum sollte es jetzt anders sein?
Die Vorteile im Hotelzimmer: Keine gefährlichen Teilchen in der Luft, keine unnötigen Kontakte, Händewaschen jederzeit möglich. Den Obdachlosen sei es während dieser Zeit insgesamt deutlich besser gegangen, betonen die Hilfswerke.
Und sie sagen einstimmig: Mit Übernachtungen in Hotels statt in Gemeinschaftsunterkünften hätte Hamburg auch noch Geld gespart. Das Winternotprogramm wird die Stadt voraussichtlich zehn Millionen Euro kosten.