Er wird einer der kuriosesten Prozesse, der in diesem Jahr im Gericht in Hamburg verhandelt wird. Auf der Anklagebank sitzen eine Polizeikommissarin und ein Ganove.
Das ungleiche Gespann aus Hamburg soll gemeinsam unter einer Decke stecken! Der Vorwurf: Bestechung und Bestechlichkeit. Auf MOIN.DE-Anfrage bestätigt Dr. Kai Wantzen vom Hanseatischen Oberlandesgericht: „Die Hauptverhandlung ist voraussichtlich ab dem 10. Mai geplant.“
Hamburg: „Milliarden-Mike“ ist Dauergast im Knast
Der Ganove heißt Mike Wappler (65), besser bekannt als „Milliarden-Mike“. Er ist quasi Dauergast im Knast. Über 20 Jahre hat er wegen verschiedener Betrugsstraftaten schon abgesessen.
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Derzeit ist der Hamburger in Berlin inhaftiert, weil er in der Hauptstadt seine letzte Meldeadresse hatte. Zu dem neuen Prozess wird er kurzfristig in die Hansestadt verlegt.
Darum geht es: Gegen Geld soll die Polizeibeamtin Wappler Informationen aus dem Polizeicomputer über ihn und einen Kumpel beschafft haben, als Milliarden-Mike zwischenzeitlich mal auf freiem Fuß war.
Hamburg: Beamtin hielt ihn für superreich
Das Motiv der Gesetzeshüterin: Angeblich ist die Beamtin auf Lebenszeit im sechsstelligen Bereich hoch verschuldet, weil sie spielsüchtig ist. Deshalb habe sie ihn über die sozialen Medien kontaktiert.
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Das ist Milliarden-Mike:
- Peter Mike Wappler, alias Milliarden Mike, wurde 1955 in Lübeck geboren.
- Sein Vater war Antiquitätenhändler.
- Er besuchte die Sonderschule.
- Er hat eine Lese- und Schreibschwäche, kann aber gut rechnen.
- Nach der Schule jobbte er bei seinem Vater.
- Mit 18 Jahren wurde er Zuhälter in Hamburg.
- Im Knast absolvierte er eine Lehre als Gebäudereiniger.
- 2001 gründete er eine Model-Agentur.
- 2013 erschien seine Biografie „Ich hab sie alle abgezockt“.
- Er ist Single und hat einen Sohn.
- Zur Zeit ist er in Haft, holt da seine Mittlere Reife nach.
- Seine Hobbys: Boxen, Frauen, schnelle Autos, teure Uhren und sonstiger Luxus.
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Doch sie ist bei weitem nicht die Einzige, die auf Wapplers großes Show-Talent hereingefallen ist. Immer wieder präsentierte er sich im TV und den anderen Medien mit großen Luxus-Limousinen und dicken Geldscheinbündeln in der Hand. „Pissgroschen“ nennt er sie.
Die „arme“ Polizistin hielt ihn scheinbar wirklich für einen superreichen Lebemann, der mit Kohle nur so um sich wirft.
Hamburg: „Ich weiß, du wirst eine Million nicht vermissen“
Und es gibt noch eine weitere Polizeibeamtin, wie Milliarden-Mike MOIN.DE am Telefon vom Knast aus verrät: „Es hat sich noch eine Polizistin gemeldet, die auch Kohle von mir haben will.“
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Ihre Wunschvorstellung: rund eine Million Euro. Um seine Aussagen glaubhaft zu machen, lässt er der Redaktion über einen Freund Chat-Verläufe zukommen. Darin schreibt eine gewisse Sarah (23), sie möchte sich gern mit ihrem Lebensgefährten, auch ein Polizeibeamter, ihren Traum erfüllen: ein Eigenheim in Stuttgart mit Garten und einem Golden Retriever.
Dazu schreibt sie: „Ich weiß, du wirst eine Million nicht vermissen. Aber für mich wäre es nicht mal so viel, wie ich als Beamtin im Leben verdienen würde.“
Hamburg: Polizistin schickt Foto von ihrem Dienstausweis
„Ich bin aus Neugierde zum Schein darauf eingegangen“, erzählt Mike Wappler. „Zuerst konnte ich gar nicht glauben, dass sie wirklich Polizistin ist. Ich wollte Beweise. Da schickte sie Fotos von sich selbst, von ihrem Dienstausweis und Kontoauszüge.“
Doch allmählich dürfte der Bettlerin dämmern, dass sie Opfer ihrer eigenen Fantasie geworden ist. Denn natürlich hat sie nie Geld von ihrem vermeintlichen Gönner gesehen.
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„Ich werde Monat für Monat mit Bettelei zugeschüttet“, sagt der Wiederholungstäter, der auch eine Biografie über sich und seine Delikte geschrieben hat. Titel: „Milliarden-Mike – Ich hab’ sie alle abgezockt.“ Er lässt unserer Redaktion noch Auszüge der Bettelmails allein von den letzten zwei Wochen zukommen.
Hamburg: „Was kann ich denn dafür, dass die Leute immer was von mir wollen“
In einer steht: „Anstatt Sie um Ihr Geld zu bescheißen, nehme ich ganz höflich eine Abkürzung und bitte Sie um eine Spende.“ In einer anderen steht: „Ich hätte gern eine Playstation und bin am Überlegen, jemanden zu betrügen, so wie Du.“
Einige setzten auf Mitleid: „Ich komme aus Polen, muss mich um meine kleine Schwester kümmern, habe aber gar kein Geld. Wir hatten eine schwere Kindheit.“
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„Was kann ich denn dafür, dass die Leute immer was von mir wollen“, sagt Mike Wappler. Ob’s dafür in dem Prozess mit der Polizistin im Mai bei Gericht mildernde Umstände gibt? Das ist zu bezweifeln.