Seit Jahren gibt es in der Stadt Hamburg einen irren Streit um ein Klohaus. das auf dem riesigen Friedhof in Ohlsdorf steht. Das alte Klohaus kann schon lange nicht mehr benutzt werden, hat seit Ende der 90er Jahre keine Verwendung mehr und wurde mit Graffiti verziert.
Der CDU und ihrem Bürgerschaftsabgeordneten Sandro Kappe gefällt das überhaupt nicht. Er hätte gerne, dass das Ohlsdorfer Friedhofsklo verschwindet. Einen Neubau mit Café würde er deutlich bevorzugen. Das Problem: der Senat der Stadt Hamburg sieht das ganz anders.
Hamburg: CDU-Politiker ernüchtert
„Seit Jahren beschäftigen sich die Bezirksversammlungen Wandsbek und Hamburg-Nord inklusive einiger Ausschüsse mit dem Abriss und haben dazu diverse Anfragen gestellt und Beschlüsse gefasst“, gibt sich Sandro Kappe auf Anfrage von MOIN.DE ernüchtert.
Beide Bezirksversammlungen hätten sich für den Abriss ausgesprochen, so der Politiker. Der Senat solle das respektieren. „Auch, um die politische Legitimität der ehrenamtlichen Gremien nicht zu unterlaufen.“
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Doch passiert ist: nichts.
Senat in Hamburg pro Klohaus
Schon Ende des letzten Jahres teilt der Senat Sandro Kappe mit, dass kein Abriss des Klohauses durch den Eigentümer, die städtischen Friedhöfe, geplant sei – und fand erstaunlich viele Argumente zugunsten des Baus, der seit Jahrzehnten vor sich hindümpelt.
„Das Gebäude weist aktuell keinen Sanierungsbedarf auf und befindet sich in einem verkehrssicheren Zustand“, so die Senatsantwort damals.
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Sandro Kappe versuchte es mit einem Antrag in der Hamburger Bürgerschaft. „Was ohne Gegenvorschlag von Rot-Grün abgelehnt wurde“, wie er sagt. Laut des CDUlers würden sich viele Einwohner einen Abriss wünschen. Er selbst hält das Klohaus für einen „Schandfleck“, das den Blick auf den Bramfelder See beim Rundgang verschandele.
Graffiti in Hamburg sind Alltag
Auch diesen Monat, im Februar 2021, erhielt Sandro Kappe eine Antwort von der Rot-Grünen Regierung auf eine weitere Anfrage zum Klohaus seinerseits.
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Und die Antwort ist erneut erstaunlich: „Nach Einschätzung der zuständigen Behörde, die das Gebäude in Augenschein genommen hat, stellt das Gebäude keinen `Schandfleck` dar. Es handelt sich um ein intaktes Gebäude. In Hamburg sind Graffiti an vielen Gebäuden und Anlagen Alltag.“
Wird die Graffiti-Kunst sonst verteufelt wo es nur geht, Sprayer bestraft und ihre Werke entfernt, so werden sie im Falle des Klohauses als Normalität dargestellt.
„Für mich ist es nicht verständlich, warum das Gebäude, welches nach Aussage des Friedhofs keine Verwendung mehr hat, einfach nicht abgerissen wird. Ohne den Abriss wird es auch kein Cafè geben“, gibt sich Sandro Kappe gegenüber MOIN.DE traurig.
Hamburg: Zwei Bezirke sind zuständig
Die Kosten eines Abrisses schätzen die Hamburger Friedhöfe auf 60.000 Euro. Nicht gerade billig. Die Hamburger Stadtreinigung soll laut Kappe schon 2017 zu Protokoll gegeben haben, dass eine Renovierung ökonomisch nicht sinnvoll sei.
Ebenfalls bizarr: Verwaltungsrechtlich steht das Klohäuschen zwischen den Stühlen. Es gehört zwar dem städtischen Unternehmen Hamburger Friedhöfe, befindet sich aber ganz am Rande des berühmten Parkfriedhofs und genau auf der Grenze zwischen den Bezirken Wandsbek und Nord.
Würde ein Pächter das Gebäude gastronomisch nutzen wollen, müsste er sich die Genehmigung, Tische rauszustellen, im Bezirksamt Wandsbek holen, den Einbau einer neuen Toilette aber beim Bezirksamt Nord beantragen.
„Der Standort ist gut, aber nicht so gut, dass er risikolos betrieben werden könnte“, sagte ein Friedhofsprecher im letzten Jahr. Alles sieht danach aus, als würde das Haus auch noch eine ganze Weile dort stehenbleiben. (mit dpa)