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Hamburg: Kiez-Wirt attackiert Senat wegen Corona-Politik scharf – „Danke für Nichts“

Hamburg: Kiez-Wirt attackiert Senat wegen Corona-Politik scharf – „Danke für Nichts“

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Die Kneipe „Zum Silbersack“ gehört zu den Urgesteinen auf der Vergnügungsmeile in Hamburg-St. Pauli. Foto: picture alliance/dpa

In Hamburg hat der Senat neue Corona-Richtlinien verhängt. Seit Samstag gelten schärfere Regeln, sie betreffen vor allem Gastwirte.

Der Betreiber einer Institution auf der Reeperbahn in Hamburg geht mit den Verantwortlichen hart ins Gericht.

Hamburg: Ein Kiez-Wirt rechnet ab

Die Kneipe „Zum Silbersack“ gehört zu den Urgesteinen auf der Vergnügungsmeile in Hamburg-St. Pauli. Seit 1949 treffen sich in der Gaststätte trinkfreudige Gäste, auch zahlreiche Prominente waren schon zu Gast.

Mittlerweile steht Dominik Großefeld hinter dem Tresen. Der Wirt hat, wie viele andere in der Stadt, am die neuen Corona-Verordnungen erhalten – und ist stinksauer.

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In einem langen Facebook-Post macht er seinem Ärger Luft. Er sei „angepisst“ schreibt er. Großefeld erzählt davon, dass die Corona-Verordnungen bis jetzt immer Donnerstags vorlagen und er schon seit „fast zwei Jahren“ bemängele, das die Umsetzung meistens einer Woche bedürfe.

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Daten und Fakten zur Reeperbahn:

  • Die Reeperbahn verläuft vom Millerntor in Richtung Westen bis zum Nobistor und ist 930 Meter lang
  • Die Reeperbahn erhielt ihren Namen von Taumachern und Seilern, den so genannten Reepschlägern, die für die Herstellung von Schiffstauen verantwortlich waren
  • Heute reihen sich zahlreiche Diskotheken, Bars, Strip-Clubs, Theater und Hotels auf der Reeperbahn aneinander
  • Auch bekannt als Hamburger Kiez ist die Reeperbahn die Anlaufstelle, wenn es um Vergnügung und Partyspaß geht
  • Weltweit ist die Reeperbahn auch als das Rotlichtviertel schlechthin bekannt und wird daher als „die sündigste Meile der Welt“ bezeichnet
  • Im Sommer zieht die Reeperbahn bis zu 50.000 Besucher am Wochenende an
  • Insgesamt besuchen rund 30 Millionen Menschen pro Jahr die Reeperbahn und ihre Seitenstraßen

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Nun „flatterte“ das Schriftstück noch später, am Freitag um 17 Uhr, „rein“ – zu einer Zeit, in der sein Laden bereits gut gefüllt war. Ein Hygienekonzept stand bereits, aber dieses in so kurzer Zeit im laufenden Betrieb zu etablieren, beschreibt er als wenig aussichtsreich.

Kiez-Wirt wendet sich an Polizei Hamburg

In seiner Not wandte er sich an einen Polizei-Beamten der nahen Davidwache, doch das half wenig. Also traf der bemühte Wirt eine Entscheidung, „Für mich persönlich war klar: ich hab kein Bock wieder allen den Spaß zu verderben.“

Er setzte darauf, auch getestete Gäste einzulassen und das Tanzen in seinem Lokal zu unterbinden. Doch in der Hansestadt gibt es aktuell nur wenige Möglichkeiten, sich testen zu lassen.

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Das nährt bei dem Gastwirt einen Verdacht. In seinem Post mutmaßt er, Bürgermeister Peter Tschentscher wolle eigentlich einen Lockdown, wolle diese unpopuläre Entscheidung jedoch nicht verkünden.

Dem Senat wirft er vor: „Dann schafft man einfach nicht zu erfüllende Hürden und es sieht für den Laien garnicht danach aus, als sei der Senat schuld“. Und weiter: „In meinen Augen ein klarer Fall. Wollte man, dass die Leute nicht dazu kommen, auszugehen, hat man es auf die mieseste Art umgesetzt.“

Wirt macht Kiez-Institution zu

Ein weitere Punkt, den Großefeld anprangert, ist, dass im Millerntorstadion, der Heimstätte des FC St.Pauli, die neuen Verordnungen noch nicht galten.

Er zeigt sich jedoch nicht nur verärgert, sondern ist zu einigen Zugeständnissen bereit. So wolle er etwa selbst Tests im „Silbersack“ anbieten – doch den Behörden fehle das Vertrauen.

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In letzter Konsequenz machte der aufgebrachte Wirt den „Silbersack“ um 24 Uhr zu. Ein Kommentar fassen seine verzweifelten Worte kurz und knapp zusammen: „Das ist alles so unlogisch und unnötig anstrengend.“ (wip)