Für die Bewohner von Hamburg gehört das architektonisch auffällige Kontorhaus Leder-Schüler am Heidenkampsweg im Stadtteil Hammerbrook einfach dazu. Ebenso wie das Chilehaus oder die Speicherstadt gehört es zum Stadtbild der Hansestadt.
Doch jetzt steht der Abriss an. Und das, obwohl das Kontorhaus unter Denkmalschutz steht. Das Denkmalschutzamt Hamburg hat gerade über den Abbruch entschieden, Grund ist die marode Statik, die irreparabel ist.
Hamburg: Legendärer Schwulen-Club
Mit dem Abbruch stirbt auch eine bekannte Räumlichkeit im Keller des 1928 errichteten Gebäudes, dem viele Szene-Gänger nachtrauern werden. Denn darin befand sich ein echter Underground-Nachtclub, das „Front“. Es war der erste House-Club Hamburgs.
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Dieser hatte seine Hoch-Zeiten in den 90er Jahren, als die Techno- und House-Szene so richtig in Schwung kam. Eröffnet hatte ihn Willi Prange 1983. Er war ein umtriebiger, sehr lustiger und bekennender Homosexueller, der seinesgleichen anzog.
Aber das „Front“ war nie ein reiner Schwulen-Club. Alle möglichen Leute, die meinten, zur Avantgarde Hamburgs zu gehören, trafen sich dort.
Hamburg: Treffpunkt für Promis
Wenn in anderen Läden vor dem Morgengrauen allmählich die Lichter ausgingen, kam das „Front“ erst so richtig auf Touren. Der Laden wirkte immer klein, viel zu eng, verraucht und auch irgendwie schmuddelig. Trotzdem, oder gerade deshalb, war er mega in.
Angesagte Hamburger DJs wie Boris Dlugosch, Klaus Stockhausen, Michi Lange und Michael Braune mischten die House-Musikszene auf. Auch Promis fanden sich ein, darunter Calle von Bismarck, Wolfgang Joop, Schauspieler vom „Großstadtrevier“, Radiomoderatoren und Musiker, die nach ihrem Gig noch vorbeischauten. Party-König Michael Ammer hat dort quasi Laufen gelernt.
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Still wurde es um die Szene-Location im Jahr 1997, als Betreiber Willi Prange nicht mehr die Energie für das krasse Nachtleben hatte und aufgab. Fortan ploppten in den Folgejahren nochmal einige Revival-Partys mit der Original-Crew hoch, wo ebenfalls ordentlich gefeiert wurde. Aber ohne Prange wurde es auf Dauer nichts.
Den ereilte ein trauriges Schicksal. 2003 verlor er seinen langjährigen Lebensgefährten Phillip Clarke, der an Krebs starb. Drei Jahre später schied Prange freiwillig aus dem Leben. Ob er selbst erkrankt war oder ohne seinen Freud nicht mehr weitermachen wollte, blieb unklar. Es gab damals viele Spekulationen.
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Daten und Fakten über Hamburg:
- Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
- Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
- Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
- Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
- Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
- International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.
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Gebäude in Hamburg nicht mehr zu retten
Was jetzt an der Stelle des Kontorhauses errichtet wird, ist derzeit noch völlig unklar. 2019 musste es wegen massiver statischer Schäden geräumt werden. Fortan stützte ein Gerüst die Fassaden. Manchmal lockerten sich Teile. Sie drohten auf die Passanten herabzufallen.
Dabei wollten die Projektentwickler Reiß & Co. und PEG das Gebäude sanieren und neu vermieten. Eine Machbarkeitsstudie machte jedoch einen Strich durch die Rechnung. Das Denkmalschutzamt musste anrücken und kam zu dem Schluss, dass der Erhalt des Kontorhauses nicht mehr möglich ist.
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„Selbst bei einer grundlegenden Sanierung müsste das Gebäude so umfassend erneuert werden, dass von der Originalsubstanz so wenig erhalten bleibt, dass das Gebäude seinen Status als Denkmal verliert“, sagt Anna Loos, Leiterin des Denkmalschutzamtes.
„Ein Erhalt ist damit schlicht nicht möglich. Ich bedaure sehr, dass wir das Denkmal nicht erhalten können.“ Jetzt wird mit der Stadt gemeinsam über eine Gebäude-Neuentwicklung nachgedacht. Auch ein Wiederaufbau des Kontorhauses spielt in die Überlegungen mit ein.
—— Anmerkung der Redaktion ——
Wir möchten eindringlich darauf hinweisen: Wer unter Depressionen oder Selbstmordgedanken leidet oder jemanden kennt, der daran leidet, kann sich unter anderem bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr beraten lassen. Sie ist erreichbar unter der Telefonnummer 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.