Wenn er so weitermacht, dann landet Mike Wappler (68), alias „Milliarden-Mike“, noch in Hollywood. Er und seine Lebensgeschichte sind oft Thema in Print-Ausgaben und im Fernsehen. Jetzt hat sich die Produktionsfirma Beetz Brothers den verurteilten Betrüger und Hochstapler, der auf eine lange Knastlaufbahn zurückblicken kann, vorgenommen.
Entstanden ist eine Dokumentation, die gerade bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck Premiere feierte. Ab 17. November ist sie beim Streaming-Anbieter Amazon Prime zu sehen. In gewohnt großkotziger Manier setzt sich der Wahl-Hamburger „Milliarden-Mike“, der auch über gute Kiez-Kontakte verfügt, selbst in Szene.
Hamburg: „Mike ist klüger“
Die Doku, die eher eine Art Crime-Comedy ist, macht sich seine eigenen Erzählungen zu Nutze. Dabei vergisst der Zuschauer manchmal, dass er einem äußerst manipulativen Betrüger zuhört, dem es geschickt und humorvoll gelingt, Lügen, Behauptungen und Wahrheiten zu vermischen.
Das Filmteam um Regisseurin Ina Kessebohm begleitete Wappler bei seinem ersten Jahr in Freiheit, nachdem er mal wieder eingesessen hatte. Dabei kommen jahrelange Wegbegleiter zu Wort, die ihre eigene Sichtweise auf ihren Kumpel beschreiben. Ein Kiezianer sagt: „Die Leute, denen er Geld weggenommen hat, die haben ja selbst Schuld. Sie wissen, dass er ein Betrüger ist und sie glauben, sie könnten das große Geschäft machen. Aber Mike ist klüger.“
+++ Johannes Oerding klaut Fan-Chance! Zuschauer ticken komplett aus +++
Hamburg: Das sagen seine Wegbegleiter
Eine Verwandte sagt: „Der war schon eitel als Kind und wollte immer was Besseres sein.“ Dazu passt auch sein ausgefallener Lifestyle, den er gern öffentlichkeitswirksam zelebriert: Champagner, goldene Uhren, Maßanzüge, Stretchlimo und natürlich seine große Rolle Geldscheine, die er angeblich immer bei sich hat und die er „Pissgroschen“ nennt.
Von ehrlicher Arbeit kommt die Kohle nicht. Ein befreundeter Anwalt analysiert: „Mike sagt immer, ich betrüge keine alte, arme Oma. Das liegt aber nicht daran, dass er keine alte, arme Oma betrügen will, sondern es lohnt sich einfach nicht.“ Auch eine Gerichtsgutachterin kommt zu Wort. „Die Hochstapler haben immer was Schillerndes. Und man fragt sich: Mensch, wie hat er das bloß gemacht?“
Mehr News:
Trotz seiner Verurteilungen wegen Betrugs, Hehlerei, Urkundenfälschung oder Besitz von Falschgeld, die ihm insgesamt rund 20 Jahre Knast einbrachten, konnte er es einfach nicht lassen. Schon in der ersten Amazon-Prime-Szene vermittelt „Milliarden-Mike“ den Eindruck des Unverbesserlichen, Uneinsichtigen und Delinquenten.
Bei einer nachgestellten Verhaftung stürmt das SEK seine Bude, reißt ihn aus den Federn und führt ihn halbnackt ab. „Scheiße gelaufen“, so sein nüchterner Kommentar. „Du überlegst, was hast du falsch gemacht? Aber ich habe nichts falsch gemacht.“ Dennoch kommt er zu der Erkenntnis: „Rumjammern gibt’s bei mir nicht. Wenn man Scheiße baut, dann muss man dafür gerade stehen. Die sagen, ich sei ein Betrüger. Ich sage, ich bin freischaffender Künstler.“
Wie ist er selbst mit dem Film über sein Leben zufrieden? „Ist sehr gut geworden“, sagt er stolz. „Ich muss nicht wieder in den Knast und mache meine ganz normalen Geschäfte.“ Dann verrät er noch: „Das war aber nicht alles. Es warten schon wieder neue Dreharbeiten auf mich. Das nächste Mal wird es noch viel geiler.“