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Hamburg: Mutter von zwei Kindern droht das Gefängnis, weil sie unglaublich naiv war

Hamburg: Mutter von zwei Kindern droht das Gefängnis, weil sie unglaublich naiv war

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Die Staatsanwaltschaft in Hamburg ermittelt gegen IS-Frau Merve A. Foto: privat und dpa | Daniel Bockwoldt

Weil sie zwei kleine Kinder hat, sitzt sie vorerst trotz schwerer Vorwürfe nicht im Gefängnis. Doch das kann sich bald ändern. Denn der Hamburgerin Merve A. (24) wird wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung der Prozess gemacht. „Ich kann Ihnen mitteilen, dass die Ermittlungen in diesem Verfahren noch andauern“, bestätigt Liddy Oechtering, Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Hamburg, auf Anfrage von MOIN.DE.

Merve A. aus Hamburg ist eine von drei jungen deutschen Frauen, die das Auswärtige Amt Ende Dezember letzten Jahres von Nord-Syrien nach Deutschland zurückgeführte. Zuletzt lebte sie mit ihren beiden kleinen Kindern unter schwierigen Umständen in Haft im Camp Roj. Dort bestand für ihren Nachwuchs eine große Gesundheitsgefährdung.

Hamburg: Trotz schwerer Vorwürfe sitzt diese Frau nicht in Haft

Insgesamt war Merve A. sechs Jahre weg, die meiste Zeit davon in kurdischer Gefangenschaft. Doch was brachte die damals 17-jährige Hamburgerin Ende 2014 dazu, sich dem IS anzuschließen? Sie kommt aus einer Familie mit türkischen Wurzeln, in der der islamische Glaube aber nicht streng gelebt wird. Monate bevor sie abhaute, wunderten sich ihre Eltern darüber, dass sie sich plötzlich verschleierte und in ihrem Zimmer auf dem Boden schlief.

Ob sie sich schon da radikalisiert hatte? Das wird jetzt ermittelt. Fakt ist, Merve A. reiste ihrem Freund Bilal Z. nach Syrien hinterher, der später dort als IS-Kämpfer ums Leben kam.

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„Ich bin wegen meinem Mann nach Syrien gegangen“, bestätigte Merve A. im Frühjahr 2018 einem Team von Spiegel TV, das im Camp recherchiert hatte. „Ich habe ihn mit fünfzehn kennengelernt. Wir hatten drei Jahre lang eine Beziehung.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Dann hat er sich schlagartig dazu entschieden, nach Syrien zu gehen.“ Angeblich habe sie damals nichts davon gewusst. Als sie es erfuhr, stand ihr Entschluss fest: „Für mich war es unerträglich ohne ihn“, erklärt sie ihr Verhalten. „Ich konnte nicht zwischen richtig und falsch entscheiden.“

Hamburg: Frau reist ihrem Freund nach Syrien nach

Dabei war ihr Trip nach Syrien offenbar von langer Hand geplant. Ihre Familie fand später Notizen in ihrem Zimmer, die darauf hinwiesen, dass es kein spontaner Entschluss war.

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Ganz gezielt traf Merve A. offenbar Vorbereitungen für ein Leben im IS-Lager. Online hatte sie islamische Schriften bestellt und sich intensiv mit dem „Paradies“ beschäftigt. Vor ihrer Abreise hatte sie in ihrer elterlichen Wohnung alle Fotos von sich aus den Bilderrahmen entfernt und schlich früh morgens aus dem Haus, als die anderen noch schliefen.

Gemeinsam mit einer 18 Jahre alten Freundin aus Geesthacht hatte Merve A. zuvor Flugtickets nach Istanbul gebucht, um von dort weiterzureisen.

Als sie Bilal Z. in Syrien wiedersah, war er bereits ein radikaler Dschihadist. In Rakka, der sogenannten Hauptstadt des Islamischen Staates, heiratete das junge Paar. Es zog in eine Unterkunft und bekam zwei Kinder. Scheinbar war Merve A. dort sogar glücklich und zufrieden. Denn sie meldete sich telefonisch bei ihrer völlig verzweifelten Familie in Hamburg und fragte, ob diese sie nicht besuchen wolle. Es sei doch alles „ganz schön“ in ihrer neuen Heimat. Sie bekäme alles gestellt und könne machen was sie wolle.

Hamburg: Nach Gefangenschaft kehrt sie nach Deutschland zurück

Doch 2017 wendete sich das Blatt. Rakka wurde von einer Koalition aus Kurden, Christen und Arabern eingenommen, ihr Mann Bilal getötet. Merve A. floh mit ihren beiden Kindern nach Norden. Dort wurde sie von der YPG, einer kurdischen Miliz, verhaftet, landete in dem Camp für ausländische IS-Angehörige und wurde von der Realität eingeholt.

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Die Lebensumstände dort machten ihr schwer zu schaffen. „Ich möchte zu meiner Familie, meiner Mutter. Ich will meine Geschwister wiedersehen“, jammerte sie dem TV-Team vor. „Ich will einfach wieder ein normales Leben führen. Hier ist es nicht normal.“

Dank ihrer hartnäckigen Eltern, die sie nie aufgegeben hatten, dem Einschalten der Medien und mit anwaltlicher Hilfe, gelang es, die richtigen Hebel bei der Bundesregierung in Berlin in Bewegung zu setzen. Ob Merves Reise zu ihrem IS-Ehemann nach Syrien nur ihrer Naivität geschuldet war, muss das Gericht bald klären.