Hamburg.
Business-Look mit elegantem Blazer statt Vollverschleierung: So erschien die 35-jährige Omaima A. aus Hamburg vor Gericht zum Prozessauftakt. Ihr wird von der Bundesanwaltschaft vorgeworfen, bis August 2016 für etwa eineinhalb Jahre mit der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in Syrien gelebt und sie unterstützt zu haben.
Bereits im September vergangenes Jahres hatte die Polizei Omaima A. in ihrem Haus in Neugraben-Fischbek, einem Stadtteil von Hamburg, festgenommen. Die Beamten flogen sie daraufhin dann per Hubschrauber zum Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Seitdem befindet sie sich in Untersuchungshaft.
Hamburg: Angeklagte war bereits zuvor mit einem Salafisten zusammen
Zuvor war Omaima A. mit Dennis Cuspert verheiratet, auch bekannt als Desco Dog. Der machte als Gangsterrapper Karriere, bevor er sich 2010 dem IS anschloss, wo er zum Terroristen und Prediger aufstieg.
Er soll offen für den Jihad geworben haben. Mittlerweile gilt der Salafist jedoch als tot. Anfang 2018 soll er bei einem Luftangriff in Syrien ums Leben gekommen sein.
In Syrien soll Omaima A. als Ehefrau von Kämpfern des IS ihre mitgereisten Kinder im Alter von acht und zwei Jahren sowie zwei Monaten nach den Vorgaben der Terrormiliz erzogen und in die Strukturen des IS eingegliedert haben.
Schlimmer noch: Ihre eigenen Kinder soll sie mehrfach misshandelt haben. Daneben soll sie sich an der Versklavung eines 13-jährigen jesidischen Mädchens beteiligt haben, heißt es in einer Mitteilung des Bundesgerichtshofs.
Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Der Angeklagten wird auch vorgeworfen, während ihrer Zeit in Syrien versucht zu haben, Frauen in Deutschland per E-Mail für die Terrororganisation anzuwerben.
Wegen Menschenhandels und eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit erwartet Omaima A. bei Verurteilung eine Strafe von zehn bis 15 Jahren Haft.
Weitere schwere Anklagen gegen Omaima A.
Ihr Verteidiger Tarig Elobied streitet die Vorwürfe ab. Seine Mandantin habe ihre Kinder betreut und den Haushalt geführt, erklärte er vor dem 3. Strafsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts.
Das sei ihre Pflicht gewesen. Die Anklage wolle aus politischen Motiven jeden Aufenthalt im früheren IS-Gebiet kriminalisieren. Auch habe die 35-jährige Deutsch-Tunesierin keine Sklavin gehalten.
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13 Verhandlungstage wurden von den Richtern angesetzt. Vor allem die Recherchen einer libanesischen Journalistin sollen für den Prozess von Bedeutung sein, berichtet der NDR.
Sie soll belastende Telefonaufzeichnungen und Bildmaterial der Angeklagte gesammelt haben. Das Urteil wird für Mitte Juli erwartet. (kf)