Hamburg.
Im Netz gibt es unter dem Deckmantel der Anonymität kaum noch Hemmungen, was Anfeindungen oder Beschimpfungen angeht – vor allem gegen Personen, die in der Öffentlichkeit stehen. Das haben auch viele Politiker aus Hamburg erfahren müssen.
Der NDR hat mehrere Politiker aus Hamburg zu ihren persönlichen Erfahren mit Hasskommentaren befragt. Das Ergebnis: Von sexistischen oder rassistischen Beleidigungen bis hin zu realen Drohungen war schon alles dabei.
Hamburg: Politiker sprechen offen über Hasskommentare
151 Hamburger Politiker hatten an der Befragung teilgenommen – 88 von ihnen (rund 58 Prozent) gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten Hasskommentare erhalten zu haben. Das zog sich über verschiedene Amtsschichten, vom Senatsmitglied bis zum Bezirksabgeordneten.
Dass es bei den meisten Hasskommentaren gegen die Politiker um unterschiedliche Ansichten zu gesellschaftlichen Fragen ging, ist wenig überraschend. Doch auch das Aussehen, das Geschlecht oder die Herkunft werden oft zur Zielscheibe herabwürdigender Nachrichten.
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Daten und Fakten über Hamburg:
- Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
- Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
- Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
- Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
- Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
- International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.
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Sexismus, Morddrohungen – Hamburger Politiker packen aus
Einige Politiker nannten Beispiele. Julia Barth (SPD), mit 25 eine jüngsten Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten, hat oft mit frauenfeindlichen Kommentaren zu kämpfen. Während einer „Menstruations-Emotionen“ aus der Politik vertreiben möchte, schreibt ihr ein anderer User, dass schon immer mal eine Politikerin „mit meinem harten Sch*** vermöbeln“ wolle.
+++ Hamburg: Viele Menschen finden diesen Zettel im Briefkasten und sind sauer +++
Tatsächliche Androhungen von Gewalttaten erlebte etwa Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz von den Grünen. Er werde ins „Fadenkreuz genommen“, schrieb man ihm. Darauf solle er achten, „wenn er vor die Tür gehe“.
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Während viele der befragten Politiker sich davon nicht einschüchtern lassen vollen, geben andere offen und ehrlich zu, dass sie sich seither vorsichtiger in der Öffentlichkeit äußern. Einzelne sprechen gar von einem Angriff auf die Demokratie.
Hamburg: Justizsenatorin befürchtet „Verrohung“
„Das Problem verschärft sich, da in den sozialen Medien jede Form von Inhalt beliebig oft wiederholt werden kann“, mahnt Prof. Dr. Hanna Klimpe, Social-Media-Expertin von der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW). „Das heißt, es verselbstständigt sich.“
Die Hamburger Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) befürchtet eine „Verrohung des Diskurses“ durch fallengelassene Hemmschwellen, die auch das analoge Leben beeinflusse. Von Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) kommt daher der deutliche Appell: „Das ist schon schlimm und da sind wir als Gesellschaft alle ein Stück aufgerufen, abzurüsten“. (at)