Nachdem Felix Nieder als „GQ-Mann des Jahres 2021“ nominiert worden war und zwei Jahre später sein Coming-Out-Buch „Als mein schwules Ich starb“ herauskam, nahm die Karriere des Hamburgers Fahrt auf. Seither arbeitet er sehr erfolgreich als Model und demnächst als Fernseh-Moderator.
Nun will der 31-Jährige die Modewelt erobern und das nicht nur in Hamburg. Und zwar gemeinsam mit seiner Oma Waltraud. Die 87-Jährige gehört zu den erfolgreichsten TikTok-Influencerinnen in ihrer Altersklasse in Deutschland und hat rund 125.000 Follower.
Hamburg: Vom spontanen Einfall zum Fashion-Label
Gemeinsam wollen die Beiden ihr eigenes Label auf der Fashion Week in Berlin im Februar nächsten Jahres präsentieren. Alles begann mit einer spontanen Idee. „Es war kurz vor dem Christopher Street Day in Hamburg“, erzählt Felix Nieder. „Ich wollte unbedingt etwas Besonderes tragen, aber ich fand einfach nichts Passendes. Da kam meine Oma ins Spiel.“ Die Lösung lag buchstäblich im Kleiderschrank. „Ich habe einen riesigen Fundus an Kleidung. Dabei sind viele Stücke, die ich nicht mehr trage. Und dann kam mir der Gedanke etwas Neues daraus zu machen.“
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Er erzählte Oma Waltraud davon, die seine engste Vertraute und beste Freundin ist. „Omi hat früher in der Schule noch das Nähen gelernt“, sagt Felix. „Weil ihre Mutter Schneiderin war, hat sie darüber hinaus vieles mitbekommen und konnte ihre Nähkunst ausbauen. Von meiner Idee war sie sofort begeistert. Denn sie hat all die handwerklichen Fähigkeiten, die ich als Model und Fashion-Week-Gänger mit meinem kreativen Know-how ergänzen kann. Ich habe die Designs entworfen und Oma hat alles zusammengenäht.“
Das Ergebnis: Ein einzigartiger Herzchen-Harnisch und eine Jeans mit Herz-Motiven, die sofort zum Hingucker wurden. „Wir haben die Outfits bei TikTok hochgeladen, und es ist förmlich explodiert“, lacht Felix. „Wir bekamen ganz viele positive Kommentare. So etwas hatte noch niemand gesehen: Ein 31-jähriger Enkel und seine 87-jährige Oma, die gemeinsam Mode entwerfen und tragen.“
Hamburg: Mode mit Botschaft
Doch es ging dem Dreamteam nicht nur um das Design, sondern um die Botschaft dahinter. Felix und seine Oma wollen zeigen, dass Jung und Alt nicht nur voneinander lernen können, sondern gemeinsam etwas Tolles schaffen. „Unsere Intention ist es, eine Brücke zwischen den Generationen zu schlagen“, erklärt Felix. „Wir setzen auch ein Zeichen für Nachhaltigkeit und wollen zeigen, dass man nicht immer Neues kaufen muss, sondern aus Bestehendem etwas Einzigartiges schaffen kann. Inzwischen haben wir schon Anfragen von Promis und Influencern, die unsere Teile ausleihen wollen. Wir denken nicht kommerziell, sondern wollen unsere Message rüberbringen.“
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Wegen der großen Resonanz entstand der Plan, eine eigene Modekollektion zu kreieren und ein Label zu gründen. Das trägt den charmanten Namen „GILF“, „Grandma I Love Felix“. „Man könnte natürlich bei dem Namen an etwas Zweideutiges denken“, schmunzelt Felix. „Aber uns geht es um den Zusammenhalt zwischen den Generationen. Unsere Mode soll zeigen, dass sie für alle da ist. Sie ist genderfluid und hat eine progressive Symbolik. Die Altersgrenzen verschwimmen. Auch eine Oma kann modern und mutig sein.“
Geplant sind vorerst die Fertigungen von rund 30 Teilen. Von extravagant bis tragbar. „Wir werden den gesamten Entstehungsprozess auf TikTok begleiten, sodass unsere Community hautnah dabei sein kann“, verrät Felix. „Kreative Mode entsteht nicht nur New York, Paris oder Mailand, sondern auch in Hamburg in einem Wohnzimmer.“