Hamburg.
Man kann es einen Erfolg nennen. Die Mieten in Hamburg sind bei angebotenen Wohnungen laut Analysen von „Immowelt“ im Vergleich zum Vorjahr nur um drei Prozent gestiegen, wie das Portal kürzlich mitteilte.
Hamburg habe es geschafft, größere Mietanstiege zu vermeiden, sagt Vorstandsvorsitzender Cai-Nicolas Ziegler. Die diesjährige Studie des Gymnasiums Ohmoor kam sogar auf 1,6 Prozent.
Mieten in Hamburg immer noch extrem teuer
Ein Grund für den geringen Anstieg der Mieten in Hamburg in diesem Jahr sei laut Ziegler „der gezielte Bau von Sozialwohnungen“, der auch Vorbild für andere Metropolen sein könne. Das klingt logisch: Umso mehr günstige Sozialwohnungen gebaut werden und in die Analysen einfließen, umso mehr müssten diese die hohen Mieten der „normalen Wohnungen“ ausgleichen.
Laut „Immowelt“ liegen die Angebotsmieten aber immer noch bei durchschnittlich 12,10 Euro pro Quadratmeter (letztes Jahr 11,70 Euro). Das Gymnasium Ohmoor kam in seiner Auswertung auf 13,45 Euro je Quadratmeter.
Und seien wir ehrlich: Wer eine normale Wohnung für 12,10 Euro findet, die eine gute Lage hat, der kann sich sogar noch glücklich schätzen. Der starke Anstieg der letzten Jahre zerrt an den Nerven.
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Von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen teilt Sprecherin Barbara Ketelhut auf Anfrage von MOIN.DE ebenfalls mit, „dass der Mietenanstieg in Hamburg erheblich gebremst wurde. So ist nach dem Mietenspiegel 2019 der durchschnittliche Mietenanstieg mit 2,6 Prozent zwischen den Mietenspiegeln 2017 und 2019 unterhalb der allgemeinen Preissteigerung geblieben.“
Mieten in Hamburg: Zwischenfazit
Es bleibt also festzuhalten: Viele Analysen zeigen, dass Hamburg den starken Anstieg der Mieten mittlerweile gedämpft hat. Aber ebenso bleibt festzuhalten: Es ist immer noch verdammt teuer, eine Wohnung zu mieten, wenn außerhalb von Sozial- oder zum Beispiel auch Genossenschaftswohnungen gesucht wird.
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Ebenso ist mit einem „gedämpften Anstieg der Mieten“ nicht denen geholfen, die schon länger in einem viel zu teuren Mietvertrag feststecken. Ungefähr ein Drittel ihres Einkommens geben Hamburger für die Miete aus. Eine sehr hohe Belastung.
Mieten in Hamburg: Blick nach Berlin
Es war eine Nachricht aus Berlin, die dann zu Beginn des Sommers viele neidisch machte und Hoffnung schürte: Dort wurde der Anstieg der Mieten nicht nur gedämpft – die Preise waren sogar gesunken. Der Grund: Der Mietendeckel.
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Im Kern wurden die Mieten in der Hauptstadt mit dem Mietendeckel-Gesetz des Rot-Rot-Grünen Senats rückwirkend zum 18. Juni 2019 für fünf Jahre eingefroren. Die Miete, die an diesem Tag gezahlt wurde, gilt auch für die kommenden fünf Jahre.
Und: Wenn die Miete mehr als 20 Prozent über der für eine Wohnung geltenden Obergrenze liegt, muss sie gesenkt werden. Die Obergrenze für eine Wohnung, die bis einschließlich 1918 entstanden ist und Sammlheizung und Bad hat, liegt zum Beispiel bei 6,45 Euro pro Quadratmeter.
Problematisch in Berlin: Seit Einführung des Mietendeckels werden laut einer Analyse von „Immoscout“ für das Magazin „Wirtschaftswoche“ deutlich weniger Wohnungen auf dem Markt angeboten. Und: Wohnungseigentümer versuchen ihre Unterkünfte immer öfter zu verkaufen. Außerdem steht noch eine Entscheidung des Verfassungsgerichts über den Mietendeckel aus.
Mieten in Hamburg: Das sagt die Behörde zum Mietendeckel
Wie in Berlin sind auch in Hamburg die SPD und Grüne in der Regierung, die Behörde für Stadtentwicklung führt Sozialdemokratin Dorothee Stapelfeldt. In der Hauptstadt ist allerdings noch die Linkspartei dabei, die die Einführung über ihre mittlerweile zurückgetretene Bausenatorin maßgeblich vorantrieb. Auch in Hamburg fordert die Linke aus der Opposition heraus die Einführung des Mietendeckels, genau wie viele Einwohner, was Umfragen ergaben.
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Daten und Fakten zur Miete in Hamburg:
- Laut einer Umfrage des Senders NDR 90,3 und dem Hamburg Journal geben Befragte aus der Hansestadt im Schnitt 773,41 Euro Nettokaltmiete pro Monat für ihre Wohnung aus
- Damit geben sie mehr als 30 Prozent ihres Gesamteinkommens für Miete aus
- In den letzten fünf Jahren sind 40.000 neue Wohnungen gebaut worden
- Dennoch mangelt es in Hamburg an bezahlbarem Wohnraum
- Im Juli 2018 wurde die Mietpreisbremse für fünf Jahre in der Hansestadt erlassen
- Sie besagt, dass die Miete beim Abschluss eines Mietvertrags maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen darf
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Doch auch, wenn es also eine mögliche Lösung für die noch immer viel zu hohen Mieten gäbe, erteilt Behörden-Sprecherin Barbara Ketelhut einem Mietendeckel in Hamburg eine deutliche Absage: „Um neuen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, halten wir in Hamburg intensiven Wohnungsbau für effektiver als eine pauschale Mietpreisbegrenzung. In diesen Anstrengungen lassen wir auch künftig nicht nach.“
Mieten in Hamburg: Bauen ist die Devise
Bauen, Bauen, Bauen – das ist seit Jahren die zentrale Devise des Senats und bleibt es auch. Mit einem besonderen Augenmerk auf Sozialwohnungen. Hier sei die Stadt laut der Behörde für Stadtentwicklung führend in Deutschland.
Aber reicht nur Bauen wirklich aus – denn eine Trendwende ist bei den Mietpreisen bekanntlich nicht zu erkennen, sondern „nur“ ein gedämpfter Anstieg – sinkende Mieten bleiben eine traumhafte Vorstellung. Hat Hamburg mit der Bauen-Bauen-Bauen-Devise auf die falsche Taktik gesetzt? „Keineswegs“, sagt Barbara Ketelhut MOIN.DE und verweist auf den Erfolg des gebremsten Anstiegs.
Es gebe nicht den einen „Königsweg“, um bezahlbaren Wohnraum auch künftig bezahlbar zu halten. Der Senat setze laut Stadtentwicklungs-Behörde weiterhin auf viele (umstrittene) Instrumente wie die Mietpreisbremse, Kappungsgrenzen und Soziale Einhaltungsverordnungen. „Gut gedacht ist nicht gut gemacht“, kommentierte Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg diese einst.
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Die Kritik: Es gebe zu viele Ausnahmen bei den Instrumenten und keine Sanktionen für Vermieter. Die Behörde entgegnet auf Anfrage, die meisten Vermieter würden sich an die Vorschriften halten.
Mieten in Hamburg: Nur eine Bremse
Recherchen von NDR-Panorama ergaben, dass in Hamburg trotz Mietpreisbremse 41 Prozent der untersuchten Angebotsmieten teurer als zulässig waren. Hauptursache: Die Bremse gilt nicht bei einer umfassenden Modernisierung. Und auf die setzen immer mehr Vermieter.
Und wie es ihr Name schon sagt: Die Mietpreisbremse ist nur eine Bremse. Gleiches gilt für die Kappungsgrenze, mit der Mieten im laufenden Mietverhältnis um maximal 15 Prozent in drei Jahren erhöht werden dürfen, Soziale Einhaltungsverordnungen schützen vor Verdrängung.
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Die Marschrichtung des Senats für die nächsten Jahre gibt Barbara Ketelhut wie folgt vor: „In der neuen Legislatur wollen wir unseren Weg fortsetzen und unsere Zielzahl von 10.000 neu genehmigten Wohnungen erreichen, davon mindestens 30 Prozent öffentlich gefördert. Dieser Hamburger Drittelmix aus je einem Drittel öffentlich geförderten (Sozial-)Wohnungen, freifinanzierten und Eigentumswohnungen gilt inzwischen überregional als vorbildlich.“
Daneben wolle man die Wohnungsbauförderung ausbauen, das Planungsrecht vereinfachen und Planungsvorgänge digitalisieren. Grundstücke sollen verstärkt nach Erbbaurecht vergeben werden und es soll insgesamt günstiger gebaut werden können.
Alles sieht also danach aus, dass man sich in Hamburg auch die nächsten Jahre maximal über einen „gedämpften Anstieg“ der Mieten „freuen“ kann.