Als Walter Wigand an diesem Tag zu Penny auf der Reeperbahn in Hamburg ging, dachte er sich eigentlich nichts dabei. Schon gar nicht hätte sich der Hamburger träumen lassen, dass er deshalb zum Internet-Star wird.
Denn wie der Zufall es wollte, drehte an jenem Tag gerade Spiegel TV wieder eine Folge der Erfolgs-Doku-Reihe über den ungewöhnlichen Penny in Hamburg mit der schrillen Kundschaft. Die bringt Einschaltquote und wird auf YouTube millionenfach geschaut.
Kein normaler Supermarkt in Hamburg
Wem ein normaler Supermarkt zu schnöde ist, der geht zum Erlebnis-Einkaufen in den „Penny“-Markt im Herzen St. Paulis. Denn der ist Kult. Das liegt nicht etwa daran, dass der Laden aufgepeppt wurde und die Wände doppeldeutige Neon-Schriftzüge wie „Tolle Wurst“, „Kleine Sünden“ oder „Rein Raus“ bekamen, sondern an den Kunden. Die sind nämlich alle Helden.
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Daten und Fakten zur Reeperbahn:
- Die Reeperbahn verläuft vom Millerntor in Richtung Westen bis zum Nobistor und ist 930 Meter lang
- Die Reeperbahn erhielt ihren Namen von Taumachern und Seilern, den so genannten Reepschlägern, die für die Herstellung von Schiffstauen verantwortlich waren
- Heute reihen sich zahlreiche Diskotheken, Bars, Strip-Clubs, Theater und Hotels auf der Reeperbahn aneinander
- Auch bekannt als Hamburger Kiez ist die Reeperbahn die Anlaufstelle, wenn es um Vergnügung und Partyspaß geht
- Weltweit ist die Reeperbahn auch als das Rotlichtviertel schlechthin bekannt und wird daher als „die sündigste Meile der Welt“ bezeichnet
- Im Sommer zieht die Reeperbahn bis zu 50.000 Besucher am Wochenende an
- Insgesamt besuchen rund 30 Millionen Menschen pro Jahr die Reeperbahn und ihre Seitenstraßen
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Der eine ist ein Ex-Kapitän großer Pötte, die andere Schauspielerin. In Wahrheit leben viele von ihnen auf der Straße. Unter sie mischen sich Touristen, Szene-Hüpfer, Transen, Luden und Influencer, die zwischen Tiefkühlbox und Leergutautomat Faxen machen und sich dabei filmen. Alles für Klicks auf ihren Social-Media-Kanälen.
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Und mitten drin eben auch Walter Wigand. Der ist durch den Spiegel-TV-Dreh jetzt selbst zur Kultfigur avanciert und wird im Internet gefeiert. Als der Lebenskünstler und Musikproduzent mit der auffälligen FBI-Jacke gerade dabei ist, frisches Obst in den „Penny“-Regalen zu ermitteln, filmt ihn das Kamera-Team.
Blutorangen haben es ihm besonders angetan. Warum? „Mein Blut muss erst in Wallung kommen, damit ich meine musikalischen Projekte umsetzen kann. Sie schaffen von innen heraus Energie.“
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Fakten zu Penny:
- wurde 1973 gegründet, Zentrale in Köln
- rund 2.135 Filialen in Deutschland
- gehört zur Rewe Group
- 2007 massive Expansion durch Übernahme von Plus-Filialen
- Umsatz 2018: rund 12,4 Milliarden Euro
- noch in sechs weiteren Ländern in Europa tätig (Italien, England, Frankreich, Ungarn, Spanien, Tschechien)
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Hamburg: Hit wird zum Kult
Was er voller Energie dann so produziert, gibt er auch gleich zum Besten. „The World is GaGa-Ga. Hu Ha, Cha cha cha“, singt er ins TV-Mikrophon. Das klingt richtig schräg und kommt so lustig rüber, dass Wigands Fans es mit ihren Kommentaren belohnen.
„Genial, der Typ“, „Dieser Mann war zur richtigen Zeit in der richtigen Penny-Doku“, „Ich werde ab sofort nur noch Blutorangen essen“, „Seine Zeit ist gekommen, mega authentischer Typ“, „Ohrwurm dank Doku“.
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Die Leute denken, Wigand hätte die Strophe für die Kamera spontan erfunden. Weit gefehlt. Den Song gibt es wirklich. Genau vor zehn Jahren produzierte er das Lied „The World is GaGa-Ga – feat. Leche Y Chocolate“. Damals kein großer Hit. Jetzt wurde das YouTube-Video zum Original-Song schon über 320.000 Mal geschaut.
„Wie konnte diese Perle der Musik in unserem Land so lange unentdeckt bleiben? Danke Spiegel TV“, kommentiert das ein Fan. Ein anderer meint: „Wäre dafür, dass uns dieser Song 2022 beim ESC vertritt.“ Und jemand hat sogar einen Electro-Remix aus dem Refrain gezaubert und neu ins Netz gestellt.
Hamburg: Penny-Einkauf wegen Klau bei Aldi
Warum das Stück so abgeht? Dafür hat Walter Wigand eine Erklärung: „Er trifft den Zeitgeist“, sagt er. „Die Welt ist ja im Moment völlig Gaga-Ga.“ Dass er an jenem Drehtag bei „Penny“ einkaufte, ist übrigens einem bestimmten Umstand geschuldet. Denn eigentlich war er immer Stammkunde bei „Aldi“ ein paar Meter weiter.
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„Aber da darf ich ein Jahr lang nicht mehr hin“, verrät Wigand, der gleich um die Ecke wohnt. Er hatte nämlich eine Bild-Zeitung mitgehen lassen. „Das war ganz aus Versehen“, schwört er. „Die hatte ich am Stand durchgeblättert und nicht ins Regal zurückgelegt, sondern in Gedanken in meinen Einkaufswagen gepackt. Deshalb bekam ich Hausverbot.“ Was für ein Glück!