Es ist anscheinend in diesem Sommer leider ein ziemlich großes Ding: Online-Betrug mit Ferienwohnungen auf Ebay Kleinanzeigen. Erst kürzlich berichteten wir von Urlaubern auf Amrum oder auch Rügen, die viel Geld verloren, weil sie auf gutgemachte Anzeigen hereinfielen und letztlich vor dem Nichts standen. Nun platzte auch für Borkum-Fans der Traum von der Nordsee-Auszeit.
MOIN.DE hat mit Familie Fischer gesprochen. Der Fall ist besonders traurig, weil diese nicht nur Geld verlor, sondern auch die Chance, mit ihrem schwer kranken, vierjährigen Kind nochmal einen Borkum-Urlaub zu erleben. Leider ist es gut möglich, dass es nicht die letzte Familie ist, die auf diese abgezockte Weise ihr Geld verlor.
Gutes Borkum-Angebot auf Ebay Kleinanzeigen
Wie viele andere auch entdeckten die Fischers aus Nordrhein-Westfalen auf Ebay Kleinanzeigen ein günstiges Angebot, das ihnen sehr zusagte. Zunächst kam es dann zu einem Kontakt über die Plattform.
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Die Mutter der Familie telefonierte anschließend sogar mit der Person, die das Inserat aufgab. Diese nannte sich „Julia P.“ (Name von der Redaktion gekürzt) – mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Fake-Name. Das Gespräch sei „sehr freundlich und sehr offen“ gewesen, erzählt die Familienmutter MOIN.DE. Die besagte „Julia P.“ bot ihr sogar an, einen Hochstuhl für das kranke Kind bei den Nachbarn zu besorgen. Das Ganze sei „täuschend echt“ gewesen.
Nur echt war im Endeffekt leider gar nichts. Nach dem Telefonat zahlte die Familie 600 Euro an und ein Mietvertrag wurde zugesendet. Auch die Fähre wurde schon gebucht. Als es dann eine Nachfrage wegen des Schlüssels zur Ferienwohnung auf Borkum gab, „kam keine Reaktion mehr“ von „Julia P.“.
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Das ist Borkum:
- Borkum ist die westlichste und mit knapp 31 Quadratkilometern größte der ostfriesischen Inseln.
- Teile der Insel und das angrenzende Watt gehören zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.
- Die Insel ist gleichzeitig die Fläche der Stadt Borkum, die als staatlich anerkanntes Nordseeheilbad über diverse Kureinrichtungen verfügt.
- Die Insel lebt vom Tourismus.
- Im Jahr 2018 kamen 311.786 Urlauber, es wurden 2.565.570 Übernachtungen gezählt.
- Durchschnittlich verbrachten die Gäste 8,23 Tage auf der Insel.
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Borkum: Betrügerin macht immer weiter
Das Geld war zu dem Zeitpunkt leider schon weg. Familie Fischer informierte Ebay Kleinanzeigen und machte eine Anzeige bei der Polizei. Besonders perfide: Noch währen der Betrug aufgefallen und der Kontakt abgebrochen war, stellte „Julia P.“ zwei neue Anzeigen online – für Wohnungen auf den Inseln Langeoog und Spiekeroog.
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Ebay Kleinanzeigen soll das Profil mittlerweile deaktiviert haben. Laut Familie Fischer gab es auch dort keine Auffälligkeiten: Das Profil war seit 2014 aktiv und wickelte 57 Geschäfte ab. „Wir sind maßlos enttäuscht und entsetzt dass es solche Menschen gibt“, sagt die Familienmutter.
Ebenso gab „Julia P.“ als ihre Heimatadresse eine Bochumer Straße in Bremen an. Auch das wirkte seriös. Nachdem der Betrug aufgeflogen war, machte Familie Fischer allerdings eine ältere Frau per Telefon ausfindig, die in Wirklichkeit in der Straße in Bremen wohnt. Die Dame hatte schon diverse Anrufe von Menschen in Bezug auf angebliche Ferienwohnungen bekommen und war davon sichtlich verwirrt und erschrocken.
Borkum: Finger weg von Ebay Kleinanzeigen
Auch einen Anwohner der angeblichen Wohnung auf Borkum kontaktierten die Fischers. „Es stellte sich heraus, dass es die angegebene Ferienwohnung gar nicht gibt.“
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Für Familie Fischer hat es sich mit dem Urlaub in 2021 nun erledigt. „Wir fahren jetzt nicht in den Urlaub. Die Erkrankung des Vierjährigen ist mit sehr schlechter Prognose, wir wollten dann eigentlich nach Mallorca, weil noch kann der Junge laufen. Aber nun ist die Inzidenz dort so gestiegen und wir lassen es lieber“, so die Familienmutter.
Von Borkum bis Usedom: Das ist bei der Buchung wichtig
An der gesamten Nord- und Ostseeküste, von Borkum bis Usedom, kommt es immer wieder zu Betrugsfällen mit Ferienwohnungen. MOIN.DE hat sich bei Verbraucherzentralen im Norden umgehört. Darauf solltest du bei der Buchung achten:
Das deutet auf einen Betrugsversuch hin:
- Die Miete ist ungewohnt günstig.
- Es ist lediglich eine E-Mail-Adresse angegeben. Andere Kontaktdaten des Vermieters fehlen.
- Es fehlt die detaillierte Beschreibungen des Mietobjekts.
- Der gesamte Mietpreis bzw. ein Großteil soll im Voraus überwiesen werden.
- Die Zahlung soll per Überweisung oder über Bargeldtransferdienste wie Western Union oder Money Gram erfolgen. Auch Zahlungen auf ausländische Konten können ein Hinweis sein.
Das rät die Verbraucherzentrale:
- Angebote meiden, die zu günstig sind.
- Nie den Gesamtpreis direkt im Voraus bezahlen.
- Nicht auf Bargeldtransferdienste oder SEPA-Überweisung eingehen. Besser per Kreditkarte oder Lastschrift zahlen. Im Betrugsfall kann so das Geld von der Bank zurückverlangt werden.
- Ist man unsicher, den Anbieter telefonisch kontaktieren und um Informationen bitten.
- Bewertungen anderer Nutzer lesen.
MOIN.DE hat außerdem beim Landeskriminalamt in Mecklenburg-Vorpommern nachgefragt, was es Betroffenen von Betrugsmaschen empfiehlt.
So sollten Betroffene vorgehen:
- Wenn bereits Geld für den Kauf überwiesen wurde, sollten Betroffene umgehend ihre Bank kontaktieren und sich erkundigen, ob die Zahlung rückgängig gemacht werden kann.
- Es sollten zudem alle Beweise für den Online-Kauf gesichert und Belege, wie Kaufvertrag, Bestellbestätigung oder E-Mails, ausgedruckt und aufbewahrt werden.
- Mit den gesicherten Unterlagen sollte man sich umgehend an die Polizei wenden und Anzeige erstatten. Darüber hinaus ist eine entsprechende Meldung an den Betreiber sinnvoll.
Auch Ebay Kleinanzeigen empfiehlt Interessenten einer Urlaubsimmobilie, Vorabzahlungen möglichst gering zu halten, sich bestmöglich über den Anbieter zu informieren und vorab Kontakt aufzunehmen. Anbieter einer Ferienimmobilie seien in aller Regel gewerblich und somit gemäß Telemediengesetz Impressumspflichtig. Darin enthalten sind wichtige Daten des Anbieters, die der Interessent nutzen kann, um diese auf Plausibilität zu prüfen.
Borkum: Täter laut Ebay Kleinanzeigen mit „hoher krimineller Energie“
Auf Anfrage von MOIN.DE bestätigt das Unternehmen, dass ihm Betrugsfälle mit Ferienwohnungen leider bekannt seien, da diese gelegentlich gemeldet werden. Die Täter seien meist gut organisiert und mit hoher krimineller Energie am Werk, schreibt ein Sprecher des Unternehmens. „Wir gehen jeder Meldung nach, da wir ein großes Interesse daran haben, Betrugsversuche oder vollendete Betrugshandlungen zu erkennen und auf unserem Online-Kleinanzeigenmarkt zu ahnden.“
Auf die Frage, wie Ebay Kleinanzeigen Kunden künftig vor Betrug schützen will, antwortet der Sprecher: „Es zählt zu unseren erklärten Zielen, unsere Nutzer vor Betrug zu schützen. Dazu nutzen wir unter anderem ein System zur Erkennung gängiger Betrugsmuster, das es uns ermöglicht, betrügerische Angebote von unserer Seite fernzuhalten.“
Es bleibt jedem Urlauber zu wünschen, dass er nicht in die gleiche traurige Situation wie Familie Fischer kommt. Denn deren Beispiel zeigt: Es gibt gutgemachte Betrugsinserate bei Ebay Kleinanzeigen, die auch mit den Tipps der Verbraucherzentrale kaum zu erkennen sind. Oberste Vorsicht ist also geboten. (rg)