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Flensburg: Mann trauert um verstorbenen Bruder – das fehlende Geld macht alles noch viel schlimmer

Flensburg: Mann trauert um verstorbenen Bruder – das fehlende Geld macht alles noch viel schlimmer

Flensburg Innenstadt
Der Fall aus Flensburg steht symbolisch für viele andere in Deutschland. Foto: imago images/RHR-Foto

Es ist ein rührender und zugleich trauriger Fall aus Flensburg beziehungsweise Glückstadt. Ein Einwohner von Glückstadt trauert um seinen verstorbenen Bruder.

Weil er von einer kleinen Rente lebt, macht das fehlende Geld alles noch schlimmer. Denn der Mann kann sich eine Beerdigung seines Bruders, der zuletzt in Flensburg lebte, nicht leisten. Der Fall weist auf ein großes Problem hin, dass es in ganz Deutschland geben soll.

Flensburg: Lange passiert nichts

Können Angehörige das Geld nicht für eine Bestattung aufbringen, greift die Sozialbestattung.

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Das ist Flensburg:

  • Die kreisfreie Stadt Flensburg ist nach Kiel und Lübeck die drittgrößte Stadt im Bundesland Schleswig-Holstein
  • In Flensburg leben rund 90.000 Einwohner (Stand: Dezember 2019)
  • Die Stadt liegt direkt an der dänischen Grenze und galt lange Zeit als Zentrum der dänischen Minderheit. Heute leben rund 2.300 Dänen in Flensburg (Stand: Dezember 2019)
  • Bundesweit bekannt ist die Stadt vor allem durch die vom Kraftfahrt-Bundesamt gespeicherten „Punkte in Flensburg“

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Doch das Ganze ist ein großes Problem. Über den Fall von der Förde berichtet die Wochenzeitung „moin moin“. Denn Manfred Müller, der der einzige verbliebene Angehörige seines Bruders ist, will alle nötigen Unterlagen für die Sozialbestattung beim Rathaus eingereicht haben. Dann passierte allerdings lange Zeit nichts.

Der Glückstädter sollte einen Kostenvoranschlag vom Bestattungsunternehmen vorlegen. Dann forderte der Sachbearbeiter eine Quittung, die das Bestattungsunternehmen auch ausstellte. Der Bruder wurde aber immer noch nicht beerdigt, 3.643 Euro sollen im Raum stehen.

Stadt Flensburg soll sehr langsam arbeiten

Ein Bestattungsunternehmer sagte MOIN.DE, dass die Stadt Flensburg für die Prüfungen sehr lange brauche. Es werde geprüft und geprüft.

Mittlerweile ist es so, dass viele Bestattungsunternehmen nicht mehr in Vorleistung gehen und dann auf die Bezahlung der Rechnung durch das Amt warten, da sie sonst oft hohe Außenstände haben.

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Wenn ein Bestattungsunternehmen nicht in Vorleistung gehe, müssten die Betroffenen das Geld selbst aufbringen, könnten es sich aber im Nachhinein von der Stadt erstatten lassen, sagte ein Sprecher des Flensburger Rathauses der Wochenzeitung „moin moin. Nur: dieses Geld hat Manfred Müller einfach nicht.

Auf Facebook hat eine Frau den Fall in eine Gruppe gepostet. Viele Menschen nehmen auf rührende Weise Anteil an der Geschichte:

  • „Wenn 2500 Leute 1€ spenden würden…. gibt es ein Spendenkonto? (Glaube das sollte reichen?).“
  • „War auch mein erster Gedanke. Alle mal zusammenlegen.“
  • „Man müsste mal wissen, bei welchem Bestatter er ist in Flensburg. Eventuell könnte man dort eine Kasse für den armen Kerl einrichten.“

Bestatter aus Flensburg richtet Spendenkonto ein

Eine Frau wollte das Einrichten eines Spendenkontos schließlich in die Hand nehmen und rief Manfred Müller an, der sich sehr dankbar gezeigt haben soll.

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Und: Das zuständige Bestattungsunternehmen hatte bereits ein Spendenkonto eingerichtet, das genutzt werden kann!

  • Daten: Bestattungshaus Pertzel
  • IBAN: DE07217500000108088553
  • BIC: NOLADE21NOS
  • Verwendungszweck : Uwe Müller

Bestatter Ulrich Pertzel teilte auf Anfrage von MOIN.DE mit, dass sich solche Fälle oft in die Länge ziehen würden. Sein Bestattungsunternehmen sei im Fall Manfred Müller bereits in Vorleistung gegangen: Der Sarg sei bezahlt, die Mitarbeiter ebenso.

Die Spenden für die Bestattung würden wahrscheinlich nicht ausreichen. Ulrich Pertzel vermutet, dass das Sozialamt diese möglicherweise wieder von den erstatteten Kosten abziehe. Die Spenden würden in einem solchen Fall im Endeffekt der Stadt zugutekommen.

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Flensburg: Bestattung könnte bald stattfinden

Da der Fall nun die Öffentlichkeit erreicht habe, glaubt Ulrich Pertzel, dass die Bestattung bald stattfinde. Das Geld würde er dann wohl aber erst weitaus später vom Amt bekommen und noch einiges zu klären haben. Das Ganze sei ein großes, grundsätzliches Problem in ganz Deutschland.

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„Es gibt immer mehr Sozialbestattungen weil die Leute immer weniger Geld haben. Früher haben die Krankenkassen noch zugeschossen, aber das ist nicht mehr so. Man kann kurz vor dem Tod noch eine Chemotherapie machen und alles, aber der letzte Akt hängt dann an den Angehörigen.“

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Und wenn diese nicht zahlen können, haben Bestatter oder zahlungsunfähige Verwandte eben oft die schwierige Auseinandersetzung mit den Behörden.