Nicht nur aus dem Norden gilt für viele Urlauber der Ostseeraum als Ausflugsziel Nummer eins. Dabei sind die Küstengebiete nicht nur für Touristen attraktiv. Auch für Archäologen gilt er mit seinem Seehandel um die Hansestädte Lübeck und Co im Mittelalter als historisch besonders interessant.
Nun machten Taucher zufällig eine spektakuläre Entdeckung und zogen begeistere Wissenschaftler auf den Plan. Die ersten Forscher sprechen bereits von einem Sensationsfund, einem „Juwel“, welcher für Lübeck als historisches Merkmal gilt und einen tiefen Einblick in die Geschichte geben wird.
Lübeck: „Unebenheit“ entpuppte sich als „archäologisches Juwel“
Eine „Unebenheit“ auf dem Grund der Trave entpuppte sich bei näherer Untersuchung als „archäologisches Juwel“: In rund elf Metern Wassertiefe haben Taucher in dem Fluss in Lübeck das Holzwrack eines 400 Jahre alten Hanse-Frachtschiffes gefunden – mitsamt Dutzender Fässer. „Endlich hat die Königin der Hanse auch ein echtes Hanseschiff“, sagte Lübecks Bürgermeister, Jan Lindenau (SPD), am Dienstag.
Das ist Lübeck:
- Flächenmäßig ist Lübeck die größte Stadt Schleswig-Holsteins
- Das geschlossene Stadtbild wurde 1987 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt
- Die Hansestadt zählt 1800 denkmalgeschützte Gebäude
- Lübeck zählt rund 220.000 Einwohner
Das Schiff ist etwa 20 Meter lang und acht Meter breit. Die Ladung bestand nach bisherigen Erkenntnissen aus 163 Fässern mit Brandkalk, von denen sich 73 noch an Bord befinden. „Das belegt, dass das Schiff nicht gekentert ist, sondern mehr oder weniger senkrecht versunken“, sagte der Leiter des Bereichs Archäologie der Stadt Lübeck, Manfred Schneider. Brandkalk war im Mittelalter ein beliebter Baustoff, der in Verbindung mit Wasser hart wie Beton wird.
Lübeck: Ein faszinierender Einblick in die Geschichte der Seefahrt
Ulrich Müller vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Kieler Christian-Albrechts-Universität wertete den Fund als einzigartig im westlichen Ostseeraum. „Das ist ein archäologisches Juwel, dessen Bedeutung man bislang schemenhaft erahnt und dessen Bergung uns faszinierende Einblicke in die Geschichte der Seefahrt und des Seehandels gewährt“, sagte er.
Mehr News aus Lübeck:
- Lübeck: Bundeskanzler Scholz wird von Bürgern in die Mangel genommen – „Wirklich nichts falsch machen”
- A1 bei Lübeck: Pärchen springt plötzlich aus dem Auto – dann wird es blutig
- Lübeck: Reiterverein rettet Pferde aus der Ukraine – und wird plötzlich angefeindet
- Lübeck: Mann freut sich auf den Sommer – was er erlebt, schockt viele Menschen
Das Schiff aus dem 17. Jahrhundert war bei einer routinemäßigen Untersuchung der Fahrrinne der Trave durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt entdeckt worden. Es hat einen flachen Boden und mehrere Masten. Es handelt sich nach Angaben der Experten vermutlich um einen von zwei damals gängigen Schiffstypen: Galliot oder Fleute. „Möglicherweise ist das Schiff auf der Fahrt nach Lübeck auf eine Untiefe aufgelaufen und beschädigt worden, so dass Wasser eindrang und das Schiff versank“, sagte der Schneider.
Lübeck: Trave macht die Bergung schwierig und teuer
Das Wrack soll nun nach Angaben Lindenaus so schnell wie möglich geborgen werden. Eile sei geboten, weil das Schiff nach Ansicht von Experten durch die Strömung der Trave gefährdet sei. „Wir sind dabei, ein Bergungskonzept zu erarbeiten“, sagte Lindenau. Die Bergung werde voraussichtlich mehrere Monate dauern, die Konservierung danach mehrere Jahre in Anspruch nehmen.
+++ Flensburg: Zustände nehmen neue Ausmaße an – Anwohner sind völlig genervt +++
Die Kostenfrage sei noch völlig ungeklärt, sagte der Bürgermeister weiter. „Da der Denkmalschutz Sache der Hansestadt Lübeck ist, sind wir auch für die Kosten der Bergung und Konservierung zuständig“, sagte der Bürgermeister. „Wir hoffen aber auf Unterstützung durch Stiftungen.“
(dpa/msk)