Die vierte Kreuzfahrt mit „Mein Schiff“ wurde für einen Reisenden etwas ganz Besonderes. „Wir haben sie zusammen mit den Eltern meiner Frau unternommen, die auf dem Schiff ihren 50. Hochzeitstag feiern wollten – und auch gefeiert haben“, heißt es von einem Passagier. Seine Bilanz der Tour von Bremerhaven nach Lissabon: Viel Licht, aber „diesmal auch einige, teilweise dunklere Schatten“.
Zum Licht gehörte auf jeden Fall, dass am Hochzeitstag der Eltern von der „Mein Schiff 4″-Crew ein Platz in der Café-Lounge im „Diamanten“ für das Frühstück freigehalten wurde. „Und als die Mitarbeitenden erfuhren, dass der Hintergrund der 50. Hochzeitstag der Schwiegereltern war, haben sie spontan eine zum Anlass passende Tischdekoration improvisiert. Top!“.
Eine besondere Tour mit „Mein Schiff“
Auch das Essen auf dem Schiff gefiel dem Passagier in der Regel sehr gut, genau wie die Gastkünstler.“ Vor allem Joy Peters mit ihrem kabarettistisch angehauchten Travestie- und Gesangsprogramm und einer autobiographischen, teilweise auch nachdenklichen Lesung im Klanghaus.“
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Dazu gab es dann auch noch als Geschenk ein – üblicherweise kostenpflichtiges – Fotoshooting an mehreren Orten des Schiffes zum Hochzeitstag der Schwiegereltern. Wobei die Bilder dennoch gegen Bezahlung erworben werden mussten.
Ebenso ließ ein Ganztagesausflug nach Bilbao keine Wünsche offen. Kultur, Stadtrundgang und Freizeit mit „einer fachlich kompetenten, menschlich sehr angenehmen einheimischen Fremdenführerin.“
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So viel Positives, so viele Besonderheiten, wie konnte es da noch „dunklere Schatten“ geben auf der „Mein Schiff“-Tour? Der Passagier zählt einige kleinere Aspekte auf, darunter zum Beispiel die schlechte Internetverbindung oder dass es, „abgesehen von der Crew-Show und einer Rock-Show – keine weiteren Shows mit größerem Ensemble gab.“
Alles aber kein Beinbruch, bis zu dem Punkt, der für den Passagier wirklich schwerwiegte.
„Mein Schiff“: Schwiegervater infizierte sich
So teilt der Mann in seinem Erfahrungsbericht mit: „Der größte Minuspunkt war der Umgang mit dem Thema Corona an Bord, den wir als mittelbar Betroffene erlebt haben.“
Obwohl mehr Gäste an Bord freiwillig eine FFP2-Maske trugen, als der Passagier erwartet hatte, wurde der 77-Jährige Schwiegervater positiv getestet.
Eine Maskenpflicht gibt es bei „Mein Schiff“ und anderen Reedereien schon seit längerer Zeit nicht mehr. Den Test hatte der Schwiegervater wegen Symptomen selbst auf seiner Kabine durchgeführt.
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Nach auch ein zweiter Test die Infektion bestätigte, traf den 77-Jährigen ein Schicksal, das auch schon viele andere Kreuzfahrt-Reisende bei „Mein Schiff“ ereilte: Isolation an Bord.
„Meine Schwiegermutter, obwohl bis zum heutigen Tag symptomfrei und mit negativem Testbefund – entschied sich, ihren Mann freiwillig in die Isolation zu begleiten, was ihr seitens der Crew auch nahelegt wurde.“
Als Sicherheitsmaßnahme wurden die Spa-Anwendungen des Passagiers und seiner Frau storniert, auch Gruppen-Veranstaltungen an Bord konnten sie nicht mehr wahrnehmen.
Wusstest du DAS über „Mein Schiff„?
- Insgesamt sieben Kreuzfahrtdampfer zählen zur „Mein Schiff“-Flotte der Reederei Tui Cruises
- Die gesamte „Mein Schiff“-Flotte fährt unter der Flagge von Malta, daher gibt es auch keine Umsatzsteuer an Bord
- Die Reederei hat ihren Firmensitz in Hamburg
- Bis voraussichtlich 2026 sollen drei neue „Mein-Schiff“-Kreuzer gebaut werden
- Insgesamt ca. 6.980 Besatzungsmitglieder sind an Bord der Schiffe für Tui Cruises im Einsatz
„Mein Schiff“: Planlos im Hafen
So weit, so gut. Das alles sind die gängigen Vorgehensweisen bei „Mein Schiff“, die seit längerer Zeit bekannt sind und auf die sich alle Reisenden mit Antritt ihrer Reise einlassen. Mit einer Corona-Infektion an Bord muss leider nach wie vor jeder rechnen.
Manch infizierte Reisende würden sich aber wünschen, auch nach Ende der Kreuzfahrt und mit der Ankunft im Hafen noch mehr Hilfestellung zu bekommen. Denn ab dort sind die Passagiere in der Regel auf sich alleine gestellt. Die Kreuzfahrt ist beendet, die Ausschiffung vorbei.
Ist die Corona-Infektion allerdings noch nicht überstanden, kommen womöglich Probleme auf einen zu: Eine normale Bahn- oder Busfahrt nach Hause ist zum Beispiel nicht mehr möglich. Wer sein eigenes Auto nicht im Hafen stehen hat oder nicht fahrtüchtig ist, hat somit erst mal ein größeres Problem.
„Mein Schiff“: Durchwachsenes Fazit
„Wir waren alle mit dem Zug angereist, und nun stellte sich die Frage, wie wir mit der Situation nach dem Ende der Reise umgehen sollten. Hier gab es keine irgendwie hilfreichen Unterstützungsangebote von Tui Cruises oder praxisgerechte Informationen und Tipps. Vieles erfuhren wir, wenn überhaupt, nur auf Nachfrage“, bemängelt der Passagier.
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So habe die Familie dadurch zum Beispiel mitgeteilt bekommen, dass es in Bremen kein Quarantänehotel gibt, sondern nur in Hamburg.
Es habe zudem ein Angebot für einen kostenpflichtigen Individualtransfer in die süddeutsche Heimat der Eltern gegeben – allerdings für mehrere Tausend Euro. Und den Hinweis, man solle sich “möglichst früh” am Abreisetag einen Mietwagen organisieren, wenn man damit Bremerhaven verlassen wolle. Einen solchen Pkw am Terminal zu übernehmen, sei laut der Erfahrung des Reisenden allerdings „faktisch unmöglich“.
Die Deutschen lieben Kreuzfahrten mit „Mein Schiff“ und Co.:
- Am beliebtesten sind Kreuzfahrten mit weitem Abstand bei US-Amerikanern, gefolgt von Chinesen – dann folgen die Deutschen
- Über 30 Prozent der weltweiten Kreuzfahrtschiffe werden in der Karibik eingesetzt, damit ist sie vor dem Mittelmeer das beliebteste Fahrtgebiet
- Die beliebtesten Fahrtgebiete unter den deutschen Kreuzfahrern sind Nordeuropa und das westliche Mittelmeer
- Der Begriff hat seinen Ursprung in dem niederländischen Wort „kruiser“ aus dem 17. Jahrhundert, der ein kreuzendes (im Sinne von hin und her fahrend) Schiff bezeichnete
- Dank des Kreuzfahrt-Booms der vergangenen Jahre ist Deutschland heute ein Werftenstandort von weltweitem Rang
- In der öffentlichen Wahrnehmung werden aber immer auch die hohen Belastungen für Mensch und Umwelt durch Kreuzfahrtschiffe betrachtet
Für die Reisenden, die sich mehr Umsorgung auch nach dem Ende der Kreuzfahrt wünschen, blieb so ein fader Beigeschmack. Sie hätten den Eindruck gehabt, dass es Tui Cruises „letztlich weitgehend egal ist, was mit Gästen geschieht, die Corona-positiv am Zielort ihrer Reise in Deutschland stranden und nicht weiterwissen.
Das ist wirklich sehr schade, zumal wir die Reederei ansonsten als stark im Service wahrgenommen haben, was sich ja in anderen Zusammenhängen auch während dieser Reise wieder bestätigt hat“, lautet das durchwachsene Fazit des Passagiers.