Auf Norderney geht es aktuell reichlich stürmisch zu – und mit dem Wetter hat das nicht viel zu tun. Die Insel gilt mittlerweile endgültig als das zweite Sylt, dunkle Stimmen sprechen vom Ausverkauf der Insel.
Denn hohe Immobilien-Preise, Bau-Stau und die „Vertreibung“ von Gästen wie Personal (wir berichteten) machen Norderney zu schaffen. Ein Hotel steht dabei hart in der Kritik. Warum der Kurdirektor der Insel hier etwas anderes viel problematischer findet.
Norderney: Kaum Wohnraum – aber ein Hotel?
Auf Norderney soll ein neues Luxus-Hotel entstehen. Die Familie Brune, die der Insel mit reichlich Besitz quasi seine eigene Handschrift verpasst hat, will ein 4-Sterne-Hotel errichten (wir berichteten). Dass das Projekt in Zeiten von Wohnraummangel auf der Insel und reichlich Leerstand in der Fußgängerzone nicht gut ankommt, liegt auf der Hand.
Dazu hat Norderney einen Rückgang von Tagesgästen zu verzeichnen, der bemerkenswert bis alarmierend ist. Fünf Prozent weniger im Vergleich zum, Vorjahr, vermeldete das Staatsbad zuletzt (>>>hier mehr). Da scheint ein neuer (Luxus-)Hotelbau sinnlos. Doch den hält Kurdirektor Wilhelm Loth für genau richtig, viel problematischer sind für ihn Ferienwohnungen, die neu gebaut werden.
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Norderney: Renditeobjekte schaden der Insel
“Hotelbetreiber kümmern sich in erster Hand um die Gäste, sie bringen sich ein, sie zahlen hier ihre Gewerbesteuer und sie bringen Arbeitsplätze. Da ist mir jedes Hotel tausendmal lieber als private Ferienwohnungen, deren Eigentümer teils irgendwo auf dem Festland leben, sich sonst nicht interessieren und die Wohnung als reines Renditeobjekt sehen“, gab er dem „Norderneyer Morgen“ gegenüber zu Protokoll.
Einen Zusammenhang zwischen dem Millionen-Bau und möglicherweise weiter voranschreitendem Besucherrückgang, der wohl vor allem Menschen mit geringerem Einkommen betrifft, sieht er nicht. „Die Probleme, die diese Insel hat, liegen völlig woanders und ich verstehe es politisch überhaupt nicht, dass man letzteres Thema nicht sehr viel deutlicher formuliert und angeht, und das zum Teil wider besseres Wissen“, so Loth. Den „Anfang vom Ende“ meint er im „Ausverkauf von Ferienwohnungen“ auf Norderney ausgemacht zu haben.
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Norderney: Lukrativ – doch nur finanziell?
Das ist insofern nachvollziehbar, als dass mitunter sogar brachliegende Ferienwohnungen, die zur reinen Spekulation dienen, oder nur selten vermietet werden, nicht zum guten Klima oder gar zur Bereicherung von Norderney beitragen. Ein Hotel ist da deutlich lukrativer, vom finanziellen Vorteil von Betreibern und Gemeinde mal abgesehen.
Mit sorgenvollen Augen ist die Entwicklung auf Norderney dennoch zu betrachten. Denn auf der Nachbar-Insel Sylt sind die Zustände schon seit Jahrzehnten dramatisch. Wer neu auf die Insel ziehen will, hat massive Probleme, Arbeitskräfte müssen regelmäßig pendeln – unterm Strich bedeutet das: Mehr Wohnraum! Doch der bringt weniger Geld.