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Norderney: Beschlagnahmt! Was hier abging, lässt Urlauber das kalte Grausen kommen

Norderney gilt heute als wahres Urlaubs-Paradies – doch es war nicht immer so traumhaft. Hinter der schönen Nordsee-Insel steckt eine düstere Vergangenheit.

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Norderney

Norderney sollte jedem Norddeutschen ein Begriff sein. Dort herrscht Ruhe und pure Urlaubs-Stimmung – und das zu jeder Jahreszeit. Doch auch hier gibt es eine düstere Vergangenheit…

Kaum zu glauben, aber wahr: Norderney war einmal ein militärisches Sperrgebiet, ein Bollwerk im Zweiten Weltkrieg. Während die Insel heute als Touristenziel boomt, hat sie eine turbulente Geschichte hinter sich.

Norderney: „Igel“-Verteidigung vom Feinsten

Im Zweiten Weltkrieg war Norderney für Urlauber ein absolutes Tabu. Die Wehrmacht hatte die Insel fest im Griff, Flakbatterien und Bunker wohin man auch schaut. Laut „NDR“ war die Insel ein strategisch wichtiger Punkt in der Verteidigungslinie. Die britische Luftwaffe nannte Norderney wegen der massiven Verteidigungs-Anlagen sogar „Hedgehog“ – so stach die Insel mit ihrer „Igel“-Verteidigung heraus. Doch mit dem Kriegsende kam eine ganz andere Zeit auf die Insel zu: Die Briten übernahmen das Ruder. Sie verwandelten Norderney in ein Erholungszentrum für ihre eigenen Soldaten.

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Die Besatzer übernahmen eigentlich so ziemlich alles: Hotels, Schwimmbäder, sogar die heute bekannte „Milchbar“ wurde zum „Tea- and Coffeeroom“ umfunktioniert. Ein echtes Paradies für die britischen Soldaten und ihre Familien, während die einheimischen Insulaner außen vor blieben. Der „NDR“ berichtet von Listen, die die Briten kleinlich führten – von beschlagnahmten Matratzen bis hin zu Toastern. Zigaretten und Schnaps wurden zur inoffiziellen Währung der Nachkriegsjahre.

Norderney: Vom Schwarzmarkt zur Touristeninsel

Doch nicht nur die Briten genossen die Strände der Insel. Während die Militärregierung einen begrenzten Kurbetrieb zuließ, waren es hauptsächlich Deutsche, die nach dem Krieg mit Zigaretten oder Schnaps ihren Urlaub bezahlten. Es war ein wahres „Schwarzmarkt-Paradies“ auf Norderney, wo Tauschgeschäfte zum Alltag gehörten.


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Erst mit der Währungsreform 1948 trocknete der Schwarzmarkt nach und nach aus – die Deutschen konnten ihren Urlaub endlich wieder mit echtem Geld bezahlen. Mit dem aufkommenden Wirtschaftswunder in den 50er-Jahren begann der Tourismus auf Norderney richtig zu boomen. Die Insulaner vermieteten ihre eigenen Schlafzimmer und zogen in die Keller, um die Massen an Urlaubern unterzubringen.

Heute hat sich die Insel völlig gewandelt. Norderney zählt fast drei Millionen Übernachtungen pro Jahr – Urlauber genießen hier das entspannte Nordsee-Flair.