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Norderney: Schlimmer als erst gedacht! Experte schlägt Alarm – „Wir haben ein Wolfsproblem“

Langsam sank die Aufregung um den Wolf auf Norderney. Jetzt schlagen die Jägerschaften im Bezirk Ostfriesland Alarm.

© IMAGO / Priller&Maug / Martin Wagner

Norderney

Die Wolf-Sichtung sorgte auf der Nordsee-Insel Norderney für Angst und Schrecken. Nachdem geklärt war, wie der Wolf es aber überhaupt auf die Insel schaffte, sank die Aufregung wieder – bis jetzt!

Denn die Jägerschaften sieht jetzt eine viel größere Gefahr, die Norderney weit übersteigt: „Wir haben in Ostfriesland ein Wolfsproblem“.

Norderney: Viele Schafe gerissen

Auf den Deichen sei eine hohe Zahl von Schafen gerissen worden, erklär Gernold Lengert, Vorsitzender der „Jägerschaft Aurich e.V.“. Mittlerweile bedrohe sogar eine zweistellige Zahl Wölfe Ostfrieslands Deischschafe. Lengert, der zugleich stellvertretender Bezirksvorsitzender der Ostfriesland-Jägerschaften ist, sagt deutlich: „Wir haben in Ostfriesland ein Wolfsproblem.“

Er schätzt, dass es 16 bis 18 Wölfe sind. Und die Schafe auf dem Deich sind gefundenes Fressen. „Wildtiere zu jagen, ist anstrengend und gefährlich. Die laufen weg; die Schafe können das nicht. Für den Wolf ist der Deich wie ein Imbiss“, erklärt er weiter. Da die Schafe für die Deichpflege unabdingbar seien, bedrohe die territoriale Wolfs-Plage nun also den Küstenschutz.

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Norderney: Sicherheit von Menschen gefährdet

„Die Deiche müssen durch Schafe beweidet werden. Man kann sie mähen, aber nur Schafe verdichten die Deichkrume mit ihren kleinen Hufen so, dass das Wasser keinen Schaden anrichtet“, betont Lengert. Und das gefährde die Sicherheit von gut einer Millionen Menschen. Denn diese hänge am Erhalt der 610 Kilometer Sturmflutdeiche und der rund 1.000 Kilometer tideabhängiger Deiche an den Flussmündungen.

Tatsächlich sei die Zahl der gerissenen Schafe bereits vor der Sichtung des Norderneyer Wolfs hoch gewesen. „Im Gebiet der zehn Küstenjägerschaften haben wir vom April 2023 bis zum April 2024 über 100 Vorfälle gezählt, 75 davon wurden sicher einem Wolf zugeordnet. 188 Nutztiere wurden getötet, 101 verletzt. Wir reden über ein enormes Tierleid,“ erklärt Lengert. Und noch schlimmer: Er gehe von einer hohen Dunkelziffer aus.


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„70 bis 80 Prozent der Vorfälle werden gar nicht mehr gemeldet. Die Bauern tun sich das nicht an. Es heißt dann sowieso nur, dass sie nicht richtig gezäunt haben“, sagte Lengert. Er betonte: „Ein Wolfszaun ist am Deich nicht zu bezahlen. Das Aufstellen ist logistisch nicht einmal möglich.“

Trotzdem hält der Jäger den Abschuss des Insel-Wolfs für keine Option. Dass mal an der ostfriesischen Küste ein Wolf unterwegs ist, sei kein Problem – gefährlich werde es erst, wenn diese territorial würden.