An der Nordsee-Küste und auf dem Land gibt es nicht genügend Mediziner. Niedersachsens Ärztekammerpräsidentin Martina Wenker warnt: „Jedes Jahr gehen in Niedersachsen 1000 Ärztinnen und Ärzte in den Ruhestand, es kommen aber nur 500 Absolventen von den drei medizinischen Fakultäten nach“.
Vom Harz bis an die Nordsee gebe es eine dramatische Lücke, die sich immer weiter vergrößere, sagt die Lungenfachärztin gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. Und weiter: „Wir müssen jetzt schon Schadensbegrenzung machen.“
Nordsee: Zu wenig Studienplätze für Medizinstudenten
Beim am Freitag zu Ende gegangenen Deutschen Ärztetag in Bremen forderte die Ärzteschaft bundesweit erneut mehr Medizin-Studienplätze. Darüber hinaus plädierte sie für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Wertschätzung.
In Niedersachsen ist ein Medizinstudium an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), der Universität Göttingen und der Universität Oldenburg möglich. Seit diesem Jahr kooperiert die Uni Göttingen mit dem Klinikum Wolfsburg – auf diese Weise konnten 60 Teil- in Vollstudienplätze umgewandelt werden.
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Das ist die Nordsee:
- die Nordsee ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans
- die Nordsee ist ein wichtiger Handelsweg und dient als Weg Mittel- und Nordeuropas zu den Weltmärkten
- die Fläche beträgt 570.000 Quadratkilometer
- sie ist bis zu 700 Meter tief
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Im Wintersemester 2021/2022 gab es nach Angaben des Wissenschaftsministeriums insgesamt 745 Studienanfängerplätze in der Humanmedizin. Fünf Jahre zuvor seien es nur 598 Plätze gewesen. In diesem Herbst sollen 44 weitere Plätze hinzukommen, 40 davon an der Oldenburger Universitätsmedizin, die dann 120 Plätze hat.
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Nordsee: Landarztquote soll klaffende Lücke schließen
Zudem beschlossen SPD und CDU im März im Landtag eine sogenannte Landarztquote: 60 Studienplätze werden für Bewerber reserviert, die sich verpflichten, für mindestens zehn Jahre als Hausarzt in einer unterversorgten Region in Niedersachsen zu arbeiten. Die ersten angehenden Landärzte starten im Wintersemester 2023/2024.
„Das ist viel zu spät“, kritisiert Wenker. Die Ausbildung dauere mindestens zwölf Jahre. „Die Landarztquote reicht nicht. Wir sehen den Mangel überall, auch im öffentlichen Gesundheitsdienst, auf den Intensivstationen und bei den Notärzten.“ Bei der Auswahl der 60 angehenden Landärzte aus rund 1000 Bewerberinnen und Bewerbern werde die Kammer das Land unterstützen – auch wenn sie die Quote immer skeptisch gesehen habe.
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Es sei ungeheuerlich, dass Deutschland als eine der reichsten Industrienationen nicht genügend ärztlichen Nachwuchs ausbilde, sagte Wenker. Eine Abwerbung von Medizinern aus dem Ausland hält sie für falsch, da diese in ihren Heimatländern gebraucht würden.
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Derzeit suchten bereits einige aus der Ukraine geflüchtete Kolleginnen und Kollegen einen Job in Niedersachsen. Wenker hält in diesen Fällen eine vorübergehende Berufserlaubnis für sinnvoll, damit die ukrainischen Mediziner zum Beispiel in Unterkünften für Geflüchtete mitarbeiten können. Dies habe sich auch 2015/2016, als viele syrische Ärzte ankamen, als erfolgreich erwiesen.
„Ich bin gegen ein Schnell-Diplom, denn die Kollegen müssen zunächst die deutsche Sprache und die Fachsprache sicher beherrschen“, sagte die Ärztechefin. (dpa/kl)