In der Debatte um Klimaneutralität rückt die Speicherung von CO2 in der Nordsee in den Fokus. Die Pläne sind umstritten.
Und die Frage bleibt: Wie kommt das umweltschädliche Kohlendioxid an die Nordsee-Küste?
Nordsee: Bund plant ein Mega-Projekt
Chemie- und Industrieunternehmen im mitteldeutschen Chemiedreieck fordern den Aufbau von Pipelines, um klimaschädliches CO₂ an die Küste zu transportieren. Laut einer Machbarkeitsstudie des Unternehmenskonsortiums um Totalenergies ist der Aufbau einer umfassenden CO₂-Infrastruktur notwendig, um Emissionen signifikant zu reduzieren. Der Transport per Pipeline sei die effizienteste Option, um die großen Mengen Kohlendioxid aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an die Küste zu bringen.
Neben der Beschleunigung beim Aufbau von erneuerbaren Energien sei auch die Abspaltung von Kohlendioxid eine zentrale Säule, um Klimaneutralität zu erreichen, sagte der Geschäftsführer der Totalenergies-Raffinerie Leuna, Thomas Behrens, bei der Vorstellung der Studie. Es brauche dringend Planungssicherheit für die Großindustrie.
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Bundesregierung plant Speicherung in der Nordsee
Die Bundesregierung treibt derzeit Pläne voran, die Speicherung von CO₂ in der Nordsee zu erlauben. Für industrielle Bereiche wie die Zementwirtschaft gäbe es keine Alternative zu einer CO₂-Speicherung, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vergangene Woche im Bundestag. Die Pläne sind umstritten, auch unter den Grünen.
Umweltverbände warnen davor, die unterirdische Speicherung des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO₂) in großem Stil in Deutschland zuzulassen. In einem offenen Brief der Verbände, heißt es, mit dem neuen Gesetz würde ein breiter Einsatz der CO₂-Speichertechnik „auch für vermeidbare Emissionen“ der Industrie oder bei der Stromerzeugung ermöglicht. Damit verringerten sich die Anreize, auf fossile Energieträger wie Öl, Kohle und Gas zu verzichten.
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Es sei ein wichtiges Thema für das Überleben der Industrie in einem Bundesland, in dem Chemieindustrie prägend sei, sagte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU). Die Ziele zur Klimaneutralität seien ambitioniert. Nach Berechnungen der Studie wurden im Jahr 2019, vor der Corona-Pandemie, im mitteldeutschen Raum mehr als 6,1 Millionen Tonnen Kohlendioxid emittiert. Laut Umweltbundesamt lagen die CO₂-Emissionen bundesweit im Jahr 2019 bei fast 810 Millionen CO₂-Äquivalenten.
Hohe Kosten für den Aufbau der Infrastruktur
Der Aufbau einer Pipeline-Infrastruktur sei allerdings teuer, so die Studie. Je nach Verlauf der Trassen wurden zwischen 1,1 und 1,6 Milliarden Euro für den Bau veranschlagt. Aufgrund der Kosten müsse auch über Kooperationen mit Nachbarländern nachgedacht werden. An dem Konsortium sind neben Totalenergies aus Leuna auch das Gas-Unternehmen VNG aus Leipzig, die DBI-Gruppe und verschiedene Chemie- und Industrieunternehmen aus dem mitteldeutschen Raum beteiligt. (mit dpa)