Schon jetzt gibt es auf Rügen jedes Jahr mehr als sechs Millionen Übernachtungen. Und das bei gerade einmal 77.000 Einwohnern. Es könnten aber NOCH mehr Touristen in den kommenden Jahren werden. Und die brauchen eine Unterkunft, ein Hotel etwa oder eine Ferienwohnung.
Und für die wird gesorgt. Da ist etwa die riesige Ferienanlage in Prora, die Platz für Tausende Urlauber bietet. Und es wird weitergebaut. Ein Projekt, das aktuell besonders vielen Menschen auf der Insel Sorgen bereitet, ist das „Baltic Island Eco Resort“ auf der Halbinsel Bug im Norden von Rügen.
Rügen: Auf der Insel soll Europas größtes Ferienresort gebaut werden
Hier ist Europas größtes Ferienresort geplant. In der Nähe eines Naturschutzgebietes sollen 285 Gebäude, 2000 Betten, ein Reitstall, ein Kino, eine Therme, eine Marina und Nachtclubs entstehen.
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„Das Fass ist am Überlaufen“, „So geht das nicht weiter“, „Alles, was diese Insel lebenswert macht, wird plattgewalzt“ oder „Die machen uns systematisch kaputt“ sind Aussagen von Menschen, die die Nase voll haben davon.
Sie haben sich in einer Bürgerinitiative mit dem Namen „Lebenswertes Rügen“ zusammengetan und wollen etwas gegen den Bau-Boom auf der Insel machen.
Gemischte Stimmung in Drankse auf Rügen
In Dranske, zu dem die Halbinsel Bug gehört, ist die Stimmung zu dem Mega-Projekt gemischt. Durch den noch beschaulichen Ort würde der Touristenverkehr fließen, wenn das Resort gebaut wird.
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„Die Idylle und so eine große Anlage, ich weiß nicht, ob das nicht irgendwie überfordert ist damit“, sagt ein Anwohner in einer NDR-Dokumentation, die den Titel „Bald zu viele Urlauber auf Rügen?“ trägt. Und auch ein anderer sagt: „Die einzige Sorge, die wir hier gerade haben, ist der Verkehr.“
Mega-Projekt auf Rügen hat natürlich auch Vorteile
Andere hingegen befürworten das Vorhaben. „Ich finde das gut, dass was entsteht auf dem Bug“, sagt ein Mann. „Sehr gut für die EInwohner, für das Geld, für Dranske“, findet auch eine Frau, die zu Wort kommt.
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Das ist Rügen:
- Insel vor der Ostseeküste Vorpommerns
- Flächengrößte und bevölkerungsreichste Insel Deutschlands
- Etwa 77.000 Menschen leben hier
- Rügen ist zehnmal größer als Sylt
- Auf der Insel gibt es 100 Sonnenstunden pro Jahr mehr als in München
- Neben Stränden gibt es auf Rügen auch viele Naturschutzgebiete
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Wer sich künftig über Land auf den Weg zu dem geplanten Resort macht, muss durch das kleine Seebad Breege. Vielerorts herrscht schon jetzt in der Hochsaison Verkehrschaos auf Rügen.
Aus diesem Grund beobachten der zuständigen Bürgermeister der Gemeinde und sein Stellvertreter die Entwicklungen mit Sorgen. „Dieses Straßennetz gibt den vielen Verkehr einfach nicht her“, sagt Arno Vett, Bürgermeister von Breege in der Dokumentation des NDR.
Beide sind sich einig, dass sich die Anzahl der Betten auf der Insel nicht weiter erhöhen darf. „Es ist einfach genug. Mehr brauchen wir nicht und mehr verkraftet die Insel nicht“, sagt Vett.
Weitere Kritik am Mega-Projekt auf Rügen
Das sieht auch die Bürgerinitiative „Lebenswertes Rügen“ so. „Jede neue Hotelanlage ist eine zu viel“, sagte Stefanie Dobelstein, Mitglied der Initiative, kürzlich bei einer Podiumsdiskussion und forderte, das Verhältnis von Einwohnern zu Ferienbetten von 1 zu 1,5 einzuhalten (>> hier mehr dazu).
Ein weiterer Kritikpunkt: Dass das ehemalige NVA-Gelände bebaut werden darf, wurde bereits vor 20 Jahren genehmigt. Damals sollte hier Arbeit für ehemalige Armeemitarbeiter geschaffen werden. Doch die seien längst im Ruhestand oder weggezogen.
„Diese Gedanken stammen aus dem vorigen Jahrhundert. Das ist längst überholt“, sagt Marlies Preller, ebenfalls Mitglied der Bürgerinitiative.
Rügen: Hotel oder Ferienwohnung dringend gesucht
Tom Krause, der das Urlaubsresort auf dem Bug geplant und jahrelang nach dem Investor gesucht hat, der jetzt bis 680 Millionen Euro in das Projekt investieren will, kann die Kritik nicht nachvollziehen.
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„Meinen Sie, diese 2.000 Betten bringen jetzt das Fass zum Überlaufen? Unser Projekt ist in der nordwestlichsten Ecke der Insel. Da, wo eigentlich nichts los ist“, sagt der Planer von Krause Bohne Architects and Planners.
Auch er hebt die Infrastruktur heraus, die mit dem Projekt „dann endlich mal da oben“ geschaffen werde. „Die paar Betten, die wir dazu kriegen, sind verschwindend gering zu denen, die dort bereits vorhanden sind.“
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Wurden in der Vergangenheit Fehler auf Rügen gemacht?
Ähnlich sieht das auch der Bürgermeister von Dranske. Er sieht das Problem eher in den bereits gebauten Ferienunterkünften. „Die 2.300 Betten, die hier entstehen, waren vor 20 Jahren schon genehmigt“, sagt Lothar Kuhn.
Er fügt hinzu: „Was im Nachgang alles gebaut wurde und den Verkehr erhöht hat, das sollte man sich mal vor Augen führen. In den letzten 20 Jahren hätte man mehr aufpassen müssen.“
Und so wird noch einige Zeit vergehen, bis die Frage beantwortet ist, was am Ende gut für die Insel Rügen ist – und was nicht. Die Meinungen darüber sind auf jeden Fall sehr unterschiedlich. (mk)