Im Winter wird es auf Rügen spürbar ruhiger. Anders als im Sommer sind nur wenige Touristen zu dieser Jahreszeit auf Deutschlands größter Insel unterwegs.
Besuchern der Insel Rügen bietet sich so am Strand nicht nur die Chance auf einsame Momente, sondern gerade jetzt können sie auch einige besondere Funde machen. Das ist jedoch nicht ganz ungefährlich.
Rügen: Hochsaison für SIE
Die Hochsaison für die Suche nach Bernstein ist nämlich im Winter. Es lohnt sich erst, wenn es Sturm gegeben hat. „Am besten mehrere Tage aus Nordost“, sagt Tina Pellegrin, Bernsteinfischerin aus Binz. „Wenn der Sturm abflaut, gehen wir ins Wasser.“
Doch das Bernsteinfischen ist harte Arbeit – und nichts für Warmduscher. In den frühen Morgenstunden bricht sie dann zusammen mit ihrem Vater zur Küste auf.
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Manchmal bleiben sie für sechs Stunden oder länger, suchen den Strand ab und keschern im eiskalten Wasser nach dem Gold der Ostsee.
Bernsteinsuche auf Rügen kann gefährlich sein
„Wir gehen immer zu zweit rein, es ist zu gefährlich alleine“, sagt Pellegrin. Bei abflauendem Sturm gebe es immer starke Strömungen. Die Ausbeute lässt sich nie vorhersagen. „Wenn du einen guten Sturm hast, sind es fünf, acht oder zehn Kilo.“ Manchmal füllt sich ein ganzer Zehn-Liter-Eimer.
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Das ist Rügen:
- Insel vor der Ostseeküste Vorpommerns
- Flächengrößte und bevölkerungsreichste Insel Deutschlands
- Etwa 70.000 Menschen leben hier
- Rügen ist zehnmal größer als Sylt
- Auf der Insel gibt es 100 Sonnenstunden pro Jahr mehr als in München
- Neben Stränden gibt es auf Rügen auch viele Naturschutzgebiete
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„Ich sammle jeden kleinen Krümel ein. Für die Schmuckverarbeitung sind aber größere Stücke besser.“ Und auch wertvoller: Denn der Grammpreis steigt mit der Größe. Der größte Bernstein, den Pellegrin bisher gefunden hat, wiegt 361 Gramm.
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Die Ostküste von Rügen gilt als gutes Revier. „Bernstein sammle ich schon, seit ich laufen kann“, sagt Tina Pellegrin. Das Oma-Image, das vor allem Bernsteinketten lange hatten, hält sie für überholt.
Familie auf Rügen lebt von Bernstein
„Gerade der weiß-gelbe Bernstein hat nichts mehr mit dem alten Stil zu tun“, sagt sie. „Und Bernstein hat über 200 Farbnuancen – von schwarz bis knochenweiß.“
Ihr irisch-englischer Vater, Finnbarr Corrigan, der in Binz das Geschäft „Der Bernsteinfischer“ führt, hat ihr auch die Bernsteinbearbeitung beigebracht. Erst muss mit der Schleifmaschine die Witterungskruste entfernt werden.
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Dann kommt der Nassschliff per Hand, danach wird mit der Poliermaschine weitergearbeitet, bis der Stein glänzt. „Das ist Winterarbeit. Dann sitzen wir beide in der Werkstatt“, sagt Pellegrin. „Im Sommer haben wir gar keine Zeit dafür.“
Es ist ruhiger im Winter auf Rügen
Binz ist der touristische Hotspot der Insel, der mit einem kilometerlangen Sandstrand punktet. Touristenziel ist der Ort schon lange. Die Bäderarchitektur aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ist ein Hinweis darauf. Führungen durch den Inselort gibt es ganzjährig.
Klaus Boy macht sie seit drei Jahrzehnten. Der 72-Jährige erzählt die Geschichte des Ortes seit der ersten slawischen Siedlung im siebten Jahrhundert und zeigt auf die vielen Villen in weiß, die aus der Binzer Boomzeit stammen, oft aufwendig saniert wurden und gerne als Hotels und Ferienwohnungen genutzt werden.
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Während es im Sommer für Touristen manchmal schwierig wird, auch nur einen handtuchbreiten Streifen am Strand zu finden, ist in der kalten Jahreszeit deutlich weniger los. Spaziergänger, bei Bedarf mit Schal und Mütze, sind allerdings fast immer unterwegs.
Den Trubel rund um Seebrücke, Kurhaus und die vielen Restaurants an der Strandpromenade wie in der Hochsaison gibt es aber nicht mehr.
Im Winter kommen andere Gäste nach Rügen als im Sommer
„Es sind andere Gäste, die im Winter kommen, die Ausgleich suchen, Entspannung und sich für die Natur interessieren“, sagt Tourismusdirektor Kai Gardeja. „Die ruhigste Zeit ist von Januar bis zu den Winterferien. Danach zieht es wieder an, aber sehr sanft.“
Wenn es nachmittags schon um halb fünf dunkel wird, wird es noch eine Spur stiller. In der Binzer Hauptstraße sind die Geschäfte noch offen, in den Restaurants gucken die ersten Gäste in die Abendkarte.
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Aber am Strand ist kaum noch jemand zu sehen. Sogar die Möwen sind auf Rügen längst verschwunden. (dpa/mk)