Experten schlagen Alarm – in Schleswig-Holstein verschärfen sich dramatische Probleme, vor dem letzten Endes niemand wirklich gefeit ist.
In Hamburg kam bereits Beunruhigendes ans Licht (wir berichteten), nun rückt Schleswig-Holstein in den Fokus und geht in den Krisen-Modus.
Schleswig-Holstein: Der Winter bringt nicht nur Kälte
Tausende Schleswig-Holsteiner sind wohnungslos – und mit der Inflation droht die Zahl der Betroffenen weiter zu steigen. Das Land steuert zwar gegen und plant weitere Maßnahmen, doch es gibt im Blick auf den Winter massive Zweifel an deren rechtzeitiger Wirkung…
Etwa 11.000 Menschen im Norden sind derzeit nach Regierungsangaben bereits von Wohnungslosigkeit betroffen. Es sei beschämend, dass in einem reichen Land wie Deutschland Menschen kein Obdach hätten, sagte Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) am Donnerstag in Kiel, die Situation sei bedrückend und alarmierend.
Bittere Prognosen für Schleswig-Holstein
Das Land will gegensteuern, doch für Tausende ist es wohl bereits zu spät. Denn: Es müssen Wohnungen her. Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) verwies zwar auf ein mit 20 Millionen Euro ausgestattetes Sonderprogramm, mit dem Wohnraum für besondere Bedarfsgruppen zur Verfügung gestellt werden soll, und brachte auch die Möglichkeit ins Spiel, Wohnungslose in Tiny Houses, also Mini-Fertighäusern, unterzubringen. Doch im Hinblick auf Flächen- und Energieverbrauch sei sie „ein bisschen skeptisch“.
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Geschäftsführerin der Stadtmission Kiel, Karin Helmer zeigte noch weniger Optimismus: „Wenn wir denn die Grundstücke finden…“, sagte sie und schob nach, in der Landeshauptstadt steige die Zahl der Wohnungslosen von Jahr zu Jahr.
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Schleswig-Holstein: Es kann jeden treffen
2019 seien es 1.500 gewesen, 2021 fast 2.000 und bis zum 1. September habe sich die Zahl zum Vorjahr noch einmal um 20 Prozent erhöht. „Die Gründe für Wohnungslosigkeit sind vielfältig und wir haben es täglich mit unzähligen Einzelschicksalen zu tun“, sagte Helmer. „Trennungen, Krankheiten, Gewalt, Süchte, Jobverlust, zu geringe Renten, zu hohe Mieten, Tod von Angehörigen – Schicksalsschläge, die uns alle treffen können.“
Infolge der Teuerungen drohten in den nächsten Monaten viele Menschen wohnungslos zu werden. „Die Notunterbringung ist an ihren Grenzen“, so Helmer. Sie unterstütze die Bemühungen der Langesregierungen, etwa das Konzept „housing first“, also die Bereitstellung einer Wohnung, vor allen anderen Hilfsmaßnahmen – doch ihr Fazit ist krass: „Es dauert zu lange“.
Und auch Touré fürchtet, dass viele Entlastungsmaßnahmen des Bundes für diesen Winter zu spät kommen. (dpa/wip)