Weihnachtsmärkte sind vor allem für Glühwein und Bratwurst bekannt. Wer mit beidem nichts anfangen kann, der hat dort nicht viel verloren, oder? Natürlich nicht, denn das Angebot ist deutlich größer. So zum Beispiel in Stralsund. Dort werden sogar Veganer mit ein bisschen Spitzfindigkeit satt.
Champignons, Holunder-Glühwein, Baguette, Flammkuchen, gebrannte Mandeln – die Auswahlmöglichkeiten sind definitiv da, Weihnachtsmarkt-Besucher in Stralsund, die vegan leben, müssen nicht fasten.
Selbstversuch in Stralsund
Eine Volontärin der Ostsee-Zeitung, die Veganerin ist, machte eigens den Test und schlemmte sich mit den oben genannten Produkten über das Volksfest an der Ostsee und verfasste einen Bericht darüber. Äußerst merkwürdig ist, was das für Reaktionen hervorruft. Nicht wenige Menschen haben sich nach dem Artikel über ihren Selbsttest als Veganerin auf dem Weihnachtsmarkt bemüßigt gesehen, als Hobby-Ernährungsexperten aufzutreten und zu versuchen, belehrend auf sie einzuwirken. Und teilweise sogar zu beleidigen.
Ist sonst oft zu hören, Veganer würden Fleischesser wegen ihrer Ernährungsweise belehren (passiert das wirklich so häufig?), so zeigt spätestens das Beispiel der Volontärin, dass es in die andere Richtung anscheinend ebenfalls der Fall ist. Zumindest an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern.
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Kurze Zeit nach dem Weihnachtsmarkt-Rundgang veröffentlichte die OZ-Mitarbeiterin ein Video, in dem sie die Kommentare, die sie über Facebook erhielt, vorliest. Und die strotzen nur so vor Bevormundung, hanebüchenen Falschinformationen, Beleidigungen und seltsamsten Feststellungen.
Stralsund: Fragwürdige Kommentare
„Glaubst Du im Ernst, dass der Mensch das Klima retten kann mit so etwas? Vegane Produkte sollen in Chemie-Laboren hergestellt werden, mit Fleischgeschmack, sehr ungesund für den Körper. Aber die Ärzte wollen ja auch nicht arbeitslos werden in ein paar Jahren“, schreibt zum Beispiel eine Person.
Dass sie mit ihrer Ernährungsweise das Klima retten will beziehungsweise kann, hatte die Volontärin in ihrem Bericht überhaupt nicht geschrieben. Dass Ärzte zudem wollen, dass ungesunder Fleischersatz in irgendwelchen Chemie-Laboren hergestellt wird, damit sie nicht arbeitslos werden, klingt, wie die Mitarbeitern selbst feststellt, eher nach einer Verschwörungstheorie.
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Eine weitere Person bezeichnet die Volontärin als „Grünfuttermüffler“ und schreibt außerdem, sie und andere Veganer stellten sich vor, sie könnten die Standbesitzer auf dem Weihnachtsmarkt dazu zwingen, etwas für sie anzubieten. Auch das hatte die OZ-Mitarbeiterin weder auf ihrem Rundgang versucht, noch war das je ihre Intention.
In einem weiteren Kommentar heißt es zudem, der Fleischverzicht habe der jungen Frau das „Gehirn verbrutzelt“. Und es fällt der Begriff „Terror-Veganer“, mit dem aber immerhin nicht die Volontärin in Verbindung gebracht wird.
Ein schwacher Trost nach so vielen Entgleisungen nur wegen eines Weihnachtsmarkt-Besuches und einer bestimmten Ernährungsform…