Bereits in den letzten beiden Jahren wollten auf Sylt Punks ein Statement gegen Schicki-Micki und Schickeria setzten.
2024 geht die „Aktion Sylt“ in Runde drei. Was die Punks sich dieses Jahr in den Kopf gesetzt haben, liest du hier bei uns.
Sylt: Punk-Proteste gehen in die dritte Runde
Für viele ist die Nordsee-Insel Sylt ein Ort der Erholung, aber auch des Luxus und Prunk. Ein teures Ferienhaus reiht sich an das nächste und Luxus-Hotels und Designer-Läden gibt es hier wie Sand am Meer. Doch mit der Insel-Idylle dürfte es bald vorbei sein. Zum dritten Jahr in Folge hat sich nämlich die Punk-Szene dazu entschlossen, sich dem Glamour und der Schickeria entgegenzustellen – mit ausgefallenen Klamotten, bunten Haaren, sogenannten Sit-ins und Protestaktionen.
Am 22. Juli soll es losgehen: das Punk-Protestcamp der „Aktion Sylt“auf der Festwiese in Tinnum. Bis zum 1. September wollen Punks dort zelten und protestieren, unter dem Motto „ein solidarisches Miteinander“. Nils Felter erklärt in dem Podcast „Sylt-Zeit“, dass das Camp für Klimagerechtigkeit, für eine inklusive Gesellschaft und gegen Gentrifizierung – dem Aufwertungsprozess einer Region durch Umbau und Modernisierung – demonstrieren.
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Eigentlich klingt das ja recht friedlich und gerade Klimaschutz dürfte für Sylt durchaus relevant sein. Warum allerdings stoßt die „Aktion Sylt“ vielen Urlaubern und Anwohnern negativ auf? Leifeld erklärt, dass es vor allem bei den ersten Punk-Protesten im Jahr 2022 vermehrt zu Straftaten gekommen ist. Die Aktion musste sogar von der Polizei aufgelöst werden. Das soll sich 2024 allerdings nicht wiederholen, denn das Camp ist bewusst nicht in der Innenstadt errichtet worden, sondern im Gewerbegebiet in der Nähe des Flughafens.
„Natürlich finden ein Teil der Veranstaltungen, Sit-ins und kleinen Demos auch wieder in der Innenstadt statt. Das ist auch bewusst so gewählt“, erzählt der Reporter im Podcast „Sylt-Zeit“. Doch die Zahl der Straftaten und der Beschwerden, etwa Ruhestörung, sei dank der Verlegung des Camps deutlich zurückgegangen, fügt er hinzu. „Das war für die Anwohner und die Gewerbetreibenden der Innenstadt eine sehr gute Entscheidung“, so Leifeld.
Ausschreitungen nach Sylt-Skandal-Video?
Doch dann schlug ein Video aus Sylt um Pfingsten herum im Netz große Wellen: Zahlreiche junge Erwachsene zeigten sich, wie sie auf der Insel feiern und zu einem Song rassistische Parolen wie „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ singen. Dadurch habe die „Aktion Sylt“ im Internet größere Zustimmung erhalten, so Leifeld. Verschärft sich die Situation auf der Nordsee-Insel in diesem Jahr also wieder?
Die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands – eine Kleinpartei, die oft als Spaß- und Satirepartei eingestuft wird – hat in Sozialen Netzwerken „Vollsuff, Randale, Stürmen des kostenpflichtigen Strandes und die Demontage von Kunstinstallationen“ angekündigt. Leifeld geht „fest davon aus, dass die Behörden und die Polizei auf alles vorbereitet sind.“ Er ist der Meinung, dass Sylt die Punk-Proteste gut überstehen wird. Und überhaupt sei gar nicht genau bekannt, inwieweit die „Aktion Sylt“ und die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands ineinander verstrickt sind.
Aber was bringt das Ganze?
Das fragen sich auch Podcast-Host Frank Deppe und Reporter Nils Leifeld in „Sylt-Zeit“. „Ich glaube, die Aktivisten wollen gar nicht konkrete Lösungen ad hoc herbeiführen. Sondern die wollen das Augenmerk auf die Problemzonen legen, um ein Bewusstsein für diese Themen zu schaffen, um die sich dann wiederum die Politiker kümmern müssen“, meint Leifeld. Die Punk-Szene agiere eher als eine Art schlechtes Gewissen Sylts, um auf die Missstände hinzuweisen, so der Reporter. „Das macht sie natürlich sehr öffentlichkeitswirksam, mit ihren Erscheinungsbildern, (…) das den Syltern nicht so passt“, fügt er hinzu.
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Das sei nicht zu unterschätzen. Leifeld merkt jedoch an, dass dieser Prozess der Problemerkennung und Problemlösung Jahre dauern dürfte. „Aber sich damit zu beschäftigen, ist erstmal was Gutes“, so der Reporter.