Sylt verbinden viele mit einem Leben in Luxus, mit teuren Eigenheimen, exklusiven Hotels und Restaurants. Doch gibt auch eine ganz andere Seite, wo es viele Probleme gibt und sich Menschen mit großen Herzen für ihre Arbeit aufopfern.
Das sind die Mitarbeiter im Tierheim an der Keitumer Landstraße. Sie gehen täglich an ihr Limit und sind auf Spenden und ehrenamtliche Hilfe angewiesen, damit es ihren Schützlingen gut geht. MOIN.DE besuchte den „Tierschutzverein Sylt e.V.“, der seit mehr als 60 Jahren ein Anlaufpunkt für Fund- und Abgabetiere ist.
Sylt: Tierheim-Leiterin warnt
Geleitet wird er von Sandy Hübner, die mit ihrem Team aus drei Vollzeitkräften, einer Teilzeitkraft und einer Minijobstelle tagtäglich alles gibt, um rund 130 Tieren ein vorübergehendes Zuhause zu bieten. „Wir haben eine breite Palette an Tieren, Hunde, Katzen, Schafe, Minischweine, Kaninchen, Meerschweinchen, aber auch Exoten wie eine Wasserschildkröte und einen Graupapagei“, erzählt sie.
Vor allem im Sommer werden immer wieder Fundhunde gebracht, die Urlaubern durch Unachtsamkeit verloren gingen. Die werden irgendwann wieder eingesammelt. Große Sorge bereiten Sandy Hübner hingegen die schwer vermittelbaren Tiere wie Hunde und Katzen. „Viele sind krank oder traumatisiert, was bedeutet, dass sie oft länger bei uns bleiben“, erzählt Sandy Hübner. Deshalb hat sie einen dringenden Appell: „Obacht bei der Adoption von Tieren aus dem Ausland!“
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Sylt: Vorsicht vor dieser Masche
Sie verzeichnet eine zunehmende Anzahl von Hunden aus dem Ausland, die in deutschen Tierheimen landen. „Diese armen Geschöpfe werden oft online über herzzerreißende, emotionale Anzeigen vermittelt, die den Hund als letzten Ausweg aus einer schlimmen Situation darstellen“, erklärt die Heimleitern. „Natürlich ist es verständlich, dass Tierfreunde Hunden in Not helfen wollen. Doch viele der Organisationen, die Hunde meist aus süd- und osteuropäischen Ländern vermitteln, sind nicht seriös. Es ist schwer zu erkennen, ob wirklich das Wohl der Tiere im Blick steht oder miese Geschäftemacherei.“
Oft sind die Angaben zur Gesundheit und zum Verhalten der Tiere nicht korrekt. „Am Ende landen viele dieser Hunde in den Tierheimen, die total am Limit sind, weil sich die neuen Besitzer überfordert fühlen“, berichtet Sandy Hübner weiter. „Wir haben es auch schon erlebt, dass Familien gutgläubig Hunde aus dem Ausland adoptierten, die sich völlig anders verhielten, als in den Anzeigen beschrieben. Als sie die Tiere bei uns abgeben wollten, weil es nicht gepasst hat, mussten wir leider ablehnen, da wir überhaupt keinen Platz hatten.“
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Sylt: „Man muss extrem vorsichtig sein“
Was rät sie Hundefreunden, die dennoch aus Mitleid einen Hund aus dem Ausland aufnehmen wollen? „Genau hinschauen“, sagt sie. „Man sollte sich unbedingt vor Ort ein Bild machen und die Organisation gründlich prüfen. Es ist nicht falsch, einem Hund aus dem Ausland zu helfen, aber man muss extrem vorsichtig sein.“
Ein Hund, der unter besonders schwierigen Umständen ins Tierheim kam, ist Juno. Sie ist eine von vier Auslandshunden, eine neunjährige Mischlingshündin, die ursprünglich aus einem Tierschutz in Katar im Nahen Osten stammt. „Der Besitzer meinte es gut, aber seine Lebensumstände haben sich geändert, was er nicht voraussehen konnte“, erzählt Sandy Hübner. „Schlussendlich kam sie zu uns. Seither leidet Juno und wartet auf ein Zuhause für immer.“
Welcher neue Besitzer wäre denn für Juno geeignet? „Sie gehört nur in erfahrene Hände“, sagt Sandy Hübner. „Juno hat Probleme mit Augenkontakt und reagiert oft aggressiv, wenn sie sich bedrängt fühlt. Dieser Hund benötigt eine ruhige und souveräne Führung, um Vertrauen fassen zu können. Juno braucht dringend ein Zuhause ohne Kinder und andere Tiere, wo sie die volle Aufmerksamkeit bekommt. Das hat sie wirklich verdient, denn sie kann auch sehr verschmust und liebevoll sein.“
Das Tierheim Sylt ist nicht nur ein Ort für Hunde wie Juno, sondern auch für viele andere Tiere, die auf der Insel in Not geraten. Es bietet auch einen Wildtierbereich, in dem verletzte Möwen, Tauben und Igel versorgt werden. Ohne Spenden geht es aber nicht.