Viele vergessen gerne, dass die Insel Sylt nicht nur von kaviarschlemmenden Menschen bevölkert wird. Neben den vielen Touristen leben dort auch jene mit „normalem Einkommen“. Sie haben keine Millionen auf dem Konto.
Und besonders für diese Menschen ist fehlender Wohnraum eines der größten Probleme. Es herrscht große Angst, von der Insel verdrängt zu werden. In dieser Woche war „hoher Besuch“ auf Sylt zu Gast, um über das Wohnproblem zu reden: Der neue Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, Claus Ruhe Madsen. Er stellte sich den Fragen der Insulaner.
Verzögerungen auf Sylt
Dabei ging es auch um die Gemeinde List, die ja bekanntlich mit dem Dünenpark das größte Bauprojekt auf Sylt besitzt. Große Hoffnungen werden in das Bauvorhaben gesetzt. Es sollen 300 Wohneinheiten entstehen und das ausschließlich für Insulaner mit Hauptwohnsitz Sylt.
Ursprünglich wären in diesem Jahr bereits die ersten Mieter in die Wohnungen eingezogen. Doch daraus wird nichts, berichtet das „Hamburger Abendblatt“ .
Der Grund: „Durch eine Verzögerung in der Bauleitplanung wurde der Satzungsbeschluss ein Jahr später als geplant gefasst, somit verzögert sich auch der Einzug der ersten Mieter auf frühestens 2023“, teilte die Baugesellschaft BIG der Zeitung mit.
Das ist Sylt:
- Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
- Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
- Die Insel Sylt ist vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen, Wenningstedt und den ca. 40 Kilometer langen Sandstrand im Westen bekannt
- Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn Naturschutzgebiete
- Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum Seebad (Kurort) wurde
Sylt: Umstrittenes Projekt
Es heißt also noch eine Weile warten auf Sylt, bis die ersten Menschen in die kostengünstigen Wohnungen ziehen können. Mit Preisen ab 6,70 Euro pro Quadratmeter sind die öffentlich geförderten Wohnungen spottbillig im Vergleich zu vielen anderen Unterkünften.
Um das ganze Projekt rentabel zu gestalten, werden auch 62 Reetdachhäuser mit Ferienwohnungen gebaut – was für große Kritik sorgte. Denn davon gibt es schon massenweise auf Sylt.
Die Ferienunterkünfte sind so etwas wie ein Kompromiss, denn ohne sie hätten sich die Investoren niemals dazu durchgerungen, auch bezahlbaren Wohnraum in List zu schaffen.
Laut der Bürgerinitiative „Merret Reicht’s“ bekamen Sylter, die sich für Grundstücke im Dünenpark beworben hatten, Post vom Bauträger: Die 800.000 Euro Kaufpreis müssten im Voraus auf einen Schlag bezahlt werden. Der Preis für den Hausbau kommt dann nochmal obendrauf.
„Im Augenblick sieht das Projekt Dünenpark nicht nach dem Glücksfall aus, für den es den Insulanern verkauft wurde“, hieß es von der Initiative.
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Sylt: 24 Reihenhäuser vergeben
Bei den Reihenhäusern ist der Bauträger BIG dazu verpflichtet, den Preis unter 500.000 Euro zu halten. Die Gemeinde List besitzt ein Vorschlagsrecht für die Belegung und Vergabe. Das Unternehmen teilte jetzt mit:
„Wir freuen uns, dass auch der Auftrag für die Bauleistungen der ersten 24 insgesamt 39 Reihenhäuser vergeben werden konnte, die ausschließlich Menschen mit Hauptwohnsitz und Lebensmittelpunkt auf der Insel zur Verfügung gestellt werden.“
Für die bezahlbaren Wohnungen hatte es über 1.000 Bewerbungen gegeben (hier mehr dazu). Neben Wohnraum sollen auch eine Kindertagesstätte, Schwimmhalle, Aula für Veranstaltungen, Co-Working-Space sowie großzügige Spiel-, Sport- und Grünflächen entstehen.