Ukrainische Drohnenpiloten werden für jeden tödlichen Treffer mit Punkten belohnt. Effizienz oder „Gamifizierung“ des Kriegs gegen Putin?
Punkte fürs Töten: Was sich nach einem Computerspiel anhört, soll bald in der ukrainischen Armee Realität werden. Für jeden getöteten oder gefangenen russischen Soldaten erhalten ukrainische Drohnenpiloten Boni, die sie gegen neue Ausrüstung eintauschen können. Das klingt nach einem perfekten Motivationsschub – allerdings fragen sich Kritiker, ob der Zweck die Mittel im Kampf gegen Putin heiligt. Für weitere Informationen lohnt sich ein Blick in die Galerie.
Nach dem Belohnungsprogramm der ukrainischen Armee „Army of Drones Bonus System“ soll es für jeden getöteten Infanteristen zwölf Punkte, für die Tötung eines russischen Drohnenpiloten 25 Punkte und für die Gefangennahme eines russischen Soldaten 120 Punkte geben. Foto: IMAGO/UkrinformDie gesammelten Punkte können in einem militärischen Online-Shop der Plattform Brave1 eingelöst werden. Brave1 wurde von der ukrainischen Regierung ins Leben gerufen und bietet eine Auswahl von über 100 Drohnenmodellen, autonomen Fahrzeugen sowie elektronischen Kampfsystemen. Foto: IMAGO/UkrinformBerichten zufolge haben ukrainische Drohnenteams rund 18.000 russische Soldaten getötet oder verwundet. Die täglichen Verluste von Putins Armee belaufen sich auf über 1.000 pro Tag und gehen zum beachtlichen Teil auf Drohnenangriffe zurück. Foto: IMAGO/UkrinformLaut Mychajlo Fedorow, dem ersten stellvertretenden Ministerpräsidenten der Ukraine, soll das Punktesystem die Drohnenpiloten auch dazu anregen, Informationen über feindliche Waffen, Taktiken und Standorte zu sammeln: „Dank der Punkte verstehen wir besser, was auf dem Schlachtfeld passiert“, sagte er im Gespräch mit dem „Guardian“. Foto: IMAGO/UkrinformWas von außen wie eine spielerische Ausgestaltung eines echten Krieges aussieht, ist für den Kommandeur der Drohneneinheit „Achilles“, Jurij Fedorenko, eine ernste Sache: „Wir müssen die Aufgabe erfüllen. Das ist Krieg – es geht nicht ums Punktejagen“, sagte er dem „Guardian“. Foto: IMAGO/UkrinformAuch für den stellvertretenden Ministerpräsidenten Fedorow geht es beim Punktesystem um Effizienz, die nach vier Jahren Krieg nötiger ist denn je: „Wenn du den Feind nicht stoppst, wird er deine Soldaten töten. Und wenn die tot sind, kommt er in die Städte, um Zivilisten zu töten“, sagte Fedorow. Foto: IMAGO/Andreas StrohDem ukrainischen Drohnenkommandeur Pawlo „Lasar“ Jelysarow bietet das neue Bezahlsystem große Risiken in puncto Datensicherheit: „Es konzentriert all diese sensiblen Daten in einem Dokument, und das kann in die falschen Hände geraten“, befürchtet er. Foto: IMAGO/Pacific Press AgencyViele Kritiker befürchten, dass durch das Einführen des Belohnungssystems das Töten sich weniger real anfühlen und Soldaten emotional abstumpfen könnten. Foto: IMAGO/Pacific Press Agency