Hamburg.
Der HSV beginnt bei null. Mal wieder.
Und das eigentlich noch junge und selbst auferlegte Bekenntnis der neuen Club-Führung zu Kontinuität auf dem Trainerposten beim HSV ist nach kürzester Zeit dahin. Doch: Kristallisierte sich am Wochenende noch eine Liste mit vier Kandidaten heraus, so bahnt sich jetzt eine überraschende Wende an!
HSV auf Trainersuche
Der Abgang des als Hoffnungsträger verpflichteten Trainers Dieter Hecking bedeutet für den einst so ambitionierten Ex-Bundesligisten ein fast zynisches Jubiläum: Zum 20. Mal in diesem Jahrtausend sucht der Hamburger SV händeringend einen neuen Chefcoach, den bereits vierten im dritten Zweitliga-Jahr.
Gesucht wird nun ein Coach, der aus bezahlbaren Talenten erfolgreiche Zweitliga-Kicker formen kann – noch sparsamer und noch bescheidener als bislang gefordert. Im Gespräch waren:
- Dimitrios Grammozis (zuletzt Trainer beim SV Darmstadt)
- André Breitenreiter (Ex-Trainer von Paderborn, Hannover und Schalke)
- Tim Walter (Ex-Trainer von Holstein Kiel und VfB Stuttgart)
- Alfred Schreuder (zuletzt Coach bei 1899 Hoffenheim)
Doch dann die Wende: Nach Informationen der „Bild“ soll KEINER der vier Genannten auf der HSV-Bank Platz nehmen – und stattdessen Daniel Thioune. Er ist der neue Top-Kandidat für den Trainer-Posten an der Elbe.
HSV will Etat eindämpfen
Daniel Thioune, selber Ex-Profi, ist seit Oktober 2017 Chef beim VfL Osnabrück. Nach dem Zweitliga-Aufstieg 2019 belegte er in dieser Saison mit dem VfL Platz 13.
Thioune steht bei den Niedersachsen seit 2013 unter Vertrag. Er arbeitete sich über die Jobs als U17- und U19-Trainer sowie Nachwuchskoordinator zum Chef-Coach hoch. Sein Vertrag in Osnabrück läuft noch ein Jahr.
Die wirtschaftliche Not ist offenbar so groß, dass Hecking seine teureren Konzepte nicht mehr durchsetzen konnte. Die Konzentration auf junge und entwicklungsfähige Spieler, mit denen nicht der Aufstieg im Vordergrund steht, ist sein Weg nicht. Der 55-Jährige hatte einen schlagkräftigen Kader, der erneut um den Aufstieg mitspielen kann, zur Bedingung für den Verbleib gemacht.
Die fehlenden TV-Millionen durch die verpasste Bundesliga-Rückkehr, die Flucht von Hauptsponsor Emirates und Ausrüster Adidas, der angedrohte Komplettausstieg von Investor Klaus-Michael Kühne sowie die fehlenden Zuschauereinnahmen scheinen eine Kehrtwende in den Planungen erzwungen zu haben. Deshalb soll der bisher zweithöchste Zweitliga-Etat in Höhe von rund 30 Millionen auf 23 Millionen Euro eingedampft werden.
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Thioune als Trainer würde gerade unter diesen Voraussetzungen Sinn ergeben! Er hat in Osnabrück unter Beweis gestellt, dass er aus einem Verein mit dem kleinsten Etat der Liga eine Menge herausholen kann. Er etablierte junge Leute im Team oder setzte auf (günstige) Kicker, deren Karrieren anderswo ins Stocken geraten waren.
Boldt und Co. müssen „veränderten Weg einschlagen“
Hecking, so wird kolportiert, habe seinen neuen Vertrag abgelehnt. „Ich möchte den Verantwortlichen auch die Möglichkeit geben, in der Nach-Corona-Zeit und unter veränderten Bedingungen die nun nötigen Schritte zu gehen“, sagte der Coach. Sportvorstand Jonas Boldt fügte aufgrund der Notlage hinzu: „Unterm Strich sind wir dadurch etwas gezwungen, einen veränderten Weg einzuschlagen.“
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Die fünf Leihspieler um Joel Pohjanpalo und Adrian Fein sind zurück zu ihren Clubs, bei vier Profis wurden die Verträge nicht verlängert. Andere wie Top-Torvorbereiter Tim Leibold stehen zum Verkauf. Verliehene Profis, deren Rückkehr ansteht, sollen möglichst dauerhaft transferiert werden. Bei Berkay Özcan ist das schon gelungen. Sein Verkauf an Istanbul Basaksehir brachte 2,5 Millionen Euro ein, eine Million mehr als ausgegeben. (dhe/jds/dpa)