An die Ostsee kommen Menschen meist, um sich zu erholen und ihren Urlaub zu genießen. Es leben aber auch viele Menschen an den Küsten und auf den beliebten Inseln. Umso dramatischer, wenn man sich mit dem drohenden Schicksal einiger Orte an den Meeren befasst.
Denn durch den Klimawandel steigen die Meeresspiegel – und das hat Folgen. Für rund 3,5 Millionen Menschen in Deutschland könnte schon bald das Zuhause verschwinden (MOIN.DE berichtete). Auf die Ostsee und Nordsee kommt einiges zu.
Ostsee-Insel wird überflutet
Besonders Fehmarn trifft es hart. Denn ein Forschungsteam der HafenCity Universität (HCU) fand heraus, was der Anstieg der Meeresspiegel für die Küstenregionen bedeutet. Dabei wurden erstmalig auch die regional unterschiedlichen Wasserstände mit einbezogen, was Gebiete, wie die Westküste Fehmarns, bitter dastehen lässt. Die Insel ist akut vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht.
Wie der NDR berichtet, könnte im schlimmsten Fall ein ganzes Naturschutzgebiet auf der Ostsee-Insel verschwinden: Das Vogelreservat Wallnau. Es ist nicht nur Lebensraum für Amphibien, sondern auch die Brutstätte für mehr als 60 Vogelarten. Es sah schon in der Vergangenheit öfter böse für das Areal aus, denn es liegt unterhalb des Meeresspiegels. Nur der Deich schützt das Naturschutzgebiet vor der mächtigen Ostsee.
Große Sorge um Gebiet an der Ostsee
2006, 2017 und 2019 wurde es für den Deich schon knapp – er wäre fast gebrochen, konnte nur mithilfe von Sandsäcken noch gerettet werden. Martin Altemüller, wissenschaftlicher Leiter, hat in 26 Jahren schon diese drei Hochwasserkatastrophen miterlebt. Er lebt selbst in dem Naturschutzgebiet, ist für den Ernstfall gewappnet: Er hat sich bereits 300.000 Euro für Flutschäden beiseitegelegt.
Er macht sich vor allem um die Amphibien sorgen, die in dem Reservat leben. Die Vögel können sich laut Altemüller nämlich neue Brutplätze in der Umgebung suchen, wenn es hart auf hart kommt. Doch die Amphibien sind auf Süßwasser angewiesen und würden teilweise sogar aussterben, falls das Gebiet überschwemmt, weil einige Arten das Salzwasser nicht vertragen.
„Wenn die Meeresspiegel steigen, steigt auch die Basis für die Hochwasser“, erklärt Altemüller gegenüber dem NDR. Er hat große Sorge, denn der Deich könne nicht mehr erhöht werden, weil das Vorland zu schmal ist.
Das ist die Ostsee:
- auch Baltisches Meer genannt
- die Ostsee ist das größte Brackwassermeer der Erde
- sie ist bis zu 459 Meter tief
Krasse Szenarien für die Ostsee
Der sechste Sachstandbericht zur Erderwärmung, den der Klimarat Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) im Mai vorstellte, wurde klar, welche Ursachen, Folgen und Risiken der Klimawandel hat. Das Forschungsteam von der HCU geht anhand dieser Daten von drei verschiedenen Szenarien aus. Sie untersuchen auch die Unterschiede zwischen der Annahme eines Deichbruchs und eines standhaltenden Küstenschutzes. Würde der Küstenschutz standhalten, sähen die Szenarien wie folgt aus:
Im gemäßigten Szenario simuliert die Studie, wie die Ostsee bis 2100 um 47 Zentimeter ansteigt. Schon hier wäre vom Naturschutzgebiet Wallnau nichts mehr übrig und Teile im Norden sowie der Westen Fehmarns würden unter Wasser stehen. Genau wie die Halbinsel Graswarder vor Heiligenhafen, die sogar ganz verschwinden würde.
Mehr von der Ostsee: Es kommt was auf die Küste zu – rette sich, wer kann!
Worst-Case-Szenario an der Ostsee
Das zweite Szenario zeigt, was passieren könnte, wenn keine weiteren Maßnahmen zum Emissionen sparen ergriffen werden: Der Meeresspiegel könnte um ganze 70 Zentimeter ansteigen. Guttau, ein Ort, der heute noch fast vier Kilometer vom Strand entfernt ist, stünde bis 2100 zum Teil unter Wasser.
Im Worst-Case-Szenario, Stufe drei des Forschungsteams von der HCU, würde der Meeresspiegel um 140 Zentimeter ansteigen. Schuld wären die schmelzenden Gletscher in der Antarktis, die einige Experten voraussehen. In diesem Fall wären sogar Teile der Lübecker Innenstadt betroffen und beim Truppenübungsplatz Putlos würde das Meer bis nach Oldenburg reichen. Das Vorland zwischen Rettin und Pelzerhaken würde in einem solchen Fall auch zur Ostsee gehören.
Maßnahmen an der Ostsee
Lübeck nimmt seit Sommer 2021 bereits an einem Forschungsprojekt zum steigenden Meeresspiegel teil, um mögliche Maßnahmen herauszufinden. Die Hansestadt ist durch die dichte Bebauung und den Trichtereffekt der sich verengenden Trave Richtung Innenstadt schon jetzt durch das Hochwasser gefährdet.
Ebenfalls interessant zu dem Thema: St. Peter-Ording hat ein großes Problem – hier zählt jede Sekunde
Wie der NDR schreibt, möchten auch Bund und Land ihre Bemühungen verstärken und alleine in Schleswig-Holstein wurde in den vergangenen zehn Jahren schon rund 740 Millionen Euro in Küstenschutz investiert. Dadurch wurden unter anderem Deiche verstärkt und erhöht. Der Bund will seine Mittel für den Küstenschutz an der Nordsee und Ostsee sogar verdoppeln.
Wenn du mehr zum Meeresspiegelanstieg und der Studie der HCU erfahren möchtest, schau >> hier vorbei!