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Hamburg-Alsterdorf: Nach Amoklauf in Kirche der Zeugen Jehovas – neue Details zum Täter bekannt!

Nach dem schrecklichen Amoklauf in Hamburg-Alsterdorf am 9. März sind jetzt neue Details über den Täter bekannt.

Hamburg-Alsterdorf
© IMAGO / Hanno Bode

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Der Amokläufer, der am 9. März in einer Versammlung der Zeugen Jehovas in Hamburg-Alsterdorf sieben Menschen und sich selbst tötete, hielt sich offenbar für auserwählt von Gott. Das legen Recherchen von STRG_F (NDR für Funk) und t-online nun nahe.

Medien haben mit einer Sexarbeiterin gesprochen zu welcher der Attentäter von Hamburg-Alsterdorf ging. Viele neue Details kommen ans Licht…

Hamburg-Alsterdorf: Psychologisches Gutachten des Täters

Philipp F. litt offenbar unter einer Persönlichkeitsstörung , so ergab es ein psychologisches Gutachten, das nach der Tat von den ermittelnden Behörden in Hamburg in Auftrag gegeben wurde und STRG_F vorliegt. Es basiert auf einer Analyse des Buches, das der Amokläufer kurz vor der Tat veröffentlicht hatte und in dem er sich mit religiösen Thesen beschäftigt. Noch unklar ist, ob Philipp F. auch an einer Form der Schizophrenie litt, mit der möglicherweise Wahnvorstellungen und Halluzinationen einhergingen, berichtete der NDR.

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STRG_F konnte eine Sexarbeiterin ausfindig machen, die nach eigenen Angaben dreimal Besuch von Philipp F. in einem Hamburger Bordell bekam. Im Interview erklärte sie, wie wichtig es ihm gewesen sei, dass sie auch „Spaß habe“: „Beim Sex hat er auch oft gefragt, ob es mir gefällt. Das war auch bisschen unangenehm.“ Außerdem habe er mit ihr ausgehen wollen. Große Teile des Buches handeln auch von Prostitution. In der Widmung heißt es: „Dedication. To one mesmerising beautiful special lady“. Laut dem psychologischen Gutachten könnte die Widmung sich auf eine Sexarbeiterin beziehen.

Warum das so wichtig ist, offenbart der Amokläufer Philipp F. selbst in seinem Buch, wie der NDR berichtet. Dort erklärt er seine Vorstellungen darüber, wie Religiosität und Prostitution in Einklang gebracht werden könnten, es heißt: Nur manchen Männern von „hohem Rang“ erlaube Gott den Sex mit einer Prostituierten. Weiter schreibt er, zu diesen Auserwählten gehöre man, wenn die Sexarbeiterin den Besuch auch genieße.

Hamburg-Alsterdorf: Attentäter sah sich als „Auserwählter“

Die ausführliche Analyse des Buches erhärtet laut Angaben des NDR den Verdacht auf gravierende psychische Probleme und die Annahme, dass Philipp F. sich als „Auserwählter“ sah.


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In seinem Buch schreibt Philipp F.: Es sei Gott, der sich ihm gezeigt habe und ihm eine „Mission“ aufgegeben habe, um die Lügen der Religionen offenzulegen und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Außerdem ist die Rede von einer Stimme, die ihm zugeflüstert habe.

Hamburg-Alsterdorf: Familie des Täters merkte Veränderung

Ein naher Verwandter von Philipp F. erklärte gegenüber STRG_F, die Familie habe Veränderungen bei Philipp F. festgestellt und ihn gebeten, sich Hilfe zu holen. Er habe das aber nicht wahrhaben wollen. Aus dem Hamburger Innenausschuss wurde bekannt, dass Philipp F.s Vater bereits am 16. Juni 2021 den sozialpsychiatrischen Dienst informiert hatte, weil sein Sohn „Stimmen“ gehört habe. Es folgte ein Gespräch, weitere Maßnahmen wurden nicht eingeleitet.

Offenbar hatte sich der Bruder des Täters außerdem bereits Anfang Januar 2023 beim Hanseatic Gun Club gemeldet, um auf Veränderungen von Philipp F. hinzuweisen. Dort hatte Philipp F. das Schießen trainiert. Ein Sprecher des Clubs erklärte, dass man die zuständige Waffenbehörde über die Warnung informiert habe. Am 24. Januar 2023 gab es eine anonyme Warnung direkt bei der Waffenbehörde, in der explizit von Schizophrenie die Rede war. Diese anonyme Warnung wurde offenbar nicht mit einer vorangegangenen Meldung des Gun Club in Zusammenhang gebracht. Derzeit sollen Ermittlungen klären, ob die erste Warnung des Gun Clubs korrekt bearbeitet wurde.

Der Gutachter, der im Auftrag der Hamburger Polizei das Buch analysiert hat, kommt zum Schluss: Sollte tatsächlich eine Schizophrenie vorgelegen haben, ließe sich daraus „eine grundsätzliche Gefährlichkeit ableiten“. Welche Informationen die Polizei und die dort angesiedelte Waffenbehörde tatsächlich vorliegen hatten, wird nun ermittelt. (ots)