Am Hamburger Hauptbahnhof treffen sich täglich Tausende Menschen – und mit ihnen die Bahnen des HVV. Doch während Passagiere in die U-Bahn oder die S-Bahn steigen, sieht man an den Ecken des Bahnhofs immer wieder obdachlose Menschen, die mit einem Becher in der Hand um Spenden bitten.
Es ist ein vertrautes Bild in der Stadt – die soziale Kälte zeigt sich hier besonders. Doch nun verschärft der HVV das Bettelverbot in S- und U-Bahnen, indem er mehr Kontrollen durchführt und Strafen verhängt – das sorgt für reichlich Ärger.
Hamburg: „Bald haben wir gar nichts mehr“
Seit April erinnert die Hochbahn mit deutlichen Durchsagen an das Verbot von Betteln, Musizieren und Alkoholtrinken. Während manche Fahrgäste erleichtert sind, macht sich bei anderen Empörung breit – besonders bei den Betroffenen. „Bald haben wir gar nichts mehr“, sagt ein obdachloser Mann, der regelmäßig in der U3 um Spenden bittet. „Ich bin darauf angewiesen. Wenn sie mir das auch noch nehmen, weiß ich nicht, was ich machen soll. Das ist eine menschenfeindliche Methode.“
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Obwohl das Bettelverbot seit 2004 besteht, wird es jetzt strenger durchgesetzt, da sich immer mehr Fahrgäste unwohl fühlen. „Es gab viele Beschwerden“, erklärt der HVV. Doch für die Obdachlosen bedeutet das Verbot den Verlust einer wichtigen Einnahmequelle. „Wenn man die Leute in der Bahn direkt anspricht, bekommt man eher etwas“, erklärt ein weiterer Betroffener. Die drohende Strafe von 40 Euro sorgt zusätzlich für Frust: „Wo sollen wir das Geld herbekommen?“, fragt er verzweifelt.
Hamburg: Petition gegen das Verbot
Der Widerstand wächst. Eine Petition gegen das Bettelverbot in S- und U-Bahnen ist bereits gestartet und findet großen Zuspruch. Viele Hamburger sind empört über die Maßnahme. „Das Verbot ist menschenfeindlich“, sagt eine Passantin, die täglich mit der S-Bahn fährt. „Das schränkt doch Grundrechte ein. Mit einer Strafe zu drohen, nur damit andere Menschen drei Minuten mehr Ruhe haben, ist traurig.“
Eine weitere Dame, die das Verbot bisher kaum wahrgenommen hat, meint: „Es machen doch trotzdem noch welche, hat also nichts gebracht, oder?“ Für sie scheint das Verbot wenig Effekt zu haben. „Wenn sie da ihren immer gleichen Text aufsagen und trotzdem niemand Geld gibt, ist das für beide Seiten unangenehm.“
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Der HVV betont jedoch, dass die Vertragsstrafe nicht immer zwingend ausgesprochen wird. „Es kann auch bei der Aufforderung bleiben, das Fahrzeug zu verlassen. Unsere Sicherheitskräfte handeln mit Augenmaß“, so ein Sprecher. Dennoch bleibt die Kritik groß: „Bestrafung löst das Problem nicht“, sagen viele. „Es wird einfach verdrängt.“
Obwohl der HVV darauf hinweist, dass Obdachlosenprojekte wie der Duschbus und der Wärmebus unterstützt werden, sind viele Menschen der Meinung, dass dies nicht reicht. Mit dem Verbot wird den Schwächsten der Gesellschaft erneut etwas genommen, sagen die Gegner. Die Petition, die im Oktober dem HVV und den Verkehrsunternehmen überreicht wird, macht deutlich: Die Empörung über die Maßnahmen ist groß.