Auf Rügen will man offensichtlich Entgleisungen der 80er-Jahre hochleben lassen – oder gleich eine Gesinnung aus ganz dunklen Zeiten. Ostsee-Gäste fühlen sich provoziert.
Die Provokation ist scheinbar gewollt, denn schon seit einiger Zeit prangen die Begriffe „Zigeunerschnitzel“ und „Negerkuss“ auf dem Schild eines bekannten Ostsee-Restaurants auf Rügen.
Ostsee: Aus der Zeit gefallen
Dass Begriffe wie „Zigenuer“ und „Neger“ nicht teil einer aufgeklärten Gesellschaft im Jahr 2024 sind, ist mittlerweile Konsens, und das ganz ohne „Sprachpolizei“, die vermeintlich Maulkörbe verteilen will. Sollte man meinen. An der Ostsee sieht man sich dennoch im Recht.
In „Oma’s Küche“ in Binz benutzt man nicht nur den falschen Apostroph, sondern auch Sprache, die nicht mehr zeitgemäß ist. Auf dem Teller landen laut Werbetafel nämlich „Zigeunerschnitzel“ und „danach gibt es einen Negerkuss“ mit lächelndem Smiley. Die Bundeszentrale für politische Bildung findet klare Worte zu Begriffen, wie sie auf der Tafel an der Ostsee zu lesen sind.
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Ostsee: Klare Linie
„Erstrebt wird eine Sprachverwendung, die sich durch respektvollen Umgang miteinander ohne Diskriminierung auszeichnet“, heißt es auf der hauseigenen Website, man empfiehlt, „Roma und Sinti“ statt „Zigeuner“ zu verwenden.
Für das „N-Wort“ gilt laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: „‚Warum sollte ich das Wort nicht aussprechen?‘ Weil hinter diesem Wort 400 Jahre Versklavung stehen. Weil Weiße Menschen dieses Wort benutzt haben, um Schwarze Menschen global zu dehumanisieren. Weil dieses Wort ein Zeichen für Weiße Vorherrschaft ist“.
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Ostsee: Betreiberin bleibt hart
Die Betreiberin von „Oma’s Küche“ sieht das ganz anders. Sie will sich „nicht vorschreiben lassen, was sie zu tun und zu lassen hat“, so gab sie es gegenüber der „Ostsee-Zeitung“ (OZ) preis. Die 68-Jährige stellt klar, was offenkundig ist: „Wir haben eine ganz eigene Sicht auf die Dinge“. Und deshalb kam sogar die Polizei in das Restaurant an der Ostsee.
Beschwerden gibt es aktuell nämlich viele – die Beamten sollen es dennoch bei einem Gespräch, wegen „fehlender objektiver Tatbestände“ belassen haben. Tatsächlich dürfen die Begriffe, wie sie an der Ostsee auf Rügen aktuell zu lesen sind, ohne strafrechtliche Konsequenzen benutzt werden – solange sie sich nicht gezielt an Personen richten, die sich wegen ihrer Herkunft angegriffen fühlen. Ausversehen und völlig ohne Ziel dürfte „Oma’s Küche“ die Tafel aber wohl kaum angebracht haben.