In Hamburg gibt es eine Straße, die mehr Hausnummern zählt als alle anderen in der Hansestadt: Die Fuhlsbüttler Straße. In den 60er Jahren blühte die Straße regelrecht auf und entwickelte sich zu einer echten Hauptschlagader des Stadtteils Barmbek-Nord. Auch heute zieht sie noch zahlreiche Hamburger an.
Im Laufe der Zeit hat sich natürlich so einiges gewandelt, sowohl äußerlich als auch innerlich. Eine, die sich mit der bewegten Geschichte der „Fuhle“, wie die Straße in Hamburg auch genannt wird, auskennt, ist Silke Rückner.
Hamburg voller Familienbetrieb
Die Rentnerin ist in einer Parallelstraße der „Fuhle“ ausgewachsen und hat den Wandel der Zeit hautnah miterlebt. Nach dem Krieg sind zahlreiche Einkaufläden in der weiter südlich gelegenen Hamburger Straße komplett zerstört worden.
In Folge dessen verlagerte sich das Einkaufgeschehen auf die Fuhlsbüttler Straße. In nahezu jedem Haus befand sich damals ein Geschäft, die meisten davon Familienbetrieb. „Es gab früher alles dort“, erinnert sie sich.
Damit die Geschichte nicht verloren geht, hat die Rentnerin historische Aufnahmen der Fuhle gesammelt und sie mittlerweile zu mehreren Bildbänden zusammengestellt.
Geschichten aus den Häusern in Hamburg
Silke Rückner hat in einem Ordner genau aufgelistet, welche Läden und Einrichtungen sich im Laufe der Zeit in jeder einzelnen Hausnummer befanden. Doch sie kennt auch viele Geschichten aus dem Inneren der Häuser.
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Daten und Fakten über Hamburg:
- Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
- Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
- Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
- Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
- Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
- International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.
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In der Hausnummer 425 wohnte beispielsweise eine Hamburger Berühmtheit (MOIN.DE berichtete). Nur wenige Gebäude weiter, in Nummer 454 versuchten die Bewohner vor etlichen Jahren ein Geheimnis zu verbergen.
Familie aus Hamburg verheimlicht Krankheit
Einst führte die Familie Hamdorf eine See- und Flussfischhandlung in dem Gebäude. Rechts daneben befand sich eine Tordurchfahrt. „Dort gab es ein kleines Häuschen, wie eine Art Kassenhäuschen“, berichtet Silke Rückner.
Darin saß in den 190er Jahren die jüngste Tochter der Familie Schulz, bekannt als „die kleine Martha“. Sie habe damals Pfefferminzbonbons an die Passanten verkauft. „Eine Tüte kostete ungefähr 50 Pfennig“, erinnert sich die Rentnerin.
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Die kleine Martha litt am Down-Syndrom. Eine Tatsache, die die Eltern stets versuchten, zu verheimlichen. „Die Familie hat erzählt, sie sei als Kind gegen den Ofen gefallen“, lautete die Lüge, mit der die Eltern die Krankheit verschleiern wollten.
Geschäft in Hamburg wurde Blumenladen
Die Fischhandlung war schon knapp 20 Jahre zuvor in eine anliegende Seitengasse umgezogen. Mitte der 1930er Jahre zog Irma Jarosch in das Haus und eröffnete dort einen Blumenladen. Zuerst nutzte sie den hinteren Gartenbereich des Hauses, bevor der Laden in den 60er Jahren umgebaut wurde.
Zur Zeiten der „kleinen Martha“ sind in Hausnummer 454 also Blumen und Pflanzen verkauft worden. Das änderte sich auch lange Zeit nicht. 1971 übernahm Georg Tonn das Geschäft. Nur zehn Jahre später verstarb der Mann jedoch. Seine Frau führte den Laden noch vier weitere Jahre.
Kaum noch Familiebetriebe auf Straße in Hamburg
Heute ist aus dem ehemaligen Blumenladen in Hamburg ein Wohnhaus geworden. Eines der wenigen Gebäude auf der Fuhlsbüttler Straße, in dem sich kein Lokal, Friseursalon, Supermarkt oder Geschäft befindet. Denn diese Mischung macht die Straße auch heute noch aus.
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Allerdings schließen und öffnen die einzelnen Geschäfte in immer kürzeren Zeitabständen. „Die ganzen Familienbetriebe sind weg“, stellte Silke Rückner schon vor Jahren fest. Die meisten hätten nach den 80er Jahren keine Nachfolger mehr gefunden.
Dafür entstehen auf Barmbeks Hauptschlagader viele neue, moderne Bauwerke. Die Flachbauten, die provisorisch nach dem Krieg errichtet worden sind, werden momentan abgerissen und durch höhere Bauten ersetzt.
Viele davon im klassischen Backstein-Stil. Die Architektur, die das ehemalige Arbeiterviertel ausmacht. Sie beherbergen elegante Cafés, Bürogebäude, noch mehr Einkaufsmöglichkeiten und seit jüngster Zeit sogar auch Hotels.
Und wer weiß, welche Geheimnisse sich heutzutage hinter den Türen der 792 Hausnummern verbergen?