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Hamburg: Herz-Spezialist über völlig unterschätzte Krankheit bei Kindern: „Viele wissen das nicht“

Es wird sehr lustig aussehen, wenn eher fußballunbegabte Promis wie Jorge Gonzalez, Elton, Olli Dittrich, Katharina Fegebank oder Tim Mälzer versuchen, Tore zu schießen. Doch sie raffen sich trotzdem auf, denn es geht um einen sehr guten Zweck. Am 4. September ist um 14 Uhr ist im Stadion Hoheluft in Hamburg Anpfiff beim Benefiz-Fußballspiel „Kicken […]

Initiator Professor Thomas Mir freut sich, dass Moderator Steffen Hallaschka für den guten Zweck wieder mit am Start ist.
© „Kicken mit Herz“

Hamburg:

Warum die Stadt so einzigartig ist

Es wird sehr lustig aussehen, wenn eher fußballunbegabte Promis wie Jorge Gonzalez, Elton, Olli Dittrich, Katharina Fegebank oder Tim Mälzer versuchen, Tore zu schießen. Doch sie raffen sich trotzdem auf, denn es geht um einen sehr guten Zweck. Am 4. September ist um 14 Uhr ist im Stadion Hoheluft in Hamburg Anpfiff beim Benefiz-Fußballspiel „Kicken mit Herz“. Mehr als 40 Prominente und 30 Ärzte aus dem UKE geben vor Publikum Vollgas, um dringend benötigte Gelder für Familien mit herzkranken Kindern zu generieren. 

Initiator ist Professor Thomas Mir (56), Stellvertretender Direktor der Kinderherzklinik im UKE Hamburg. Er gilt als Koryphäe im Gebiet angeborener Herzfehler. In seinem Fachbereich werden jährlich 5.000 kleine Patienten behandelt und um die 300 operiert. In MOIN.DE erzählt der Wahl-Hamburger, der selbst Vater von zwei Kindern ist, warum das Familien-Event „Kicken mit Herz“ samt Tombola, Kinderschminken oder Torwandschießen so wichtig für seine kleinen Patienten ist.

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Professor Thomas Mir: Der Mangel an Spenderorganen führt dazu, dass herzkranke Kinder, bei denen eine Transplantation unerlässlich ist, bis zu zwei Jahre auf ein neues Herz warten müssen. Deshalb bekommen sie ein sogenanntes „Berlin Heart“, ein Herz, das außerhalb ihres Körpers maschinell die Pumpleistung übernimmt. In dieser Zeit müssen die kleinen Patienten medizinisch und seelisch betreut werden.

Diese Umsetzung gestaltet sich in einem Krankenhaus mit engen Patientenzimmern und Krankenhaus-Atmosphäre nicht einfach. Deshalb haben wir vor Jahren auf dem Uni-Klinikgelände ein Haus gebaut, das sich nur aus Spendengeldern finanziert. Dort kann die ganze Familie zusammenkommen und aus dem Krankenhausalltag entfliehen. Ein riesiger Effekt für die Versorgung und Lebensqualität, getreu dem Motto: Der Patient ist die Familie.

Professor Thomas Mir (2. v. re.) ist mit seinem Team vom Kinderherzzentrum im UKE über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt.
Professor Thomas Mir (2. v. re.) ist mit seinem Team vom Kinderherzzentrum im UKE über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt. Foto: „Kicken mit Herz“

MOIN.DE: Welche Herzkrankheiten kommen bei Kindern am meisten vor?

Mir: Angeborene Herzfehler. Was viele nicht wissen: Es ist die häufigste angeborene Erkrankung überhaupt. Eins von hundert Kindern hat einen angeborenen Herzfehler. Die meisten davon sind relativ harmlos. Aber viele nicht, die ein Leben lang Operationen und Behandlungen benötigen.

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Die Erkrankungsschwere hat sich in den letzten 20 bis 40 Jahren gewandelt. In den 80ern bedeutete ein angeborener Herzfehler eine starke Einschränkung der Lebensqualität. Heute hat es sich komplett umgekehrt. Weniger als drei Prozent versterben. Das ist in keinem anderen Fach der Medizin in der Form belegt.


Diese Promis sind dabei, die meisten als Kicker:

  • Sasha, Kostja Ullmann, Johannes B. Kerner, Uli Stein, Jorge Gonzalez, Heiko u. Philip Westermann, Olli Dittrich, Annabelle Mandeng, Elton, Katja Suding, Peter Lohmeyer, Piotr Trochowski, Ivan Klasnic, Patrick Bach, Katharina Fegebank, Kai Schwarz, Steffen Hallaschka, Tim Mälzer, Ingo Pohlmann.
  • Schiedsrichter: Lou Richter
  • Trainer: Felix Magath und Ewald Lienen
  • Lose-Verkäufer: Nova Meierhenrich, Yasmina Filali, Anna Schäfer, Julia Stinshoff, Karim Maataoui

Woran liegt das?

Mir: Weil es früher keine effektiven diagnostischen Möglichkeiten gab. Heute können wir durch Echokardiografien, also Ultraschall-Voruntersuchungen im Mutterleib, angeborene Herzfehler sehr genau beurteilen. Dadurch können wir ab Zeitpunkt der Geburt die richtigen Schritte einleiten. Operative und nichtoperative Maßnahmen haben sich heutzutage deutlich verbessert.

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Woran merken Eltern, dass ihr Baby herzkrank ist?

Mir: Es ist nicht die Aufgabe der Eltern, etwas zu merken, sondern die des Systems, das in Deutschland sehr gut funktioniert. Vorsorge-Untersuchungen in der Schwangerschaft und wenn das Baby zur Welt kommt, sind unerlässlich. Bei den ersten Untersuchungen U1, U2 und U3, die gesetzlich vorgeschrieben sind, schaut ein Facharzt das Baby genau an und kann unregelmäßige Herzschläge oder verdächtige Herzgeräusche und ungewöhnliche Hautfarben wahrnehmen und weitergehende Untersuchungen veranlassen.

Initiator Professor Thomas Mir freut sich, dass Moderator Steffen Hallaschka für den guten Zweck wieder mit am Start ist.
Initiator Professor Thomas Mir freut sich, dass Moderator Steffen Hallaschka für den guten Zweck wieder mit am Start ist. Foto: „Kicken mit Herz“

Wie steht das Kinderherzzentrum in Hamburg im Vergleich zu anderen Herzzentren da?

Mir: Ich würde sagen, wir zählen zu den drei führenden Einrichtungen seiner Art in Deutschland. Es handelt sich um ein großes Herzzentrum mit einem großen Einzugsgebiet bis nach Kiel, Hannover, Berlin und Oldenburg. Um die Behandlungen zu verbessern und bessere Expertisen zu erlangen, richten wir den Fokus auf künftige Zentralisierung. Zudem stellt ein Schwerpunkt auch die Behandlung von Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern dar, die ein Kardiologe, der sich um Infarkte oder andere erworbene Herzkrankheiten kümmert, nicht behandeln kann. So wurde jüngst ein neuer Facharzt geschaffen, ein sogenannter EMAH-Arzt. EMAH steht für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern. Wir haben auch ein großes EMAH-Zentrum in unserer Uni-Klinik.


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Was hat Sie dazu veranlasst, sich auf Kinderherzkrankheiten zu spezialisieren?

Mir (lacht):Ich bin ein medizinischer Monogamist. Ich habe mich 1990 in Hamburg immatrikuliert und bis 1996 studiert. Seither bin ich immer noch hier und immer noch in der Kinderherzklinik, was ich nicht eine Sekunde lang bereut habe. Der Grund war ein ganz einfacher. Im Studentenunterricht hat ein ganz empathischer Dozent mit einer großen Faszination gelehrt. Dadurch wurde mir mein Berufswunsch ganz klar. Dabei bin ich damals eigentlich nach Hamburg gekommen, weil ich bei Hark Bohm an der Film-Akademie Regie studieren wollte. Aber ich wurde nicht angenommen. Zum Glück. 

Tickets gibt es vor Ort und im Vorverkauf unter: www.kickenmitherz.de. 12 Euro für Erwachsene, 6 Euro für Kinder ab 8 Jahren. Kleine Kinder frei.