Sobald die Temperaturen steigen, geht es wieder los. Viele Paddelfans haben vorausschauend ihre Kanus an den Alsterläufen in Hamburg geparkt.
Die Boot- und Stand-up-Paddling-Verleihe verpassen gerade ihren Geräten den letzten Schliff. Das Feiervolk holt seine aufblasbaren Schwimminseln aus den Kellern: It’s party time auf dem schönsten Stadtgewässer von Hamburg!
Hamburg: Sonnenanbeter ohne Rücksichtnahme
Doch ob es in diesem Jahr wieder so ausgelassen wie im letzten Sommer auf der Alster zugeht, ist fraglich. Oftmals war die Wasserader total überfüllt (MOIN.DE berichtete).
Zwischen den fahrenden Alsterdampfern schlängelten sich Kanus, SUPs und Schlauchboote, ohne Verkehrsregeln zu beachten. Chaos pur. Von den Schwimminseln tönte laute Musik, Bierkästen wurden zum Kühlen ins Wasser gelassen. Ohne Rücksichtnahme auf Ruhe- und Erholungssuchende, Anwohner und das Tierreich.
Gegen dieses ausgelassene Treiben regt sich in diesem Jahr Widerstand. Denn nicht nur für die Alsterschiff-Kapitäne bedeutet das Gefahr und Stress. „Die erhöhte Achtsamkeit und das ständige Verringern der Fahrgeschwindigkeit der Alsterdampfer ist sehr nervenaufreibend“, sagt Kapitän Matthias Kruse (54) vom Verein Alsterdampfschiffahrt.
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Wer ist ihm und seinen Kollegen am meisten ein Dorn im Auge? „Die Stand-up-Paddler, weil sie sich vielfach nicht an die Fahrregeln halten. Denn sie empfinden sich nicht als Bootsführer. Außerdem leiden wir unter den alkoholisierten Bootsfahrern. Das trifft am meisten auf die Kanuten zu. Diese Art von Vatertagstouren, die den ganzen Sommer über stattfinden. Da haben sich Exzesse herausgebildet, dem Einhalt geboten werden muss.“ Wie kann das umgesetzt werden?
Hamburg: Viele Kanus säumen den Uferbereich
„Dafür gibt es gesetzliche Grundlagen“, sagt Kruse. „Die Wasserschutzpolizei kann sich auf die Hafenverkehrsordnung und die allgemeinen Fahrregeln der Seeschifffahrtsstraßenordnung berufen. Aber bevor wir neue Regeln schaffen, sollte man dafür sorgen, dass die vorhanden eingehalten werden.“
Matthias Kruse spricht auch ein weiteres Problem an: das dauerhafte Parken von Kanus an Uferbereichen. „Private Boote werden einfach wild gelagert.“ Die Alsterdampferschiffahrt unterhält zwei Ponton-Anlagen. Eine an der Bachstraßen-Brücke/Osterbekkanal und eine am Museum der Arbeit. „Leute schließen einfach ihre Boote dort ans Geländer mit Fahrradschlössern an. Was denken die sich eigentlich dabei, ohne zu wissen, wessen Eigentum das ist?“
Eine Spaßbremse möchte Kruse aber keinesfalls sein. Sein Vorschlag: „Die Sportboot-Benutzer und vor allem die Stand-up-Paddler müssten von den Verleihern besser über die Fahrregeln auf der Alster informiert werden. Und die Wasserschutzpolizei sollte den Alkoholkonsum auf der Alster stärker überprüfen. Der Konsum von Alkohol ist beim Schiffsverkehr nicht gestattet. Das ist wie beim Fahrradfahren. Da muss man sich auch an die Verkehrsregeln halten.“
Hamburg: „Alsternutzer müssen besser informiert werden“
Kruse ist nicht der einzige, dem ein besseres Miteinander am Herzen liegt. Mitte April trafen sich auf Initiative der Umweltbehörde Mitstreiter zu einem (digitalen) runden Tisch. Dabei waren: Vertreter der Behörde, der Wassersportvereine und Verbände, die Alstertouristik, des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und vom Interessen-Zusammenschluss „Lebendige Alster“.
Dessen Sprecher sagt: „Die Artenvielfalt ist auf ungestörte Ufer- und Schilfbereiche angewiesen. Deshalb müssen diese mehr geschützt werden.“ Auch ihm missfallen unvorsichtige Stand-up-Paddler und Boote-Wildparker am meisten.
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„Alle Alsternutzer müssen besser informiert werden, damit sie mehr Rücksicht nehmen.“ Gegen das Abstellen von Booten auf öffentlichem Raum hat er einen Vorschlag: „Es sollten für die Boote Abstell-Elemente an der Alster und den Kanälen installiert werden, um die Wildtiere zu schützen, die den Uferbereich brauchen. Für die Finanzierung könnten kleine Mieten erhoben werden.“
Was sagt Jan Dube, Sprecher der Umweltbehörde, zum Schönwetter-Chaos auf der Alster? „Die Alster soll weiter für alle da und zugänglich sein. Wir wollen dazu beitragen, mögliche Interessenkonflikte klug und im Vorfeld zu erkennen und zu lösen.“