Den Bau von 10.207 neuen Wohneinheiten hat die Stadt Hamburg im vergangenen Jahr genehmigt. Damit überschritt die Hansestadt 2021 die selbst gesteckte Zielmarke von 10.000 trotz coronabedingter Schwierigkeiten.
„Selbst unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie ist es im vergangenen Jahr gelungen, den Bau von mehr als 10.000 neuen Wohnungen zu genehmigen“, sagte dazu Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und lobte das Hamburger Bündnis für das Wohnen als Erfolgsmodell. Doch die Nachricht löste in Hamburg nicht nur Euphorie aus. Deutliche Kritik kam jetzt vom Naturschutzbund (NABU).
Hamburg: NABU kritisiert massiven Ausbau
In einer Pressemitteilung fordert der NABU „einen stärkeren Fokus auf Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft beim Wohnungsbau“. Auch die dafür genutzte Fläche müsse von der Politik berücksichtigt werden. „Dabei ist unendliches Wachstum auf der endlichen Ressource Fläche schlichtweg nicht möglich und mit Blick auf eine perspektivisch abnehmende Bevölkerung kaum sinnvoll“, meint Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.
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„Dort, wo gebaut wird, müssen Klimaanpassung und Naturverträglichkeit direkt mitgedacht werden.“ Der NABU kritisiert, dass durch den Wohnungsbau große Flächen versiegelt werden. Der Wohnungsbaupolitik in Hamburg seien zudem natürliche Grenzen gesetzt, denn die Landschaftsschutz- und Naturschutzgebiete der Stadt dürften laut dem Ergebnis einer Initiative nicht weniger als 30 Prozent betragen.
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Daten und Fakten über Hamburg:
- Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
- Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
- Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
- Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
- Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
- International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.
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„Bauen, bauen, bauen schadet dem Klima und der Umwelt. Der Preisspirale kann auch mit kluger politischer Steuerung begegnet werden“, heißt es weiter. Die Stadt könne etwa mehr tun, um dem Anstieg der Mieten entgegenzuwirken. In diesem Zuge kritisiert der NABU eine „investorenfreundliche Wohnbaupolitik“, die neue teuere Wohnungen begünstigt und den Mietenspiegel heben würde.
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„Jedes nicht neu gebaute Gebäude wäre der beste Klimaschutz“, so Siegert. Da Hamburg durch seine Wasserlage besonders vom Klimawandel betroffen sei, sei es außerdem notwendig, den möglichen Folgen wie Hochwasser und Hitze besondere Aufmerksam zu schenken und die Neubauten anzupassen.
Hamburg: Immobilienunternehmer erfreut
Der Landesverband Nord des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) zeigte sich hingegen erfreut über die neuen Wohneinheiten: „Neue Wohnungen sind das, was wir dringend brauchen, wenn wir langfristig bezahlbare Mieten und Kaufpreise haben möchten“, sagte der BfW-Nord-Vorstandsvorsitzende Sönke Struck. „Insofern ist es ein gutes Zeichen, wenn sich in der Stadt weiterhin die Baukräne drehen.“
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Nach Angaben der Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt seien die Baubedingungen 2021 erschwert gewesen. „So ist die Lage im Baugewerbe an vielen Stellen angespannt. Die Baustoffpreise haben massiv angezogen, für manche Materialien bestehen Rohstoffknappheit und Lieferengpässe. Die Pandemie hat obendrein zu Verzögerungen in Planungsprozessen und Zurückhaltungen bei Investoren geführt.“ (mik mit dpa)