Veröffentlicht inHamburg

Tchibo: Haben die Filialen ausgedient? „Brauche nichts von hier“

Tchibo-Filialen – wer kennt sie nicht. Doch wer braucht wirklich Multi-Zerkleinerer und teuren Kaffee vor Ort? Ein Besuch in Hamburgs Innenstadt.

Tchibo
© Maen Gesmati

Das ist das Familienunternehmen Tchibo

Tchibo gehört zu den weltweit größten Kaffeeröstereien der Welt. Das ist die Geschichte des Familienunternehmens im kurzen Überblick.

Das Hamburger Traditionsunternehmen Tchibo ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der Stadt und begeistert mit seinen zahlreichen Filialen. Von der Alster bis zur Elbe zieht Tchibo täglich Anwohner und Touristen gleichermaßen an, die sich von den wechselnden Angeboten und der einladenden Atmosphäre angezogen fühlen.

In der heutigen Zeit stellt sich die Frage, ob Onlineshops viele Filialen ersetzen können. Bei Tchibo können Kunden bereits eine Vielzahl an Produkten wie Mode, Haushaltswaren, Deko, Sportartikel und Technik bequem online bestellen, ohne das Haus verlassen zu müssen. Doch bleibt die Frage: Wird es bald keine Filialen mehr geben?

Tchibo: Braucht es die Filialen noch?

Mitten im lebendigen Herzen Hamburgs, direkt vor dem Rathaus, sitzen Kaffeeliebhaber entspannt auf Stühlen und Sitzsäcken. Sie genießen die Sonne und ihren Kaffee an der Ecke vor Tchibo. Während viele die Filiale am Rathausmarkt betreten, zieht es die meisten jedoch nur zu dem Getränk, das Tchibo groß gemacht hat: Kaffee.

In der Filiale zieht der verlockende Duft von frisch gebrühtem Kaffee von der rechten Seite fast alle Besucher an, die sich in einer Schlange vor der Kaffeebar aufstellen. Auch vor den Backwaren, Tartes und herzhaften Snacks versammeln sich viele, um ein Franzbrötchen zusammen mit dem leckeren Kaffee zu verzehren. Doch auf der Fläche im linken Bereich, wo Produkte wie Mode, Haushaltswaren, Deko und Sportartikel angeboten werden, sind nur wenige Personen zu sehen.

Unter den wenigen Menschen steht ein älteres Paar, das sich lange einen Multizerkleinerer ansieht, ein wenig darüber diskutiert, ob man das Gerät wirklich braucht, und es schließlich für 12,99 Euro kauft. Jörn und seine Frau besuchen selten die Filiale am Rathausmarkt. „Wir wohnen nicht hier und haben bei uns in der Nähe auch einen Tchibo“, erzählt er gegenüber MOIN.DE. „Wir bummeln gerne mal durch die Tchibo-Filiale und kaufen selten etwas. Aber Kaffee kaufen wir nie, der ist uns zu teuer.“

+++ Tchibo: Warum junge Leute den Konzern meiden – und sich selbst damit schaden +++

Eine Badematte für 19,99 Euro ist dem Paar ebenfalls zu teuer. Sie entscheiden sich dagegen und verlassen die Tchibo-Filiale nur mit dem Multizerkleinerer. Doch was findet das Paar an Tchibo besonders? „Hier gibt es viele Dinge, die man als Rentner kauft und nie benutzt – das machen wir auch manchmal“, sagt Jörg schmunzelnd. Früher habe er über Tchibo auch kurze Reisen gebucht, doch mittlerweile ist er nur selten in einer Filiale. Er fügt hinzu, dass er den Laden vor dem Hamburger Rathaus nicht vermissen würde, wenn es ihn nicht mehr gäbe.

Tchibo: Bekannte Filiale nur als Café

Während das Paar sich auf die Mönckebergstraße begibt, sitzt eine Dame entspannt mit ihrem Kaffee auf einem Stuhl. Sie nimmt den ersten Schluck und genießt die Sonnenstrahlen. Im Durchschnitt kommt sie einmal pro Woche in die Filiale, kauft aber nichts außer Kaffee. „Für mich ist diese Filiale nur ein Café. Sonst brauche ich nichts von hier“, erzählt sie gegenüber MOIN.DE. Sie arbeitet in der Nähe und nutzt ihre Pausen bei schönem Wetter, um den leckeren Kaffee von Tchibo zu genießen. Die anderen Produkte interessieren sie jedoch nicht.

Falls diese Filiale nur als Café betrieben würde, würden viele Besucher keinen Unterschied merken. Wenn Tchibo die anderen Produkte aus dem Sortiment nimmt und die gesamte Fläche von 250 Quadratmetern als Café nutzt, wäre das für einige ideal. Nun fragen sich manche, ob bald einige Filialen verschwinden und die Kunden sich vermehrt dem Onlineshop zuwenden. Denn laut dem Statistischen Bundesamt hat der Online-Handel in den letzten Jahren um satte 170,1 Prozent zugelegt.

Für ein Paar aus Harburg wäre das ein bitterer Schock. Renate und Jörg besuchen regelmäßig die Tchibo-Filiale. „Einmal im Monat sind wir hier und kaufen Kaffeepakete. Bei uns im Phoenix Center gibt es auch einen Tchibo und dort kaufen wir oft Kleidung, Bettwäsche und Dekoartikel“, erzählt Renate, während sie ihre neue Regenjacke in der Tasche trägt, die sie gerade bei Tchibo gekauft hat. Für die beiden wäre es unvorstellbar, die bekannte Tchibo-Filiale in der Innenstadt nur als Café zu sehen. „Wir sind mit Tchibo aufgewachsen und kaufen immer gerne dort ein. Online bestellen wir nie und das werden wir auch nicht tun“, erklärt Renate entschlossen.


Mehr News:


Was Tchibo plant, bleibt unklar. Ob es weniger Filialen geben und der Fokus stärker auf den Online-Verkauf und Cafés gelegt wird, ist noch offen. Allerdings bezeichnet das Unternehmen die Filiale am Rathaus als Flagshipstore – die Vorzeigefiliale der Marke, meist groß und zentral gelegen, mit besonderem Angebot und exklusiven Produkten, um das Markenimage zu stärken.