In Norderstedt sollen private Veranstaltungen in einer beliebten Hochzeitslocation ab sofort verboten werden.
Für viele bedeutet das: Der Traum von der Märchenhochzeit könnte nun platzen. Zumindest für diejenigen, die ihre Hochzeit in diesem Jahr im Strandhaus am Stadtparksee in Norderstedt schon geplant haben.
Norderstedt: Streit lässt Träume platzen
Der Grund dafür ist ein Streit zwischen den Pächtern des Strandhauses und den Stadtwerken Norderstedt. Ohne Absprache verlängerte ein Mitarbeiter der Stadtwerke den Pachtvertrag mit den aktuellen Pächtern. Der Mitarbeiter wurde entlassen und auch der Pächter soll nun aus dem Vertrag verschwinden – dabei gilt dieser noch weitere 20 Jahre.
Der Grund dafür, dass die Stadtwerke den Vertrag eigentlich nicht hätten verlängern wollen, war eine Situation, die im Sommer 2020 eskalierte: Es wurde gestritten, wer über das gastronomische Angebot im Park entscheiden darf.
„Wir sind überrascht und bedauern das Verbot der Stadtwerke Norderstedt. Die Entscheidung, keine weiteren geschlossenen Veranstaltungen im Strandhaus zu genehmigen, können wir nicht nachvollziehen“, sagt Christoph Clauß, kaufmännischer Leiter des Strandhauses im Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“.
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Das ist Norderstedt:
- liegt im Süden von Schleswig-Holstein
- ist nach Einwohnerzahlen nach Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster die fünftgrößte Stadt im nördlichsten deutschen Bundesland
- wurde am 1. Januar 1970 gegründet
- ist die größte Stadt des Kreises Segeberg
- steht flächenmäßig nach Lübeck, Fehmarn, Kiel, Neumünster und Brunsbüttel auf Platz sechs der Städte Schleswig-Holsteins
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Fast 60 Veranstaltungen stehen für das Jahr 2022 bisher im Terminkalender. Am 22. April sollte eigentlich die nächste Hochzeit dort stattfinden.
Christoph Clauß informiert nun alle Paare, um ihnen die Lage mitzuteilen. „Die sind aus allen Wolken gefallen. Sie haben bestürzt reagiert und standen total unter Schock“, sagt Clauß.
So kurzfristig einen neuen Ort zu finden ist keine Lichte Aufgabe. „So schnell findet man keine alternative Location. Außerdem haben sich die Leute bewusst dazu entschieden, im Strandhaus zu feiern. Sie haben Gäste eingeladen, die sich bereits Hotels in der Nähe gebucht haben.“
Stadtwerke Norderstedt sehen die Schuld beim Pächter
In einer Pressemitteilung der Stadt Norderstedt heißt es hingegen, dass die Stadtwerke und der Pächter im März 2021 einen Vergleich vereinbarten, in dem auch die bis dahin angenommenen Veranstaltungen des Pächters seitens der Stadtwerke genehmigt wurden.
Die Stadtwerke würden Veranstaltungen in dem Strandhaus grundsätzlich befürworten, setzten allerdings einen Antrag auf Genehmigung voraus. Diese seien aber niemals ordnungsgemäß vom Pächter gestellt worden.
„Der Durchführung einer für April 2022 unangemeldet geplanten Veranstaltung haben wir daher widersprochen. Von der ohne unsere Zustimmung erfolgten Entgegennahme einer ganzen Reihe weiterer privater Veranstaltungen haben wir erst durch ein anwaltliches Schreiben vom 23.03.2022 und aus den Medien erfahren. Die Leidtragenden unter der aktuellen Situation sind diejenigen, die auf die Verlässlichkeit einer Buchung beim Betreiber des Strandhauses vertraut haben und nun feststellen müssen, dass ihnen Termine eigenmächtig und ohne Grundlage zugesagt wurden“, so Stadtwerkesprecher Oliver Weiß.
„Nun weist das Strandhaus jegliche Verantwortung von sich und fordert öffentlich, die Veranstaltungen zu erlauben und damit nachträglich ihre wiederholten und umfangreichen Verstöße zu billigen. Von einem Geschäftspartner, der dies für 20 bis 30 Jahre sein möchte, müssen wir zum Wohl der Gäste des Strandhauses und des Stadtparks mehr Verlässlichkeit und weniger Eigennutz erwarten“, stellt Weiß klar.
Norderstedt-Einwohner sind dennoch wütend
Diese Entscheidung macht nun in sozialen Netzwerken die Runde. Die Einwohner in Norderstedt können es nicht nachvollziehen.
In einer Facebook-Gruppe für Norderstedter diskutieren die Mitglieder darüber. „Es ist an der Zeit, dass die Bürgermeisterin dazwischen geht und Ihnen eine Lösung anbietet mit der beide Seiten leben können. Es kann aber nicht angehen, dass die Norderstedter darunter weiter leiden müssen. Das ist doch Kindergarten!“, schreibt ein Mann.
Jemand antwortet dem Mann folgendermaßen: „Nein, nicht Kindergarten. Es ist die Perversion der Macht. Komischerweise erlebt man es in Norderstedt immer wieder. Es werden scheinbar Posten mit Personen belegt denen die eigene Wichtigkeit wichtiger ist als die tatsächliche.“
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Eine Frau schreibt ihre Meinung dazu: „Mit welcher Berechnung verbieten die Stadtwerke feiern im Strandhaus, niemand wird belästigt, oder gestört, alles läuft nach Vorschrift ab. Man sollte sich im Stadtpark zur Demo verabreden!“ Und: „Riesen Schweinerei“, schreibt ein Anwohner unter dem Beitrag.
Nun versucht der kaufmännische Leiter des Strandhauses eine Lösung zu finden, durch eine einstweilige Verfügung gegen das Veranstaltungsverbot zu erwirken.
„Für uns stehen jetzt die Gäste im Fokus, deren Veranstaltungen gebucht, aber noch nicht von den Stadtwerken genehmigt sind. (…) Unsere Gäste können und dürfen nicht die Leidtragenden des Konflikts mit den Stadtwerken sein“, sagt Christoph Clauß gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“.
Auch die Stadtwerke bieten ihrerseit Unterstützung für Betroffene. „Allen, die Hochzeiten und sonstige geschlossene Veranstaltungen beim Strandhaus gebucht und auf die Erfüllung ihrer Bestellungen durch die Strandhaus Norderstedt GmbH vertraut haben, bieten die Stadtwerke Norderstedt gegen Vorlage ihres Vertrages an, Belege zur Regelung und Wahrung ihrer Interessen zur Verfügung zu stellen”, heißt es in der Pressemitteilung. (mae)