In der Nordsee gibt es viele Inseln. Ob Sylt, Norderney, Föhr, Amrum oder Borkum – jede Destination steht für ein besonderes Flair und hat seine eigenen Liebhaber.
Für Jörg Haarmann aus Bochum war das jahrelang die Insel Juist. Schon seit seiner Kindheit machte er, gemeinsam mit der Familie, regelmäßig Urlaub an der Nordsee. Doch das hat sich inzwischen geändert.
Nordsee: Schon als Kind war er regelmäßig auf der Insel
Dabei war die Insel jahrelang für ihn, wie für viele andere, „so etwas wie eine Familientradition“, sagt der 54-Jährige. „Meine Großeltern sind erstmals zu ihrer Silberhochzeit nach dem Krieg Anfang der 60er Jahre nach Juist gefahren, meine Eltern haben ihre Hochzeitsreise dahin gemacht und dann haben die Familienurlaube eben auch dort stattgefunden.“
Erstmals war er 1968 auf Juist und so hat der Bochumer auch die Zeit miterlebt, in der es keinen Hafen an der Insel gab, sondern lediglich einen Anleger draußen im Watt. „Die Gäste sind dann von dort mit einer kleinen Inselbahn auf die Insel gebracht worden“, erinnert sich Jörg bei MOIN.DE.
Doch dann hat sich die Gemeinde irgendwann dazu entschlossen, einen Inselhafen zu bauen – „weil der Transport sehr mühsam und sehr teuer war“, sagt Jörg. Anfang der 80er-Jahre wurde er in Betrieb genommen.
Durch den Hafen kamen mehr Touristen auf die Nordsee-Insel
Der Hafen machte es natürlich leichter, Juist zu erreichen – auch wenn die Insel noch immer tideabhängig ist, also nur dann angefahren werden kann, wenn Flut ist. Das unterscheidet sie von größeren Inseln wie Norderney oder Sylt.
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Das ist die Nordsee:
- die Nordsee ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans
- die Nordsee ist ein wichtiger Handelsweg und dient als Weg Mittel- und Nordeuropas zu den Weltmärkten
- die Fläche beträgt 570.000 Quadratkilometer
- sie ist bis zu 700 Meter tief
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„Und entsprechend hat sich ab dem Zeitpunkt die Insel noch mehr Richtung Tourismus entwickelt, als es vorher war. Sie mag vorher etwas verschlafener gewesen sein, aber nachdem sie nun besser zu erreichen war, ist sie auch für noch mehr Menschen attraktiver geworden“, so Jörg.
Und das führte letztlich zu seiner Entwicklung, die ihm alles andere als gefällt. „Was ich in den letzten Jahren erlebt habe, ist, dass die Insel sehr, sehr teuer geworden ist.“ Juist sei immer teuer gewesen – „und das ist auch nachvollziehbar, weil es eben so mühsam und aufwendig ist, dorthin zu kommen.“
Keine Autos auf der Nordsee-Insel
So fahren auf Juist zum Beispiel auch keine Autos. Fast alles wird mit dem Pferdefuhrwerk gemacht. Nicht nur Gäste und Einheimische, sondern auch Lebensmittel, Möbel und Baustoffe werden durch Pferde transportiert.
„Und das macht es natürlich auch schon, allein was den Transport angeht, teuer. Das macht Waren teuer, es macht alles ein bisschen umständlicher und von daher muss das natürlich schon alles eingepreist werden“, weiß Jörg um die Umstände auf Juist.
Urlauber vergleicht Juist mit anderen Nordsee-Inseln
Doch so schön und besonders die Insel auch für ihn sei und immer bleiben wird, denn er und seine Frau haben dort geheiratet: „Die Preisentwicklung in den letzten Jahren, die ist für mich nicht mehr nachvollziehbar.“
Und das erklärt der zweifache Vater so: „Wenn ich mir die Preise der Unterkünfte dort ansehe und sie mit anderen Inseln vergleiche, zum Beispiel mit Sylt oder der holländischen Insel Texel, das kann ich für mich nicht rechtfertigen.“
Urlaub auf anderer Nordsee-Insel brachte ihn ins Grübeln
Das wurde ihm vor einigen Jahren klar. 2016 machte er zum letzten Mal mit seiner Familie Urlaub auf Juist. In der Hauptsaison, irgendwann zwischen Ende Juli und Anfang August „Wir haben für eine mittelmäßig aufgestattete Ferienwohnung 1.200 Euro bezahlt für eine Woche“, erinnert sich Jörg.
Ein Jahr später seien er und seine Familie dann im gleichen Zeitraum auf Sylt gewesen. „Da hatten wir eine Wohnung, die deutlich neuer, moderner und komfortabler eingerichtet war, wo ein Schwimmbad im Haus war und eine Sauna für alle Gäste – und das hat das Gleiche gekostet.“
Wer nun glaubt, dass die Ferienwohnung weit ab vom Schlag gelegen hätte, der irrt. „Das war in Westerland und in Strandnähe – fußläufig drei bis vier Minuten“, sagt der 54-Jährige. „Und da bin ich ins Grübeln gekommen.“
Nordsee-Insel „für unsere Familie nicht mehr so attraktiv“
Juist sei eine tolle Insel, „wenn man Strandurlaub mag, wenn man die Ruhe will“, so Jörg. „Aber wenn da mal nicht so schönes Wetter ist, ist es nicht ganz so toll, weil man nicht so viele Möglichkeiten hat.“
Größere Inseln wie Sylt oder Texel hätten natürlich auch ein viel breiteres Angebot an Freizeitmöglichkeiten, gerade für Familien. Und so kommt er zu dem Schluss: „Das weiß ich eigentlich, wenn ich nach Juist fahre.“
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Es gebe sicherlich noch sehr viele Menschen, die gerade diese Ruhe und diese Abgeschiedenheit suchen würden. „Aber für unsere Familie war das eben nicht mehr so attraktiv.“ Auch immer im Hinterkopf, was dieser Urlaub gerade kostet.
Urlauber wird noch einmal auf die Nordsee-Insel fahren
Ganz abgeschwört hat aber auch Jörg der kleinen Nordsee-Insel nicht. In diesem Jahr will er, gemeinsam mit seiner Frau, noch einmal nach Juist fahren. Anlass ist ein zweites Treffen der Juister Hochzeitspaare.
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Das ist Juist:
- Juist ist eine der ostfriesischen Inseln im niedersächsischen Wattenmeer der Nordsee
- sie liegt zwischen Borkum im Westen und Norderney im Osten
- Die Insel hat eine Länge von 17 Kilometern und ist damit die längste der ostfriesischen Inseln
- Auf der Insel befindet sich die gleichnamige Einheitsgemeinde Juist, die zum Landkreis Aurich in Niedersachsen gehört
- Auf der Insel gibt es zwei Ortsteile: den in Westdorf und Ostdorf unterteilten Hauptort sowie Loog
- Juist hat nur 1.524 Einwohner (Stand 31. Dezember 2019)
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Im Juli 1996 hat das Paar dort geheiratet. „Damals war das noch nicht so verbreitet. Wir waren, glaube ich, das sechste Paar, dass in dem Jahr auf der Insel geheiratet hat.“ Heute würden mehr als 100 Paare jährlich sich dort das Ja-Wort geben, sagt der Bochumer.
Wiedersehen mit der Nordsee-Insel zu einem besonderen Anlass
Vor zwei Jahren hatte der damalige Standesbeamte zu einem Treffen aller Hochzeitspaare aufgerufen, die er selbst getraut hat und auf Facebook dazu aufgerufen, dass alle Paare, die auf Juist geheiratet haben, sich melden können.
Diese sollten dann an einem Wochenende für ein bisschen Programm auf die Nordsee-Insel kommen. Das war im September 2019. „Wir waren, glaube ich, 36 Paare und es gab nochmal eine Erneuerung des Trauversprechens am Strand“, berichtet Jörg. „Richtig schön.“
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In diesem Jahr soll es ein Wiedersehen geben – „hoffentlich“. Das passt insofern sehr gut, da Jörg mit seiner Frau in diesem Jahr Silberhochzeit feiert. „Diese Gelegenheit wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und tatsächlich nochmal nach Juist fahren.“