Pottwale wandern bei der Nahrungssuche durch den Atlantik. Immer wieder verirren sie sich dabei auch in die Nordsee – das kann eine tödliche Falle für die Tiere sein.
Vor fünf Jahren starben 30 der Tiere bei einer der größten Strandungen an den Nordsee-Küsten. Zwei Wale strandeten damals vor Wangerooge. Wissenschaftler rätseln bis heute über diese Entdeckungen am Strand damals. Sie haben mehrere Theorien, wie es dazu kommt, dass die Pottwale auf Abwege geraten.
Nordsee: Das Leid der Tiere bewegt
Hans-Ulrich Rösner, Leiter des WWF-Wattenmeer-Büros, sagt, dass solche Strandungen im Wattenmeer eher selten seien. Doch wenn es dazu komme, bewege das Leid der Tiere viele Menschen.
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Bei Pottwalen sind Strandungen besonders spektakulär, da die sehr sozialen Tiere in Gruppen unterwegs sind. „Diese Unglücke passieren, wenn die Pottwale beim Vorbeischwimmen an England falsch abbiegen, in die Nordsee gelangen und dann Orientierungsprobleme bekommen“, sagt Rösner. So ist es wohl auch den Wangerooger Walen ergangen.
Denn gerade die Jungbullen verbringen eigentlich den Winter zur Futtersuche oft im Nordatlantik. Auf ihrem Rückweg gen Süden können sie dann in die Nordsee geraten – ein tödlicher Irrweg.
Nordsee: „Die spannende Frage ist: Warum ist das passiert?“
So ist es wohl auch den Wangerooger Walen ergangen. „Die spannende Frage ist: Warum ist das passiert? Das ist schwer zu beantworten. Es gibt da verschiedene Theorien“, erklärt Britta Schmidt von der Niedersächsischen Nationalparkverwaltung. Schmidt war im Januar 2016 selbst auf Wangerooge im Einsatz, als die Kadaver geborgen wurden.
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Das ist die Nordsee:
- die Nordsee ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans
- die Nordsee ist ein wichtiger Handelsweg und dient als Weg Mittel- und Nordeuropas zu den Weltmärkten
- die Fläche beträgt 570.000 Quadratkilometer
- sie ist bis zu 700 Meter tief
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Eine Theorie sei, dass die Wale bei der Nahrungssuche etwa einem Kalmarschwarm folgten und sich so in die Deutsche Bucht verirrten. Eine andere sei, dass Sonnenwinde, die auf das Magnetfeld der Erde wirken, Einfluss auf den Orientierungssinn der Tiere nehmen könnten.
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Möglicherweise habe auch Unterwasserlärm den Zug der Tiere gestört. „Wir haben vor dem Wattenmeer die stärkste befahrene Schifffahrtsroute der Welt“, sagt Schmidt. Auch der Lärm von Bohrungen, Sprengungen oder militärischen Übungen könnte die Wale von ihrem Kurs ablenken.
Nordsee: Forscher gehen von mehreren Gründen aus
Der Mensch trage womöglich eine Mitschuld, sei aber nicht allein für die Unglücke verantwortlich, sagt Peter Lienau, Geschäftsführer des Norddeicher Waloseums. Denn Strandungen seien über Jahrhunderte überliefert – also auch vor der Industrialisierung und dem vermehrten Eingriff der Menschen in das Meer.
Auch Forscher, die die toten Wale 2016 untersuchten, gehen davon aus, dass es nicht einen einzigen Grund für die Strandungen gab. Für sie ist es sehr wahrscheinlich, dass eine Kombination verschiedener Umweltfaktoren dazu führte, dass die Pottwale sich so dicht an die Küste verirrten. Hinweise auf Krankheiten oder Schwächungen fanden die Forscher nicht.
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Das sind Pottwale:
- Der Pottwal ist ein in allen Ozeanen verbreiteter Wal aus der Unterordnung der Zahnwale.
- Unter den Zahnwalen ist er der einzige Großwal.
- Pottwale ernähren sich vorwiegend von Tintenfischen.
- Die Bullen können dabei in Tiefen von mehr als 1.000 Meter tauchen.
- Pottwalmännchen sind deutlich größer und schwerer als Weibchen.
- Große Bullen erreichen Längen von über 20 Metern und Gewichte von über 50 Tonnen.
- Sie sind damit die größten bezahnten Tiere der Erde.
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Bekannt ist aber: Geraten die Wale erst einmal in die flacheren Randbereiche der Nordsee, funktioniert ihr Ortungssystem nicht mehr so gut. Denn Pottwale, die sonst bis zu 2000 Meter tief tauchen, orientieren sich per Schall über ein Echolot – ein System, das eigentlich auf die Tiefsee ausgelegt ist.
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Solche Unglücke an Nordsee-Stränden kaum vermeidbar
Für die Tiere kommt dann meist jede Hilfe zu spät. „Wenn Pottwale kurz davor sind, an der Nordseeküste zu stranden, dann sind die Handlungsmöglichkeiten extrem gering“, sagt Rösner. Experten sind sich daher einig: Solche Unglücke wie 2016 vor Wangerooge und an anderen Nordseestränden sind kaum vermeidbar.
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„Es kann immer wieder passieren“, sagt auch Lienau. Aufgrund des strengen Schutzes der Tiere sei davon auszugehen, dass sich die Pottwalbestände erholen, sagt Schmidt. „Sollten es wieder mehr Tiere werden, könnte es künftig möglicherweise auch zu mehr Strandungen kommen.“ Allerdings gibt es zu den Beständen keine belastbaren Zahlen.
Die gestrandeten Wale von 2016 haben heute aber noch einen Nutzen, für die Wissenschaft und die Umweltbildung. An vielen Orten an der Nordseeküste in Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind Pottwal-Skelette in National-Parkhäusern und Ausstellungen zu sehen. Das Skelett eines der vor Wangerooge geborgene Tiere dient nun im Wangerooger Nationalparkhaus als Anschauungsobjekt. (dpa)